Thread: Warum Vorsorge so wichtig ist
Triggerwarnung: Dieser Beitrag thematisiert die möglichen Folgen ausbleibender Vorsorgeuntersuchungen
Früherkennung und Prävention häufiger Erkrankungen sind ab einem gewissen Alter das A und O. Zugegeben, es fällt nicht immer leicht, sich der Realität zu stellen und zuzugeben, dass man älter wird oder gar geworden ist. Vorsorgeuntersuchungen spielen jedoch eine sehr wichtige Rolle bei der Gesundheitserhaltung und man sollte dankbar sein, dass jeder gesetzlich Krankenversicherte in diesem Land ein Recht auf mehrere davon hat, auch wenn nicht immer alles abgedeckt ist, so wie es sein sollte. Erfahrungsgemäß meiden Männer häufiger als Frauen den Gang in die Arztpraxis. Dies kann natürlich verschiedene Gründe haben. Keine Zeit und keine Beschwerden sind allerdings keine besonders guten Argumente, ganz im Gegenteil. Wir haben nur diesen einen Körper! Lediglich ein Fünftel aller Männer in Deutschland ab 45 Jahren nimmt die Angebote zur Krebsfrüherkennung wahr. Beim regelmäßigen allgemeinen Check-up sind es sogar noch weniger. Warum man diese Angebote unbedingt in Anspruch sollte, das zeigt der nun folgende Thread von @narkosedoc.
Ein Herr mittleren Alters kam in die Notaufnahme. Er hatte im Urlaub Bauchschmerzen, aber dachte das wäre vom schlechten Essen gekommen. Die Bauchschmerzen blieben auch nach dem Urlaub. Im Stuhl war immer mal etwas Blut, dann wieder nichts. Er dachte an Hämorrhoiden.
— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Irgendwann kam kein Stuhlgang mehr, er begann Abführmittel zu nehmen. Seine Frau drängte ihn erneut zur Ärztin zu gehen, er wollte nicht. Er wollte das selber lösen, das würde schon wieder weg gehen.
Es ging nicht weg.
Zu uns kam er dann irgendwann wegen zunehmender Luftnot.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Es gibt Patient*innen bei denen man auf den ersten Blick sieht – hier stimmt was nicht. Ohne es in Messwerte packen zu können, gibt es ein dumpfes Gefühl, wenn ein Mensch in Lebensgefahr ist. Der Patient war verunsichert, weil wir alle relativ zügig arbeiteten.
— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Der Patient war blass, fast gräulich. Ein absolutes Warnzeichen.
Wir erklärten ihm den Ernst der Lage, dass ein künstlicher Darmausgang notwendig werden könne. Er guckte uns mit großen Augen an, ob es denn so schlimm wäre und ob das wirklich sein müsse.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Ich dachte mir – wenn er das mit einem künstlichen Darmausgang überlebt, wäre das ein großer Erfolg.
Ich sagte – „Es besteht akute Lebensgefahr, wir tun alles was wir können um sie zu retten.“
Er realisierte in dem Moment, dass das Größer war, als alles, was er für möglich hielt.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Ich fragte ihn, ob wir seine Frau informieren sollen. Er bat mich darum. Und irgendwas sagte mir – reich mal den Hörer weiter, damit die beiden miteinander reden können.
Sie redeten 3 Minuten miteinander, parallel zogen wir die Narkosemedikamente auf.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Die OP zeigte einen sehr hässlichen Befund.
Ein riesiger Tumor des Enddarms, der chronisch geblutet hatte.
Er hatte einen Hb von 4 g/dl (Ref.> 14g/dl) und erhielt mehrere Transfusionen.
Der Tumor hatte massiv gestreut, der ganze Bauchraum war grau vor Metastasen.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Er hatte bei Aufnahme schon ein Nierenversagen, dann ein Leberversagen.
Er ist nie wieder wach geworden und er ist heute Nacht verstorben.
