Thread: Laschets Afghanistan-Garantie
Gibt es eigentlich einen Fettnapf, in den der Kanzlerkandidat der Union nicht tritt? Quatsch erzählt im Sommerinterview, gelacht im Angesicht der schlimmsten Flutkatastrophe seines Bundeslandes, reihenweise Interviews abgesagt, ausgelacht von Elon Musk, von Klimaforschern widerlegt und als Lügner entlarvt. Kein Tag vergeht, an dem uns seine PR-Maschinerie nicht erklären muss, wie er denn Aussagen wie beispielsweise „2015 darf sich nicht wiederholen“ gemeint hat, wenn sie nach hinten losgegangen sind. Die Ähnlichkeiten zu Donald Trump sind inzwischen frappierend. Sogar die exklusive Zusammenarbeit mit dem Boulevard- und Hetzblatt BILD erinnert an die sprechende Orange mit der schrecklichen Frisur und dessen Kooperation mit Fox-News.
Wenn man den aktuellen Umfragen glauben mag, sprechen sich nur noch 16 Prozent für Armin Laschet (CDU) als Kanzler aus, selbst CSU-Chef Markus Söder spricht von „dramatischen“ Umfrageergebnissen und warnt abermals vor einem Machtverlust der Union. CDU und CSU haben ohnehin seit der 3. Corona-Welle und den Maskendeals mit stark fallenden Umfragewerten zu kämpfen. Die dramatische Ereignisse und das kolossale Versagen der Bundesregierung in Afghanistan kommen da noch erschwerend hinzu. Und von dem inhaltsleeren trumpistischen Wahlkampf der Union wollen wir gar nicht erst anfangen. Wie verzweifelt man in der Parteizentrale der Christdemokraten sein muss, erkennt man daran, dass immer mehr Dinge versprochen werden, für die man eigentlich keine konkreten Pläne hat und bei denen man so tut, als hätte die Partei nicht 16 Jahre lang die Regierungsverantwortung innegehabt. Digitalisierung und Klimaschutz sind da nur die aktuellsten Beispiele, die Laschet als Schlagwörter in jedem Interview anbringt, bei konkreten Nachfragen aber sofort ins Schlingern gerät. Den Gipfel der Schamlosigkeit erklomm er vor einigen Tagen, als er ganz nonchalant und vollmundig versprach, er würde garantiert alle afghanischen Helfer aufnehmen – wenn er denn zum Kanzler gewählt wird. Das Versprechen sorgte reihenweise für Entsetzen und Übelkeit. Und genau darüber hat der Twitteruser @blauekastanie diesen sehr treffenden Thread geschrieben. Am besten lest ihr selbst.
„Ich werde als Bundeskanzler eine Garantie abgeben, dass jeder, der sich auf diesen Namenslisten befindet, der sich für Deutschland engagiert hat, in Deutschland Aufnahme findet.“ sagt der Armin.
Es fällt mir schwer, meine Abscheu in Worte zu fassen. Ich versuch’s trotzdem:
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Die Wahl zum BK findet erst lange nach der BTW statt, nach den Koalitionsgesprächen, die sich voraussichtlich über mehrere Monate hinziehen werden.
Bis dahin sind o. g. Personen wahrscheinlich in einem „Lager“ untergebracht oder ermordet worden.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Er spricht von „Namenslisten“: In den letzten Tagen hat sich gezeigt, dass die Definition von „Ortskraft“ sehr eng gefasst ist, es müssen unzählige, zum Teil typisch bürokratisch verklausulierte Bedingungen erfüllt sein.
Ein „Tja, Pech gehabt“ scheint vorprogrammiert.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
(Darüber hinaus verbinde ich eine Liste, auf der die Namen derer stehen, die gerettet werden dürfen, mit dem schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte. Aber das ist vielleicht nur meine Assoziation, sie ist nicht allgemeingültig.)
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Er spricht all jene an, die ihm eher kritisch gegenüber stehen und verlangt die Stimme derer, die sich für die Rettung der vom Tode Bedrohten einsetzen. Er möchte gewählt werden und benutzt Menschen als Druckmittel.
Ist das schon Erpressung? Vielleicht gehe ich damit zu weit.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Er spricht von „Aufnahme“ in Deutschland. Welchen Status sollen o. b. Menschen bekommen? Besteht der Dank darin, dass sie nicht an der Grenze abgewiesen werden? Bekommen Sie „notwendige“ Unterlagen? Oder dürfen Sie einfach etwas schneller von ihrem Recht auf Asyl Gebrauch machen?
