Der Mensch hinter der Krankheit

Chris Schröder 18.04.2024, 14:34 Uhr

Als Mediziner*in ist es von entscheidender Bedeutung, nicht nur die Symptome und die Diagnose eines Patienten oder einer Patientin zu sehen, sondern auch den Menschen hinter der Krankheit. Der persönliche Kontakt und die empathische Begegnung mit dem Patienten sind integraler Bestandteil einer ganzheitlichen medizinischen Versorgung. Denn Heilung ist nicht nur eine Frage der richtigen Behandlung, sondern auch des Vertrauens und der Unterstützung. Empathie und Einfühlungsvermögen ermöglichen es Arzt und Ärztin, die Bedürfnisse, Ängste und Sorgen der Patient*innen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Durch eine respektvolle und mitfühlende Kommunikation entsteht eine Verbindung zwischen Arzt und Patient, die den Heilungsprozess positiv beeinflussen kann Studien haben gezeigt, dass eine empathische Betreuung dazu beiträgt, die Genesung zu beschleunigen, die Lebensqualität zu verbessern und sogar die Behandlungsergebnisse zu optimieren. Ein Patient oder eine Patientin, die sich verstanden und unterstützt fühlt, ist eher bereit, den medizinischen Ratschlägen zu folgen und aktiv an seiner eigenen Genesung mitzuwirken.

In einer Zeit, in der Technologie und Kosteneffizienz oft im Mittelpunkt der medizinischen Versorgung stehen, ist es also wichtig, den menschlichen Aspekt nicht zu vernachlässigen. Der persönliche Kontakt ist eine unersetzbare Komponente. Die Twitteruserin und Ärztin @NiniBela1 zeigt, wie es richtig gemacht wird. Aber lest selbst.
Vor 4 Jahren ist eine Patientin Nebenhöhlen-operiert worden. Es gab danach eine Komplikation, die aus HNO-Sicht nicht schlimm war. Sie hat dabei aber ein paar Schmerzerfahrungen gemacht, und die gesamte Zeit hat sich bei ihr eingebrannt.
Sie kommt seitdem einmal im Jahr, um

nachgucken zu lassen, ob alles okay ist. Sie ist keine weinerliche Person, geht bald in Rente, macht keinen Alarm um ihre Person.
Heute, in Jahr 4, hat sie mir gesagt, dass sie sich bei mir immer wohlfühle.
Wir haben keine Nahtod-Erfahrung oder irgendeine schreckliche Krebs-
— Nini Bela (@NiniBela1)

Erkrankung miteinander durchgemacht, es war „nur“ Nebenhöhle. Für sie war es aber nicht „nur“ Nebenhöhle.
Das Gefühl, dass man zusammen irgendwas hinbekommen hat, das Gefühl bei ihr, dass ich eine Schutzfunktion habe, das Gefühl, dass ich froh bin, dass es ihr gut geht
— Nini Bela (@NiniBela1)

und ihr eine für sie wichtige Schutzfunktion wahrnehmen darf, ist für beide mindestens wunderschön.
Ohne das in schmierige Romantik ausarten zu lassen, ist das ein Moment, der ganz viel Mist aus dem Berufsalltag verschwinden lässt. Das sind kleine, sehr grosse Dinge, die sich
— Nini Bela (@NiniBela1)

in der Praxis abspielen, und die man aus der Klinik kaum kennt.
Ich hätte ohne Endoskopie sagen können, dass nichts ist, aber die Endoskopie ist für sie wichtig. Das ist keine psychisch auffällige Situation, sondern ihr Umgang mit der Situation von früher. Sie kommt einmal im
— Nini Bela (@NiniBela1)

Jahr, und das soll sie auch.
Sie managt ihre Nase unaufgeregt und richtig.
Wir haben uns verabschiedet, und ich glaube, dass wir uns beide gleichartig auf den Termin im Frühjahr 25 freuen, wenn sie mit mir ihren Rentenbeginn feiern will.
❤️
— Nini Bela (@NiniBela1)

Kommentare und Reaktionen:

So sollte das sein, oder? Leider bietet unser Gesundheitssystem oft nicht genügend Spielraum. Wir können von Glück reden, dass es noch medizinisches Fachpersonal gibt, das sich die Zeit nimmt, den Menschen hinter der Diagnose zu sehen und auf ihn einzugehen. Aber hören wir doch mal, was die Community dazu zu sagen hat.

So wichtig

Vertrauen zur Ärztin oder zum Arzt und das Gefühl das man ernst genommen sind das A und O! Für mich zumindest 🙂
— MHBnR82 (@MHbnR82)

Ganz genau

Ich finde es toll, dass Sie Ihre Patientin ernstnehmen und ihr so zur Seite stehen, auch wenn es für Sie kein großes Ding ist. So Einfühlungsvermögen ist für uns Patienten i d für uns ungewohnten Situationen sehr wichtig und hilfreich 🙏🏻 Dankeschön 🌷
— Micha_Sto💙💛 (@Micha_Sto)

Das darf nicht vergessen werden

Danke ❤️ als jemand, der sehr traumatische Erfahrung mit Ärzt*innen machen musste und leider auch erlebt hat, wie viele sowas lächerlich finden, ist das sehr heilend, auch andere Beispiele zu sehen, die als gutes Vorbild voran gehen. Für uns Patienten ist es eben kein Alltag!
— sceptical pony (@PonySceptical)

Auf den Punkt

Vielleicht ist es einem nicht bewusst, aber jemand, der sich auf andere verlassen muss, sind solche Dinge sehr wichtig. Es ist wichtig, gesehen und ernst genommen zu werden. Es ist für beide menschlich wichtig. Danke fürs Teilhaben lassen.
— Miss Emmsinger 🇪🇺 (@MissEmmsinger)

Da ist jede Hilfe willkommen

Hatte auch schon zwei Nebenhöhlen OPs und ich verstehe die Dame sehr gut. Die OPs sind sehr unangenehm, besonders wenn man unter Platzangst leidet und wegen den ganzen Schienen und Tamponaden keine Luft durch die Nase bekommt.
Toll wie du die Patientin abholst.
— Melanie Marti (@MelanieMarti3)

Sollte Standard sein

Vielen Dank für ihr Einfühlungsvermögen und Verständnis 🩵. Mir hat mein Hausarzt nach der Diagnose gesagt: "Wir sind ihr doppelter Boden, ihr Sicherheitsnetz." Das hat mir soviel Mut gemacht zu wissen, ich werde ernst genommen und wirkt bis heute positiv nach.
— Kerstin Keller (@KerstinKeller23)
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