Seine Frau hat sich für das letzte Gespräch bedankt.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Das sagen andere User:
Harter Tobak! Diese Geschichte hat uns traurig gemacht. Sie zeigt aber auch, wie zerbrechlich unsere Gesundheit ist und wie schnell unser Leben vorbei sein kann, wenn wir uns nicht der Gefahren bewusst sind. Was die Leserinnen und Leser dazu zu sagen hatten, erfahrt ihr jetzt. Wir haben ein paar der treffendsten Kommentare und Reaktionen hier für euch zusammengetragen:
Das wollte ich nicht.
Ich schreibe hier, was ich erlebe. Manches ist lustig, anderes ist traurig. Aber auch das ist Notfall- und Intensivmedizin. 😕— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 16, 2022
Danke das du seiner Frau dieses letzte Gespräch ermöglicht hast. Ich hätte es letztes Jahr fast nicht mehr geschafft dieses Gespräch zu führen. Ich hab aber glücklicherweise geschafft. Dank eines super Teams auf der ITS.
— Benjamin09 😷 (@stonedeaglebvb) May 16, 2022
Ich habe genau darüber gestern noch mit meiner Frau geredet.
Es ist eine fast hoheitliche Aufgabe, in dem Moment beklemmend, weil von so enormer Wichtigkeit.
Die richtigen – nicht die bequemsten – Worte, die richtigen Entscheidungen.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) May 17, 2022
Ich hatte einen Fall in dieser Art im Freundeskreis. Manchmal ist es unerklärlich, wieso Menschen alle Warnzeichen einer schweren Erkrankung ignorieren. Für die Angehörigen ist das unerträglich.
— 15.3 kWh / 100 km (@Mingiam10) May 16, 2022
Ähnlich war’s bei meinem Großvater. Nur zum Glück ohne Metastasen und mittlerweile auch wieder ohne künstlichen Darmausgang. Er hat’s überstanden mit ü70.
— AliceinWonderland2506 (@AWonderland2506) May 16, 2022
Genau wie bei meinem Papa 🥺 Bauchschmerzen, konnte nicht auf Klo, wollte nicht zum Arzt. Dann am WE Notarzt, KH, OP, küns. Darmausgang, Chemo, aber es war leider zu spät 🥺 bitte geht zur Vorsorge und zum Arzt, wenn iwas komisch ist🥺
— Red Sony77 (@RedSony77) May 16, 2022
…ebenfalls vollkommen schmerzfrei behandeln. Für Euch bereits ein halbes Dutzend mal getestet.
Männer! „300“ feiern, aber Angst vorm Proktologen…🙄
— Markus Eisen 🇺🇦 (@Alteisen_2000) May 16, 2022
Ich glaube in manchen Fällen ist das keine Überheblichkeit, sondern Angst. Sobald man zum Arzt geht und eine Diagnose erhält, wird es real – das geht einigen Menschen so, ist bei Männern allerdings tatsächlich öfter der Fall. Falsche Männlichkeitsbilder seit der Kindheit.
— Maja von Westphal (@majavonwestphal) May 16, 2022
Mein Großvater hat es aus quasi dem selben Grund nicht mal bis ins Krankenhaus geschafft. Seid nicht dumm. Geht zur Vorsorgeuntersuchung. Das ist nicht angenehm, aber besser als so drauf zu gehen.
— 🐾 AL Ж 1328 🐾 (@ALeinfachnurAL) May 16, 2022
Warum gehen so viele Männer nicht zum Arzt/ Vorsorgeuntersuchungen? Ich versteh es nicht. Ähnliche Situation bei Familienmitglied, sogar 1/2 Jahr schon Blut im Stuhl… Tumor erst durch Untersuchungen für eine andere OP entdeckt, zum Glück nicht gestreut…Konnte operiert werden🍀
— Susanne Wennekers (@SusanneWenneke1) May 16, 2022
Alle Herren (und Damen) mittleren Alters sollten unbedingt regelmäßig zur Krebsvorsorge gehen (Magen, Darm, Prostata, Brust, Haut). Manches ist unangenehm, rettet aber Leben.
— Diag (@Diag72) May 16, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Um das Thema Vorsorge dreht sich auch dieser Beitrag: