Thread: Care-Arbeit ist Arbeit

Na, habt ihr heute schon fleißig gearbeitet? Oder nur das Übliche? Also Kleinkinder beschäftigt, nebenher aufgeräumt und die nächsten Mahlzeiten geplant, Streit geschlichtet, Windeln gewechselt, euch um den Kindergartenplatz im nächsten Jahr gekümmert, eine Wunde verarztet, getröstet, Bilderbuch vorgelesen, Brote geschmiert und Apfelspalten geschnitten. Aber ihr hattet doch sicher Pausen, oder? Ihr konntet alleine aufs Klo, euch kurz mit jemandem austauschen und all diese Tätigkeiten einteilen, wie ihr es für richtig haltet? Nein? Das klingt ja fast wie ein … Job! Ein richtig harter Job sogar, bei dem einen an den Haaren gezogen wird und bei dem man zudem die Wohnung verwüstet bekommt, von vorne bis hinten fremdbestimmt ist und obendrein die alleinige Verantwortung für andere Lebewesen hat! Es gibt im Grunde wirklich nur zwei Dinge, die Care-Arbeit von einem Beruf unterscheiden: die (fehlende) Bezahlung und natürlich die (ebenfalls fehlende) gesellschaftliche Anerkennung. Und so bleibt Kinderbegleitung eben vor allem eins: eine Art 24/7-Hobby, das man sich ja ausgesucht hat, oder sogar eine Selbstverständlichkeit, die man gefälligst ohne Murren erledigen soll. Dass diese Ansicht lange dominierend war und zum Teil noch ist, zeigt leider auch der Thread von @Propofolium.
Meine Tante hat erzählt, dass sie mit drei kleinen Kindern immer versucht hat, meinem Onkel zu ermöglichen, zu schlafen, weil er am nächsten Tag 8-9h unterrichten musste.
Sie musste ja nicht arbeiten.
Sie musste nur 24h Verantwortung für das Leben von Menschen übernehmen,
— PropofolPrinzessin (@Propofolium) June 6, 2022
Meine Tante hat erzählt, dass sie mit drei kleinen Kindern immer versucht hat, meinem Onkel zu ermöglichen, zu schlafen, weil er am nächsten Tag 8-9h unterrichten musste.
Sie musste ja nicht arbeiten.Sie musste nur 24h Verantwortung für das Leben von Menschen übernehmen,
— PropofolPrinzessin (@Propofolium) June 6, 2022
die sonst gestorben wären.
Ich bin froh und dankbar, dass diese Zeiten vorbei sind und sich das Mindset so langsam verändert. Auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt.#CareArbeit ist Arbeit.
— PropofolPrinzessin (@Propofolium) June 6, 2022
die sonst gestorben wären.
Ich bin froh und dankbar, dass diese Zeiten vorbei sind und sich das Mindset so langsam verändert. Auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt.#CareArbeit ist Arbeit.
— PropofolPrinzessin (@Propofolium) June 6, 2022
So reagieren andere User*innen:
Kurzer Check … Doch, ja, wir sind im Jahr 2022. Und trotzdem sind die Diskussionen, die sich in den Kommentaren entspannen, teilweise nur sehr schwer auszuhalten. Wir finden in jedem Fall: Care-Arbeit ist Arbeit. Und: Care-Arbeit ist Arbeit für alle Elternteile! Denn leider schwebt bei dieser Thematik auch immer das alte Rollenbild im Raum, wonach sich Frauen gefälligst klaglos um die Brut zu kümmern und ihrem Gatten den Rücken freizuhalten haben. Es ist kein Zufall, dass die meiste unbezahlte Arbeit von Frauen erledigt wird. Und es ist auch kein Zufall, dass Frauenrechte nach wie vor beschnitten sind. Wir brauchen dieser Tage nur einen Blick auf die amerikanische Rechtsprechung werfen!
Komisch, weil ohne unbezahlte Care-Arbeit die komplette Gesellschaft zusammenbrechen würde
Das ist leider eines der Probleme in unserer Gesellschaft, dass mit “Arbeit” immer Lohnarbeit gemeint ist. Das geht vollkommen an der Realität vorbei..
— 🇺🇦YouMedic 🇺🇦Dr. Stephan Münzer (@MunzerStephan) June 6, 2022
Das ist leider eines der Probleme in unserer Gesellschaft, dass mit “Arbeit” immer Lohnarbeit gemeint ist. Das geht vollkommen an der Realität vorbei..
— 🇺🇦YouMedic 🇺🇦Dr. Stephan Münzer (@MunzerStephan) June 6, 2022
Können wir bitte miteinander und nicht gegeneinander arbeiten?
Wie oft ich von anderen Müttern (!!) gehört habe, ich hätte „frei“ und würde „nicht arbeiten“, weil ich mich um die (da noch kleineren) Kinder Vollzeit gekümmert habe. Jetzt arbeite ich erwerbstätig gegen Bezahlung und nun „liebe“ ich meine Kinder nicht und bin egoistisch! 🤓
— Inga Denise (@bloggermumthree) June 6, 2022
Wie oft ich von anderen Müttern (!!) gehört habe, ich hätte „frei“ und würde „nicht arbeiten“, weil ich mich um die (da noch kleineren) Kinder Vollzeit gekümmert habe. Jetzt arbeite ich erwerbstätig gegen Bezahlung und nun „liebe“ ich meine Kinder nicht und bin egoistisch! 🤓
— Inga Denise (@bloggermumthree) June 6, 2022
Gesellschaftliche Veränderung ist ein Prozess
Das hieß aber tatsächlich auch, dass sie meinen Ambitionen kurzzeitig skeptisch gegenüber stand.
Hat sich schnell eingegrooved, heute würde sie das auch gar nicht mehr einsehen, alles allein machen zu müssen…
— Vimarian ☮️🕊️ (@Vimarian3) June 6, 2022
Das hieß aber tatsächlich auch, dass sie meinen Ambitionen kurzzeitig skeptisch gegenüber stand.
Hat sich schnell eingegrooved, heute würde sie das auch gar nicht mehr einsehen, alles allein machen zu müssen…— Vimarian ☮️🕊️ (@Vimarian3) June 6, 2022
Erzähl das mal der Rentenkasse
Ich habe sechs Geschwister. Mein Vater hat sein erstgeborenes Kind einmal gewickelt. Den Rest hat meine Mutter übernommen 💁🏻♀️
— Marina Bartnick (@BartnickMarina) June 6, 2022
Ich habe sechs Geschwister. Mein Vater hat sein erstgeborenes Kind einmal gewickelt. Den Rest hat meine Mutter übernommen 💁🏻♀️
— Marina Bartnick (@BartnickMarina) June 6, 2022
Nächste Runde Bullshit-Bingo
Werde nie vergessen, wie mein Vater zu mir meinte „es ist wichtig, neben den Kindern noch ein eigenes Leben zu haben und eigene Interessen zu verfolgen“ – ich hatte damals 3 Kinder unter 4. „Klar Papa, das geht. Wenn sich jemand anders um die Kinder kümmert.“
— Anne Haeusler (@a_haeusler) June 6, 2022
Werde nie vergessen, wie mein Vater zu mir meinte „es ist wichtig, neben den Kindern noch ein eigenes Leben zu haben und eigene Interessen zu verfolgen“ – ich hatte damals 3 Kinder unter 4. „Klar Papa, das geht. Wenn sich jemand anders um die Kinder kümmert.“
— Anne Haeusler (@a_haeusler) June 6, 2022
Wer’s nicht glaubt, hat es nie erlebt
Drei Kinder SIND ein Vollzeitjob.
Sagt mein Pap immer mit seinen knapp 70 Jahren 💛
— 🌻 (@maulwurfparty1) June 6, 2022
Drei Kinder SIND ein Vollzeitjob.
Sagt mein Pap immer mit seinen knapp 70 Jahren 💛— 🌻 (@maulwurfparty1) June 6, 2022
So ist es
Wir müssen endlich weg von dem 2×40-Stunden-Modell. Das ist Gift für Familien und utopisch zu glauben, man könnte es schaffen, ohne dass irgendwas auf der Strecke bleibt (Kinder, Beziehung, man selbst etc.). Es muss möglich sein, dass BEIDE von 30 h eine Familie ernähren können.
— Luxusproblem (@Luxus_problem) June 6, 2022
Wir müssen endlich weg von dem 2×40-Stunden-Modell. Das ist Gift für Familien und utopisch zu glauben, man könnte es schaffen, ohne dass irgendwas auf der Strecke bleibt (Kinder, Beziehung, man selbst etc.). Es muss möglich sein, dass BEIDE von 30 h eine Familie ernähren können.
— Luxusproblem (@Luxus_problem) June 6, 2022
Weil man es nicht oft genug sagen kann: