Thread: Mein Freund in Teheran

Chris Schröder 13.10.2022, 16:45 Uhr

Mittlerweile sind es vier Wochen und die Protestwelle im Iran ebbt nicht ab. Seit die 22-jährige Kurdin Mahsa Amini getötet wurde, kommt das Land nicht zur Ruhe. Sie wurde Opfer von Irans Moral- oder auch Sittenpolizei, von der sie festgenommen wurde, weil sie den Hidschab in der Öffentlichkeit nicht regelkonform getragen haben soll. Angeblich war es nur eine Haarsträhne, die den Stein des Anstoßes darstellte. Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten dort sehr strenge Kleidungsvorschriften. Frauen haben nicht nur ihre Haare zu bedecken, sondern müssen lockere und weite Kleidung tragen, die ihre Figur verhüllt.

Kurz nach ihrer Verhaftung wurde Mahsa Amini in ein Krankenhaus gebracht. Die iranische Polizei behauptet zwar, sie hätte einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall erlitten, doch gibt es Hinweise darauf, dass sie an einer Hirnblutung als Folge von Schlägen gestorben ist. So wird in den sozialen Medien mehrfach berichtet, dass der Kopf der jungen Frau nach der Festnahme im Polizeifahrzeug gegen eine Scheibe geschlagen worden sei. Zweifelsfrei beweisen lassen sich bislang beide Versionen des Hergangs nicht. Es ist jedoch keine Seltenheit, dass die Sittenpolizei bei Kontrollen der Kleidungsvorschriften öfter auch Gewalt anwendet.

In der Hauptstadt Teheran und Aminis Heimatprovinz Kurdistan entlädt sich seit ihrem Tod immer wieder der Zorn gegen das Regime auf den Straßen und an den Universitäten. Mehrere Frauen nahmen und nehmen aus Solidarität ihre Kopftücher ab. Manche verbrennen diese sogar öffentlich. In den sozialen Medien posten sie Videos, wie sie ihre Haare abschneiden. Aber es geht längst nicht mehr nur um Aminis Tod, sondern auch um die blutige Niederschlagung der nachfolgenden Proteste durch die Sicherheitskräfte, die mit Tränengas, Wasserwerfern, Schlagstöcken und scharfer Munition vorgehen. Amnesty International geht mit Stand von letzter Woche von mindesten 82 bestätigten Todesfällen aus. Die Menschenrechtsorganisation „The Kurdistan Human Rights Network“ zudem von 825 Verletzten und mindestens 2000 Verhaftungen.

Und da es für viele von uns fassungslos und unvorstellbar erscheint, wie eine einzelne Haarsträhne zum Tod einer jungen Frau führen konnte und wie schlimm die Unterdrückung im Iran tatsächlich ist, werfen wir mit dem nun folgenden Thread mal ein Blick auf die vielzitierte Sittenpolizei Irans und ihren Ruf. Dafür übergeben wir der Twitteruserin @Die_AidaLoos das Wort.

Das sagen andere User:

Die Eskalation der Gewalt im Iran macht fassungslos, aber sie hat eine lange Geschichte. Die Menschen gehen nicht nur wegen Amini auf die Straße, sondern weil sie an einem Punkt angekommen sind, wo sie lieber ihr Leben riskieren, als weiter in einer Diktatur zu leben. Es geht in der Summe um 40 Jahre Unterdrückung, Demütigung, Folter und Mord. Was wir sehen, ist der Beginn einer Revolution. Es bleibt zu hoffen, dass die Herrschaft des iranischen Regimes ein schnelles Ende findet, bevor noch mehr Menschen sterben werden. Nachfolgend haben wir ein paar Kommentare von Leserinnen und Leser für euch gesammelt:

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Wenn ihr mögt, schaut doch hier noch rein:

Thread: DAS ist Diktatur

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