Thread: Wie die Jugend in die Zukunft schaut
Das Internet ist eigentlich eine tolle Erfindung. Noch nie war es so einfach, an Informationen zu kommen oder sich politisch zu engagieren. Doch wo Licht ist, da ist auch viel Schatten, denn mit der Informationsflut kommt auch der Eindruck, ihr machtlos gegenüber zu stehen. Ob Urheberrechtsreform, Klimakatastrophe, Wirtschaftskrise oder der Krieg in der Ukraine, schonungslos bekommt man serviert, was im Alltag häufig untergeht oder in den Nachrichten oft weniger als eine Minute gezeigt wird, wenn überhaupt. Sicher, das Internet ermöglicht, sich zu vernetzen. Eine Umweltbewegung wie Fridays for Future wäre zwar ohne das World Wide Web nicht undenkbar, allerdings hätte es viel länger gedauert, bis sie zu entsprechender Größe herangewachsen wäre und ausreichend Einfluss gehabt hätte. Und da sind wir auch schon beim nächsten Dilemma, denn all die gute Vernetzung nützt am Ende nichts, wenn die junge Generation den Eindruck bekommt, ihre Probleme werden nicht gehört, ignoriert oder von Politikern im (beinahe) Rentenalter kleingeredet. Eine repräsentative Studie unter 14- bis 24-Jährigen im Auftrag der Vodafone-Stiftung enthüllte nun, wie pessimistisch die Generation Z in die Zukunft blickt. Der Twitteruser @BentFreiwald hat sich die Studie genau angeschaut und darüber diesen Thread geschrieben. Ein lauter Weckruf in Richtung Politik.
Gestern wurde eine neue Studie der Vodafone Stiftung veröffentlicht, bei der über 2.000 junge Menschen zwischen 14 und 24 befragt wurden.
Die Ergebnisse sind krass. Und sie verraten viel darüber, was unser Umgang mit Jugendlichen anrichtet 🧵
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Eins vorweg: Die Studie bekam nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit. Was auch daran liegt, dass keine Studie, bei der junge Menschen befragt werden, sonderlich viel Aufmerksamkeit bekommt. Motto: Sollen nicht so meckern, wir hatten es auch schwer, alle verweichlicht, weiter gehts.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Deswegen finde ich es wichtig, die Zahlen nochmal schwarz auf weiß zu sehen. Los geht´s mit der für mich wichtigsten:
73 Prozent der 14- bis 24-Jährigen sehen die Anliegen und Interessen der jungen Generation von der Politik nicht ausreichend berücksichtigt.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Fast noch verheerender ist das Gefühl mangelnder Selbstwirksamkeit:
67 Prozent haben das Gefühl, die Politik nicht beeinflussen zu können.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Schon das hat Folgen:
Gerade einmal die Hälfte der Befragten (50 Prozent) ist zufrieden damit, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert. Gerade einmal die Hälfte!
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Dabei haben 64 Prozent Interesse an politischen Themen. Und 66 Prozent nehmen Gleichaltrige als Teil einer Generation wahr, die politisch etwas verändern möchte.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Wie die Jugend in die Zukunft schaut? Die nächste Zahl sollten sich alle Boomer, die als Ziel hatten, „dass es ihren Kindern irgendwann einmal besser geht als mir“ gut ansehen. Diese Hoffnung ist Geschichte: nur 8 Prozent glauben daran, dass es ihren Kindern mal besser geht.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Und zu guter Letzt noch eine zerstörte Hoffnung: 28 Prozent haben die Hoffnung, dass das deutsche Bildungssystem 2050 erstklassig sein wird. Ich finde: ganz schön optimistisch.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Das kann man natürlich alles wegnicken. Machen ja auch die meisten. Ich werde oft belächelt, wenn ich schreibe, dass unser Umgang mit Jugendlichen der Demokratie schadet. Ich finde: Die Zahlen geben mir recht.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Deshalb schreibe ich auch gerade an einer siebenteiligen Serie zur Frage, wie wir Kindern und Jugendlichen mehr politische Macht geben können. Die ersten beiden Texte sind schon online👇 https://t.co/Eo3G6ITzIK
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Wer die Serie verfolgen möchte: Abonniert einfach meinen Newsletter. Dort gibt es jede Woche den neuen Artikel und eine kurze Analyse noch dazu. Für lau. ✊https://t.co/yBHq0mXdvy
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Fast vergessen. Hier der Link zur Studie: https://t.co/BpcxiZuvBG
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) April 6, 2022
Das sagen andere User:
Braucht es einen anderen Umgang mit Jugendlichen zum Schutz der Demokratie? Ja, das kann man so unterschreiben! Und es geht nicht nur den Jugendlichen so. Politikverdrossenheit ist ein Problem aller Altersklassen. Die treffendsten Kommentare und Reaktionen auf diesen Thread haben wir hier für euch zusammengetragen:
Deckt sich sehr mit meiner Wahrnehmung. Nach Artikel 13, FFF und Corona haben Jugendliche gelernt, dass ihre Stimmen in einer überalterten Gesellschaft nichts zählen.
Und wenn sie erst die Rente verstehen, brennt der Wald.
Der Generationenvertrag wurde längst gekündigt.
— Hieronymus Fux (@herr_fux_berlin) April 6, 2022
Und dass Rente nicht für Politiker gilt. Was haben die da mit Ü65 zu suchen? Sollen sie mal malen und im Park spazieren gehen. Aber nicht in spitzenpolitikerämter!
— AundO815 (@AundO815) April 6, 2022
Meine Kids sind 15 und 18 und meine Kinder, hätten genauso geantwortet. Mich als Mutter, wundert es überhaupt nicht und macht mich sehr traurig. Politik muss immer auch zur Hälfte für die Belange der Jugend und ihrer Zukunft ausgerichtet sein. Von der Ampel hätte ich es erwartet!
— 🕊️🌈☮️🕊️ (@Ankelotte2018) April 6, 2022
Das habe ich auch gedacht. Wenn uns jemand ernst genommen hätte, dann wären wir auch weiter. Und dafür, dass wir auch laut waren, für Gleichberechtigung, gegen AKWs usw auf der Straße waren, müssen wir uns heute anhören, wie seien ja nur verstaubte Boomer und eh an allem schuld.
— Simone Scholl (@SchollSimone) April 6, 2022
Das kannst du nicht vergleichen. Die heutige Jugend hat ganz andere Möglichkeiten.
Wer interessiert und engagiert ist, nutzt das Internet.
Hat den Vorteil, dass man gebündelte Informationen bekommt.
Hat aber auch den Nachteil, durch umfassende Infos frustriert zu werden.
— Roland Jeske (@RolandJeske) April 7, 2022
Deswegen ist es an der Zeit, dass Politik endlich von jüngeren Menschen gemacht wird.
— Sven (@M87Sven) April 6, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das für euch: