Gerade wenn du denkst, du hast schon alles an bürokratischen Absurditäten und Digitalisierungs-Fails erlebt, die es in Deutschland so gibt, kommt irgendwer und muss immer noch eine Schippe drauflegen. Gestern war es der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), der den Vogel abschoss und erklärte, er halte die geplante allgemeine Corona-Impfpflicht derzeit für nicht umsetzbar. So weit, so unspektakulär, jedoch führte man als Grund den derzeitigen Papiermangel in Europa an. Der GKV argumentierte, es fehle Material für die geschätzten 120 Millionen Schreiben, die zur Information der Versicherten notwendig wären. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte jedoch, dass man keine Erkenntnisse über einen akuten Papiermangel hätte. Auch der Papierindustrieverband äußerte Unverständnis angesichts der Begründung des GKV, die deutsche Papierindustrie sei „lieferfähig“.
Tatsächlich scheint die Erklärung auf den ersten Blick nur unglücklich formuliert zu sein. Zugegeben, in den Gesetzentwürfen für die allgemeine Impfpflicht ist nur eine eher kurze Frist für eine Zustellung der Anschreiben vorgesehen, nämlich bis zum 15. Mai. Das sei „organisatorisch nicht zu erfüllen“, denn ein solcher Auftrag bedürfe einer europäischen Ausschreibung, so der GKV. Zumindest dieser Teil der Begründung erscheint nachvollziehbar, der Rest klingt allerdings schon wieder abenteuerlicher. Man hätte nämlich nicht immer die aktuellen Adressdaten seiner Versicherten, um sie zu erreichen. Ja, so haben wir auch geschaut. Zugleich befürchte man millionenfache Nachfragen und Beschwerden, denen man sich nicht gewachsen fühlt. Technisch sei es zudem nicht möglich, Impfnachweise sicher zu überprüfen. Klingt insgesamt nach einer ziemlich faulen Ausrede.
Wenn wir mal ein paar Wochen zurückspulen, nämlich zum 10. Februar, findet sich auch ein dazu passendes Statement des GKV, in dem bereits erklärt wurde, dass die gesetzlichen Krankenkassen eine etwaige Impfpflicht gar nicht kontrollieren wollen bzw. sich nicht zuständig fühlen. Das sei nämlich Aufgabe des Staates. Kein Wunder also, dass man jetzt jede Menge Gründe gefunden hat, um diesen Standpunkt zu untermauern, oder? Bevor ihr vom Kopfschütteln ein Schleudertrauma bekommt, beenden wir unsere Einleitung an dieser Stelle und präsentieren euch stattdessen, was die Twitteruserinnen und Twitteruser unter dem Hashtag #Papiermangel zu sagen hatten.
#1: Wir bürokratisieren uns gerne zu Tode
https://twitter.com/lovinurbanism/status/1505802984512536582
#2: Es könnte so einfach sein
https://twitter.com/Dr_Emergencydoc/status/1505867946719162373
#3: … oder per berittenem Boten
https://twitter.com/extra3/status/1505842172108619777
#4: Dafür ist immer Papier da
https://twitter.com/Die_Schlag/status/1505844327146303491
#5: Und hierfür auch
Deutschland:
Gesetzliche Krankenkassen halten Impfpflicht wegen #Papiermangel für nicht umsetzbarAuch Deutschland:
Tonnenweise Papier-Bußgeldbescheide gegen "schwerkriminelle" Menschen, die mit einem halben Joint oder beim Retten von Lebensmitteln aus dem Müll erwischt werden— Kaffeecup (@kaffeecup) March 21, 2022
#6: Das wäre ja zu pragmatisch für Deutschland
https://twitter.com/BlakesWort/status/1505810299802243076
#7: In Treppenwitzen sind wir eben Weltmeister
Die #Krankenkassen halten eine allgemeine Corona-Impfpflicht unter anderem wegen #Papiermangel für nicht umsetzbar.
Das kommt leicht unerwartet, passt aber hervorragend zu Deutschland.— ZDF heute-show (@heuteshow) March 21, 2022
#8: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Deutschland ist, wenn du jede Woche drei Gratiszeitungen und zehn Werbeprospekte im Briefkasten hast, aber die geplante Impfpflicht wegen Papiermangel nicht umsetzbar ist.
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) March 21, 2022
#9: Sehr merkwürdig
Komisch, beim Finanzamt gibt's keinen #Papiermangel.
— Erik Flügge (@erik_fluegge) March 21, 2022
#10: Kann das mal jemand überprüfen?
Dass #Papiermangel die Impfpflicht verhindern könnte, lässt mich überlegen, ob ich nicht eigentlich in einer Simpson-Folge lebe.
🍩
— Stefan Lischka (hier blauen Haken dazudenken) (@stefan_lischka) March 21, 2022
#11: Ihr kennt das
https://twitter.com/sixtus/status/1505829430505132032
#12: Kein schlechter Vorschlag
Papiermangel?
Wir können sehr gerne auf die Bildzeitung verzichten.
Tadaaa!
Papier.— Spatzengezwitscher (@Spatzengepiepe) March 21, 2022
#13: Sehr richtig
Wenn die Krankenkassen kein Papier mehr haben, warum kaufen sie dann nicht einfach Zuckerkügelchen? Das löst zwar das Problem nicht. Aber so machen sie es bei Krankheiten doch auch.
— Ralf Heimann (@ralfheimann) March 21, 2022
#14: Dem GKV gefällt dieser Tweet nicht
#Papiermangel Der Spitzenverband der GKV hat in einer Stellungnahme angeführt, dass die Umsetzung einer #Impfpflicht wegen des Mangels an #Papier für die nötigen Anschreiben nicht möglich sei. Wir können dies nicht nachvollziehen. Die deutsche #Papierindustrie ist lieferfähig.
— DIE PAPIERINDUSTRIE (@Papierfabriken) March 21, 2022
#15: Da ist immer genug vorhanden
Das Hartz4 Sanktionen wegen Papiermangel nicht durchgesetzt werden können, hat man noch nie gehört🤷🏻♂️
— Dr. Andreas Hüttl (@Dr_Huettl) March 21, 2022
#16: Leider kein Aprilscherz
Ich komme immer noch nicht damit klar, dass die Impfpflicht an PAPIERMANGEL bei der Krankenkasse scheitern soll.
Die schicken mir ungefragt ihr dämliches Mitgliedsmagazin zu und ständig gibts Werbung für Zahnzusatzversicherung oder sonstigen Blödsinn. Ist erster April oder was?
— Flow 🇺🇦 (@Caethan13) March 21, 2022
#17: Fühlen wir, Karl
Wenn du hörst, dass eine Corona-Impfpflicht am Papiermangel scheitert pic.twitter.com/GRIOLActUP
— Fabian Köster (@koesterfabian) March 21, 2022
#18: Ob diese Ausrede funktioniert?
Ich kann heute leider nicht zur Arbeit erscheinen aufgrund der von Papiermangel.
— Marina Weisband (@Afelia) March 21, 2022
Apropros Digitalisierung, wir hätten da noch diesen Beitrag hier: