Corona in Deutschland: Der #WellenbrecherShutdown kommt

Chris Schröder 29.10.2020, 8:46 Uhr

Es war eine Entscheidung, die sich seit zwei Wochen abzeichnete. Ab kommenden Montag wird das öffentliche Leben in Deutschland wegen der Corona-Pandemie wieder heruntergefahren. Bund und Länder haben sich gestern darauf geeinigt, Freizeitangebote bis Ende November drastisch zu begrenzen. Alle Einschränkungen, Appelle und Warnungen der letzten Wochen hatten keinen Effekt auf die stetig steigenden Infektionszahlen. Mit einem „differenzierten Lockdown“ bzw. einem „Wellenbrecher-Shutdown“ soll die Lage nun beruhigt, die Infektionskurve abgeflacht und das Weihnachtsfest gerettet werden.

Die harten Auflagen sind aber auch notwendig, weil man bei 75 Prozent der Infektionen gar nicht mehr weiß, wo sie passiert sind. Hinzu kommt, dass sich die Zahl der Menschen, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, in den letzten zehn Tagen verdoppelt hat. Warum all diese Entwicklungen bedenklich sind, kann man an unseren europäischen Nachbarländern beobachten, wo die Infektionszahlen deutlich höher und die Krankenhäuser am Limit sind.

Schulen und Kitas sollen in jedem Fall offen bleiben, auch wenn sie die Vorgaben des RKI nicht umsetzen können. Dies mag auf den ersten Blick unsinnig erscheinen, soll aber Ausbildungen sichern, die Eltern entlasten und Fälle von häuslicher Gewalt gering halten. Warum man allerdings an einer Präsenzpflicht festhält, statt es den Betroffenen selbst zu überlassen, ist nicht ganz nachvollziehbar. Dass Bund und Länder in den vergangenen sieben Monaten keine hinreichenden Digitalisierungsmaßnahmen ergriffen oder Luftfilter für die Schulen gekauft haben, stößt vielen Menschen zu recht sauer auf. Völlig unverständlich ist es auch, dass Gottesdienste weiterhin stattfinden dürfen. Gleiches gilt auch für Demonstrationen.

Bars, Clubs, Restaurants, Freizeit- und Kultureinrichtungen werden bis Ende November geschlossen. Alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Kultur- und Gastronomievertreter äußerten ihr Unverständnis darüber, schließlich hatten sie in den letzten Monaten Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. Das Aktionsbündnis „Alarmstufe Rot“ hatte erst gestern, kurz vor der Verkündung der neuen Maßnahmen, ein weiteres Mal in Berlin demonstriert und ein richtiges Hilfsprogramm gefordert. Es drohe sonst eine massive Pleitewelle und ein Kultursterben. Der Wellenbrecher-Shutdown ist für die Kultur- und Gastronomiebranche ein Schock.

Die Bundesbürger sind dazu angehalten, private Kontakte auf ein Minimum zu begrenzen. Egal ob zu Hause oder im öffentlichen Raum, es dürfen sich nur Mitglieder zweier Haushalte treffen, maximal zehn Personen. Partys sind verboten. Die Kontrollen sollen verstärkt werden. Alle werden gebeten, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten. Kommerzielle Übernachtungsmöglichkeiten soll es nur noch in Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei unabdinglichen Dienstreisen, geben. Wo es geht, sollen alle Unternehmen ihren Mitarbeitern Home Office ermöglichen.

Der Groß- und Einzelhandel bleibt unter Auflagen weiterhin geöffnet. Dienstleistungsbetriebe zur Körperpflege müssen, mit Ausnahme der Frisöre, schließen. Fitnessstudios, Mannschafts- und Vereinssport sind ebenfalls tabu. Bundesligaspiele dürfen nur noch ohne Zuschauer stattfinden.

Alle Unternehmen und Selbstständige, die von Schließungen betroffen sind, sollen Entschädigungen erhalten. Kleine Betriebe sollen bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes vom November 2019 erhalten, große Betriebe bis zu 70 Prozent. Jedoch haben viele noch nicht mal ihre erste Corona-Hilfe ausgezahlt bekommen oder sind an bürokratischen Hürden gescheitert.

Auf Twitter wurden die Maßnahmen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Von Akzeptanz und Erleichterung über Frust und Unverständnis war alles dabei. In einem, da sind sich aber alle einig. Die kommenden Wochen und Monate werden schwierig für uns alle. Das Vertrauen in die Bundes- und Landesregierungen, insbesondere in Angela Merkel und in die Ministerpräsidenten, steht vor einer harten Probe.

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