Wehret den Anfängen: Nie wieder ist jetzt!
Es ging letzte Woche durch alle Medien: Bei einem Geheimtreffen im November sollen AfD-Politiker, rechte Interessenvertreter und der österreichische Rechtsextremist und Kopf der Identitäten Bewegung, Martin Sellner, über einen Masterplan zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland beraten haben. Das Treffen fand in einem Hotel bei Potsdam statt und wurde von „Correctiv“ dokumentiert. Zwei CDU-Mitglieder waren ebenfalls anwesend. Laut Bericht stimmten die AfD-Politiker dem vorgestellten Konzept zu, das die „Remigration“ auch von deutschen Staatsbürgern mit Zuwanderungsgeschichte vorsieht. Ein persönlicher Referent von AfD-Parteichefin Alice Weidel sagte zu, die inhaltlichen Pläne des Treffens in die Partei zu tragen.
Was nach einer weiteren Abschiebeforderung oder Rückführung im weit (und mit falschen Zahlen) nach rechts verschobenen Diskurs zum Thema Migration klingt, beträfe laut den Architekten des Remigrationsplanes etwa 14 Millionen Menschen. Darunter auch Staatsbürger, denen man den Pass entziehen möchte, wenn sie nicht als „assimiliert“ bzw. integriert genug gelten. Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, dass sich hinter dem hier verwendeten Begriff „Remigration“ nichts anderes als Deportationsfantasien verbergen, die im Kern „Deutschland den Deutschen“ meinen. Unnötig zu erwähnen, dass dies dann natürlich beliebig erweiterbar ist und auf jeden zutreffen könnte, der der neuen Regierung nicht genehm ist. Und ja, das wäre de facto das Ende unserer Demokratie. So hat es damals auch angefangen.
Gott sei Dank hat das oben genannte Treffen nun auch viele Menschen wachgerüttelt, die bislang der Meinung waren, das Problem AfD würde sich von selbst lösen. In den vergangenen Tagen gingen in mehreren deutschen Städten Zehntausende gegen Rechtsextremismus und für ein AfD-Verbot auf die Straßen. Einige sind wütend, aber viele haben auch Angst, dass sich die Geschichte tatsächlich wiederholen könnte, wenn die AfD die Möglichkeit bekommt, zu regieren. Der nun folgende Thread von @BaharAslan_ fasst die aktuelle Stimmung zusammen.
Noch haben wir die Chance herauszufinden, was wir anstelle unserer Vorfahren getan hätten, um die Entwicklungen ab 1933 aufzuhalten. Nie wieder ist jetzt!
Ich bin in Köln geboren und aufgewachsen, bin hier zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung und mein Studium hier absolviert. Seit 2004 bin ich deutsche Staatsbürgerin und seit knapp acht Jahren im Staatsdienst tätig. Wenn ich mitansehen muss, wie wenig der…#Geheimplan
— Bahar Aslan (@BaharAslan_) January 11, 2024
…menschenverachtenden Politik der AfD etwas entgegengesetzt wird, packt mich die Angst, weil ich mich mit der Frage auseinandersetzen muss, inwiefern migrantische Leben in diesem Land (noch) geschützt sind.
— Bahar Aslan (@BaharAslan_) January 11, 2024
Ich bin müde davon, gegen die rassistischen Strukturen in diesem Land anzukämpfen, aufzuklären, zu mahnen, dagegenzuhalten und laut gegen Menschenfeinde zu sein. Wo ist der Zusammenhalt? Wo ist der Widerstand? Vor allem: Wo sind die Konsequenzen für eine Partei, die Millionen…
— Bahar Aslan (@BaharAslan_) January 11, 2024
…von Menschen „deportieren“ möchte? Der Rassismus in diesem Land prägte meine Vergangenheit und somit auch mein Leben: Von Solingen und NSU bis hin zum rassistischen Anschlag von Hanau, erinnere ich mich daran in ständiger Wut, Angst, Enttäuschung und Verzweiflung zu leben.
— Bahar Aslan (@BaharAslan_) January 11, 2024
Ich habe die stigmatisierenden Diskurse über Migrant*innen satt. Kein einziger Tag vergeht an dem ich nicht zur Projektionsfläche von Ressentiments gemacht werde. Warum sollen wir in diesem Land noch weiter leben, wenn wir nicht als einen Teil dieser Gesellschaft…
— Bahar Aslan (@BaharAslan_) January 11, 2024
…angesehen werden? Warum habe ich nicht das Recht mich in diesem Land sicher zu fühlen?
— Bahar Aslan (@BaharAslan_) January 11, 2024
Kommentare und Reaktionen:
Müssen wir mehr zu diesem Thema sagen? Jeder, der noch einen Funken Anstand und Empathie im Leib hat, sollte alarmiert sein, auf was wir uns zubewegen, wenn wir Verfassungsfeinde gewähren lassen oder glauben, sie würden sich in Regierungsverantwortung von selbst entzaubern. Denn im Gegensatz zur Weimarer Republik haben wir die Erfahrungswerte, die es damals nicht gab. Aber hören wir doch mal, was die Community zu sagen hat.
So ist es
Die Wannseekonferenz 2.0 der AfD muss den Staat zu beherztem Durchgreifen auf höchster Ebene bewegen. Diese Partei ist verfassungsfeindlich, strebt den kämpferischen Umbruch an.
— Volkat (@DortmundaBerlin) January 11, 2024
Wir sind mehr!
Ich kann nur von mir reden. Ich finde es großartig, in einem so Multikulturellen Land zu leben. Das bereichert uns in vielerlei Hinsicht.
Wieso dass jedoch rechts gesinnte Bürger:Innen, nicht verstehen, ist mir ein Rätsel.Ich hoffe das wir mehr sind, und die AfD verhindern.
— Der Kevin 📯 🇺🇦 (@Kevpow92) January 11, 2024
Einfach nur traurig
Meine Schwester ist 1990 nach den Pogromen in Rostock in die Karibik ausgereist mit ihrem Kind (PoC). Aus Angst. Inzwischen leben die Verwandten wieder hier in D. Jetzt geht der Scheiß wieder los. Am meisten macht mir Angst, wie viele Menschen das gutheißen.
— Princesa Caracol (@PrincesaCaracol) January 11, 2024
Danke
Sie haben dasselbe Recht, in diesem Land zu leben wie ich, das ist eine Selbstverständlichkeit. Und – wir sind mehr!
— Oliver Kaden (@HG31768) January 11, 2024
Das darf nicht vergessen werden
Es mag nicht viel bedeuten: meine Familie, meine Söhne und Tochter, ich.. wir sind froh über die Vielfalt, die auch durch Sie hier entstanden ist.
Die Sorgen werde ich Ihnen leider nicht nehmen können, denn ich teile diese.
Dennoch stehen Sie nicht alleine!— Dirk Schrader (@DirkSchrader_) January 11, 2024
Nie wieder ist jetzt
Da gebe ich Dir voll und ganz recht! Wenn wir nun nicht anfangen, wachen wir eines Tages auf und es ist wieder zu spät! Vielen Dank für Deine Nachrichten, die mich aufwecken hier etwas zu unternehmen!!
— Uwe Verkerk (@UVerkerk) January 11, 2024
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Hier könnt ihr noch reinschauen, wenn ihr mögt: