Corona in Deutschland: Der #WellenbrecherShutdown kommt
Es war eine Entscheidung, die sich seit zwei Wochen abzeichnete. Ab kommenden Montag wird das öffentliche Leben in Deutschland wegen der Corona-Pandemie wieder heruntergefahren. Bund und Länder haben sich gestern darauf geeinigt, Freizeitangebote bis Ende November drastisch zu begrenzen. Alle Einschränkungen, Appelle und Warnungen der letzten Wochen hatten keinen Effekt auf die stetig steigenden Infektionszahlen. Mit einem „differenzierten Lockdown“ bzw. einem „Wellenbrecher-Shutdown“ soll die Lage nun beruhigt, die Infektionskurve abgeflacht und das Weihnachtsfest gerettet werden.
Die harten Auflagen sind aber auch notwendig, weil man bei 75 Prozent der Infektionen gar nicht mehr weiß, wo sie passiert sind. Hinzu kommt, dass sich die Zahl der Menschen, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, in den letzten zehn Tagen verdoppelt hat. Warum all diese Entwicklungen bedenklich sind, kann man an unseren europäischen Nachbarländern beobachten, wo die Infektionszahlen deutlich höher und die Krankenhäuser am Limit sind.
Schulen und Kitas sollen in jedem Fall offen bleiben, auch wenn sie die Vorgaben des RKI nicht umsetzen können. Dies mag auf den ersten Blick unsinnig erscheinen, soll aber Ausbildungen sichern, die Eltern entlasten und Fälle von häuslicher Gewalt gering halten. Warum man allerdings an einer Präsenzpflicht festhält, statt es den Betroffenen selbst zu überlassen, ist nicht ganz nachvollziehbar. Dass Bund und Länder in den vergangenen sieben Monaten keine hinreichenden Digitalisierungsmaßnahmen ergriffen oder Luftfilter für die Schulen gekauft haben, stößt vielen Menschen zu recht sauer auf. Völlig unverständlich ist es auch, dass Gottesdienste weiterhin stattfinden dürfen. Gleiches gilt auch für Demonstrationen.
Bars, Clubs, Restaurants, Freizeit- und Kultureinrichtungen werden bis Ende November geschlossen. Alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Kultur- und Gastronomievertreter äußerten ihr Unverständnis darüber, schließlich hatten sie in den letzten Monaten Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. Das Aktionsbündnis „Alarmstufe Rot“ hatte erst gestern, kurz vor der Verkündung der neuen Maßnahmen, ein weiteres Mal in Berlin demonstriert und ein richtiges Hilfsprogramm gefordert. Es drohe sonst eine massive Pleitewelle und ein Kultursterben. Der Wellenbrecher-Shutdown ist für die Kultur- und Gastronomiebranche ein Schock.
Die Bundesbürger sind dazu angehalten, private Kontakte auf ein Minimum zu begrenzen. Egal ob zu Hause oder im öffentlichen Raum, es dürfen sich nur Mitglieder zweier Haushalte treffen, maximal zehn Personen. Partys sind verboten. Die Kontrollen sollen verstärkt werden. Alle werden gebeten, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten. Kommerzielle Übernachtungsmöglichkeiten soll es nur noch in Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei unabdinglichen Dienstreisen, geben. Wo es geht, sollen alle Unternehmen ihren Mitarbeitern Home Office ermöglichen.
Der Groß- und Einzelhandel bleibt unter Auflagen weiterhin geöffnet. Dienstleistungsbetriebe zur Körperpflege müssen, mit Ausnahme der Frisöre, schließen. Fitnessstudios, Mannschafts- und Vereinssport sind ebenfalls tabu. Bundesligaspiele dürfen nur noch ohne Zuschauer stattfinden.
Alle Unternehmen und Selbstständige, die von Schließungen betroffen sind, sollen Entschädigungen erhalten. Kleine Betriebe sollen bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes vom November 2019 erhalten, große Betriebe bis zu 70 Prozent. Jedoch haben viele noch nicht mal ihre erste Corona-Hilfe ausgezahlt bekommen oder sind an bürokratischen Hürden gescheitert.
Auf Twitter wurden die Maßnahmen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Von Akzeptanz und Erleichterung über Frust und Unverständnis war alles dabei. In einem, da sind sich aber alle einig. Die kommenden Wochen und Monate werden schwierig für uns alle. Das Vertrauen in die Bundes- und Landesregierungen, insbesondere in Angela Merkel und in die Ministerpräsidenten, steht vor einer harten Probe.
Wir haben wie immer eine Auswahl der treffendsten Reaktionen gesammelt.
#1:
Die #AfD hält neue Corona-Einschränkungen für nutzlos.
An dieser Stelle erinnern wir uns gerne an dieses Zitat: „Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD.“ #Lockdown #Maßnahmen— ZDF heute-show (@heuteshow) October 28, 2020
#2:
Gottesdienste finden weiter statt, obwohl das bekannte Infektionsherde sind. Das mag für manche Gläubige wichtig sein, aber für mich ist das eine willkürliche Entscheidung ohne wissenschaftliche Grundlage, über die ich nur den Kopf schütteln kann. #lockdown
— Erik Marquardt (@ErikMarquardt) October 28, 2020
#3:
Der Lockdown ist sinnvoll. Aber es tut mir leid für alle Restaurants, Geschäfte & Kulturstätten, die in der Zwischenzeit funktionierende Hygiene-Konzepte etabliert und auch eingehalten haben. Die zahlen jetzt den Preis, weil sich andere nicht an die #CoronaRegeln gehalten haben.
— Dr. Christian Lübbers (@drluebbers) October 28, 2020
#4:
So ein Lockdown würde bei der Bevölkerung viel besser ankommen, wenn man zumindest den Eindruck hätte, der Staat würde Restaurants und Kulturbetriebe genauso unterstützen wie Banken und Airlines.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) October 28, 2020
#5:
Der Bund will, dass #Schulen und Kindergärten offen bleiben.
Man hat schließlich in den letzten Monaten nicht aus Spaß so viele tolle Konzepte erarbei… Moment mal. #Lockdown #Maßnahmen— ZDF heute-show (@heuteshow) October 28, 2020
#6:
(1) Die Beschlüsse von heute sind ein grosser Erfolg und ein Meilenstein gegen das Coronavirus in Deutschland. Mit dem Wellenbrecher Shutdown werden wir 2. Welle der Pandemie brechen und aus exponentiellen Wachstum heraus kommen. Die Vernunft hat gesiegt. https://t.co/f1DM0VCYu1
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) October 28, 2020
(2) Wir sind im Vergleich zu anderen Ländern in EU gut durch d1. Welle gekommen. Mit Beschlüssen von heute werden wir das auch für 2. Welle schaffen. Weil wir früh gehandelt haben, bevor kurz bevorstehender Kontrollverlust kam. Früher und konsequenter Shutdown wirkt besonders gut
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) October 28, 2020
(3) Auch haben Bund und Länder gezeigt, wie geschlossen in einer Notlage reagiert werden kann. Als Epidemiologe und Gesundheitspolitiker bin ich dankbar für dieses Ergebnis!
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) October 28, 2020
#7:
Egal, wie vernünftig viele Menschen mit der Pandemie bisher umgegangen sind, muss man sagen, dass das Prinzip der Eigenverantwortung zu oft gescheitert ist. Ein #WellenbrecherShutdown soll die Fallzahlen vor dem Winter deutlich abbremsen. Für die Vernünftigen ändert sich nichts.
— Dr. Christian Lübbers (@drluebbers) October 28, 2020
#8:
!B Ob zweite Welle, geschlossene Schulen oder #Lockdown – was auch passiert, es ist wichtig, dass Menschen in Not wissen, an wen Sie sich wenden können. Gerade jetzt. Helfen Sie mit, diese wichtigen Nummern mit einem Retweet zu verbreiten.
— UBSKM (@ubskm_de) October 28, 2020
#9:
Liebe B- bis F-Promis,
die verschärften Corona-Maßnahmen sind für alle hart genug. Bitte, macht es nicht noch schlimmer! Bitte, bitte, bitte, verschont uns mit neuen Lockdown-Tagebüchern! BITTE! #Lockdown— extra3 (@extra3) October 28, 2020
#10:
So!
Jetzt gehen alle nochmal ins Fitnessstudio, zum Friseur, zum Griechen und ins Nagelstudio und dann ist auch schon wieder #lockdown
Vielen Dank an alle partywütigen Feierbiester für die Vernichtung von Existenzen!
Das wart IHR! NICHT die Regierung!!
— 🤘🏼 Be (@sty__74) October 28, 2020
#11:
Wenn die Profiklubs ein bisschen Anstand haben, dann verkneifen sie sich das Gejammer über die Corona-Maßnahmen, und überlegen stattdessen, wie sie den unterklassigen Klubs helfen können. Denen gehts nämlich wirklich dreckig.
— Philipp Köster (@philippkoester) October 28, 2020
#12:
Gute Nachrichten. #lockdown
— Der Gazetteur (@dergazetteur) October 28, 2020
#13:
Ja, es ist ein bitterer Tag. Ja, die Maßnahmen sind sehr hart und treffen Bereiche, bei denen das ungerecht erscheint. Aber man muss auch sagen: Wir hätten das als Gesellschaft verhindern können, durch Vorsicht, Rücksichtnahme, Eigenverantwortung. Es hat nicht gereicht. #Lockdown
— Marius Mestermann (@DerMestermann) October 28, 2020
#14:
Bis Ende November sollen Theater und andere Kulturstätten, Messen, Kinos, Spielhallen, Bordelle, Sportanlagen und Schwimmbäder schließen.
Gottesdienste bleiben erlaubt.
Wir könnten uns also ganz legal in der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters treffen.
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) October 28, 2020
#15:
Die #Corona – Maßnahmen auf einen Blick
Sport, Kultur, Freizeit: Nein.
Malochen bis der Arzt kommt: Ja.— Lower Class Magazine (@LowerClassMag) October 28, 2020
#16:
Ein offener Brief #AlarmstufeRot
— DONOTS (@donotsofficial) October 28, 2020