Thread: Meine Schwiegermutter hat studiert und ihr Examen mit Auszeichnung bestanden

Manuela Jungkind 03.07.2022, 10:49 Uhr

Erst vor wenigen Tagen haben wir einen Thread veröffentlicht, in dem wir darüber sprechen, wie wichtig die Anerkennung von „Care-Arbeit“ als Arbeit ist. Warum ist das so? Für sehr lange Zeit sah die Rollenaufteilung bekanntlich vor, dass die Frau daheim bleibt und sich um Haushalt und Nachwuchs kümmert, während der Familienvater das Haushaltseinkommen sichert. Sie war „mitversorgt“, „mitversichert“, irgendwann vielleicht einmal „mitverdienend“. Auch wenn wir uns heute Schritt für Schritt davon lösen, ist dieses Denken doch tief in unserer Gesellschaft verankert. In den Köpfen, aber auch in der Legislative und daraus folgernd in allen relevanten Lebensbereichen. Kein Wunder, wurde doch die Gesetzgebung für sehr lange Zeit exklusiv von denen gemacht, die genau von diesem Rollenbild profitieren. Schaut sie euch an, die Gründer- und Verfassungsväter Deutschlands, Europas und der Welt! Es fällt schwer, sich vorzustellen, wie die 31 selbstverständlich männlichen Vertreter auf der Herreninsel im Chiemsee bei der Ausarbeitung einer Vorlage für das Grundgesetz zusammensaßen und über Frauen- oder Kinderrechte diskutierten. Husch, husch, ihr Trümmerfrauen, danke für euren Beitrag und nun wieder hinter den Herd. Natürlich nur zum eigenen Wohl. Oder? Wie oft hört man auch heute noch, dass das Kümmern um Kinder und Haushalt praktisch ein Picknick sei? Im Gegensatz zu einem bezahlten Beruf.

Um es klar zu sagen: Es gibt kaum einen anspruchsvolleren, zermürbenderen und in vielerlei Hinsicht frustrierenderen Beruf als den als Caregiver. Es ist ein Job, bei dem man Tag und Nacht im Einsatz ist und doch niemals fertig wird. Bei dem es keine Ruhezeiten gibt, keine Gehaltsstufen, kein Arbeitsrecht, keine Karriereleiter und praktisch keine gesellschaftliche Anerkennung. Gleichzeitig könnte die Verantwortung nicht größer sein. Verantwortung für das einzelne Kind, aber auch für das Fortbestehen der Gesellschaft. Denjenigen, die diese Arbeit auf sich nehmen, sollten wir mit höchstem Respekt und größter Dankbarkeit begegnen. Dieser Meinung ist auch Twitteruserin @mommyisanerd2.

So reagieren andere User*innen

Wie frustrierend ist es bitte, wenn man die eigene Karriere zum Wohle anderer opfert und dafür keinerlei Respekt bekommt? Auch heute können Millionen Frauen in Deutschland auf genau diese Frage eine Antwort geben. Eben deswegen ist es so wichtig, verkrustete Rollenbilder aufzubrechen: Nur wer die Belastungen und Herausforderungen von Care-Arbeit und der sogenannten Lohnarbeit kennt, ist in der Lage, beide entsprechend wertzuschätzen. Auch die Twitteruser*innen haben ihre eigenen Erfahrungen mit dieser Thematik gemacht und in den Kommentaren zum Ausdruck gebracht. Wir haben wie üblich die wichtigsten Gedanken festgehalten.

Wer das glaubt, hat es noch nicht erlebt

Es ist ein langer und schwieriger Prozess, in Gedanken vorzudringen

Hut ab!


Eltern aller Länder, vereinigt euch:

Thread: Dieses Quetschie-Eltern-Gedisse …

Über den Autor/die Autorin

Manuela Jungkind

Redaktionsleitung

Alle Artikel