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Ist der Mann glaubwürdig? Das Wort eines Mannes, der in den letzten Monaten und Jahren (nachgewiesen!) mehrfach gelogen hat, der das, was er morgens sagt, abends revidiert, der immer wieder „etwas anderes gemeint“ haben will, ist nichts wert.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Ein Bundeskanzler kann keine Garantie abgeben, selbst wenn er das möchte. Es gibt Vorschriften, Gesetze, ein Protokoll – und es gibt ein Parlament!
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Jedes Wort o. g. Satzes kann nach Lust und Laune unterschiedlich interpretiert werden. Was bedeutet „sich engagieren“, was heißt „auf diesen Namenslisten“, was heißt „Aufnahme“, was heißt „Garantie“?
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Die Formulierung ist (wie immer) schwammig und unkonkret, sie kann im Nachhinein so hingebogen werden, wie es gerade nützlich ist. Nach einem Feedback. nach einem Shitstorm oder nach etwas lauterer Kritik. Er wird es anders gemeint haben. Oder wir werden ihn missverstanden haben.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Immer wieder zeigt sich, dass der Armin kein Freund des Handelns ist. Er hat die Osterfeiertage genutzt, um nachzudenken. Nicht im Juli hat er sich die Inzidenzwerte angeschaut, er wird es im Herbst tun, wenn sie steigen. Abwarten scheint Programm zu sein.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Die Menschen aber, die „sich für Deutschland engagiert“ haben, haben keine Zeit: Wer sagt, er würde unter bestimmten Umständen in fünf Wochen eine Garantie abgeben, hat kein Interesse daran, sich jetzt festzulegen, zu handeln, etwas zu unternehmen.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Im Zusammenspiel mit peinlichen Auftritten, hemmungslosem Lachen im Hintergrund, dreisten Verdrehungen der Realität und Sätzen wie „2015 darf sich nicht wiederholen“ ergibt sich das Bild eines Mannes, der vollkommen ungeeignet ist, dieses Land zu führen.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen, national und international. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, deren Tragweite die meisten nicht überschauen. Schon gar nicht der Armin.
Er darf nicht Kanzler werden.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Ich habe diesen Tweet wütend geschrieben und Wut ist ein schlechter Motivator. Verzeihen Sie mir bitte meine teils harsche Wortwahl.
Und bitte hängen Sie sich nicht an den „Namenslisten“ auf. Es sind Listen mit Namen. Ein intendierter Bezug auf die NS-Zeit erscheint mir abwegig.
— Herr Kaltenbach (@blauekastanie) August 18, 2021
Das sagen andere User:
Viel Gegenwind gab es eigentlich nicht. Die meisten Leser sind der gleichen Meinung. Nicht umsonst sind die Umfragewerte für den Ministerpräsidenten von NRW gerade so schlecht. Ein paar der treffendsten Tweets haben wir hier für euch gesammelt.
Genau auf den Punkt gebracht.
P.S.: Herr Kaltenbach, stehen Sie eigentlich zur Wahl?— Tintenfisch (@Dr_Tintenfisch) August 18, 2021
Wer ihm abnimmt, dass der Bundeskanzler im Notfall ohne die Zustimmung der MP oder der regierenden Parteien irgendetwas entscheiden oder tun könnte, hat die letzten 18 Monate gepennt. Hätte in der 1. Welle Frau Merkel frei handeln können, wir wären schon lang durch.
— Huchmampf (@Huchmampf1) August 18, 2021
Herr Kaltenbach, mein Zorn hat ungeahnte Ausmaße angenommen. Wir fabrizieren eine humanitäre Katastrophe. Bei all diesen schweren Themen, die wir vor uns haben, steht da dieser dämlich grinsende Hampelmann, und schwammert einen vor… und glaubt, damit Kanzler sein zu können 🤦🏼♀️🤯
— BundesCucumberCT24 – 🤨🧐🤨😧😨🤬 (@GermanCucumber1) August 18, 2021
Das nennt sich emotionale politische Erpressung in einem „weißen Raum“.
Laschet verspricht das Blaue vom Himmel, wohlwissend, dass Merz u Co es zu verhindern wissen.
Außerdem gibt es bis dahin soviele neue Katastrophen, dass das Versprechen vergessen ist.
Er hält uns für blöd!!!— Arizona 😷 🏳️🌈 (@ArizonasTweets) August 18, 2021
So wie der Typ drauf ist, gibt die Bundesregierung dann die Namenslisten zwecks leichterer Abwicklung an die Taliban-Regierung weiter.
— Steingesicht (@steingesicht) August 18, 2021
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Wo wir gerade beim Thema Schamlosigkeit sind, haben wir noch das hier für euch verlinkt: