
Wie ihr wisst, geistert das gruselige Wort „Fachkräftemangel“ bereits seit Jahren durch unser Land. Besonders stark liegt der Fokus seitens Politikerinnen und Politikern in Wahlkampfzeiten darauf, schließlich muss man da doch endlich mal etwas machen! Nur, um nach der Wahl darauf zu verweisen, dass man ja immerhin einen Mindestlohn eingeführt hat, der dazu noch alle paar Jahre ansteigt. Also alles tutti, oder? Was wollt ihr denn noch? Doch zurück zum eigentlichen Thema: Dass der Fachkräftemangel in vielen Fällen natürlich auch etwas mit der Bezahlung zu tun hat, ist klar. Doch die Problematik beginnt bereits viel früher, nämlich beim Nachwuchs.
Und auch da geht es häufig um die Bezahlung, aber ganz gewiss nicht nur. Denn – das dürfte für einige Chefinnen und Chefs jetzt durchaus überraschend kommen – vielen jungen Menschen geht es gar nicht „nur ums Geld“, sondern viel mehr um Entwicklungschancen und ein angenehmes Arbeitsumfeld. Ein Arbeitsumfeld, in das man sich nicht jeden Morgen aufs Neue quälen muss, weil man bereits Albträume von den teils dümmlich-nervigen oder gar schlicht unpassenden oder unanständigen Kommentaren der Vorgesetzten hat. Ein Arbeitsumfeld, in dem man etwas lernt, vorankommt und sich wertgeschätzt fühlt. Und nein Hans-Dieter, nur weil deine Lehre oder Ausbildung vor 50 Jahren „kein Zuckerschlecken“ war, heißt das noch lange nicht, dass man es jungen Menschen heute deswegen genauso schwer machen muss. Zeiten ändern sich glücklicherweise und mit ihnen auch ehemals festgefahrene Strukturen. Wer Menschen – ob jung oder alt – so behandelt, wie es leider noch viel zu häufig Normalität zu sein scheint, braucht sich anschließend auch nicht über einen „Fachkräftemangel“ zu wundern. Falls das für euch komplett neu sein sollte, dann ist der folgende Thread von @sailor_dude genau das Richtige!
Weils wieder Thema ist:
Das Handwerk beschwert sich erneut, dass zu viele Menschen studieren und zu wenige ins Handwerk gehen.
Bezahlt eure Lehrlinge und Gesellen anständig und bietet ein vernünftiges Arbeitsumfeld, dann kommt der Nachwuchs von alleine.
— Cannaminkehrer®™🎩 (@sailor_dude) April 24, 2022
Weils wieder Thema ist:
Das Handwerk beschwert sich erneut, dass zu viele Menschen studieren und zu wenige ins Handwerk gehen.
Bezahlt eure Lehrlinge und Gesellen anständig und bietet ein vernünftiges Arbeitsumfeld, dann kommt der Nachwuchs von alleine.
— Cannaminkehrer®™🎩 (@sailor_dude) April 24, 2022
Komisch, oder?
K2, 9. Klasse Gymnasium, 3 Wochen Pflichtpraktikum.
Abgeleistet in der Ford Besico Werkstatt ums Eck.
Reifenwechsel-Schlepperei 8 h pro Tag, Verbot! sich zwischendurch hinzusetzen.
Hat nachdrücklich dazu geführt, unbedingt Abi zu machen.
— infidel (@pnorsei) April 24, 2022
K2, 9. Klasse Gymnasium, 3 Wochen Pflichtpraktikum.
Abgeleistet in der Ford Besico Werkstatt ums Eck.
Reifenwechsel-Schlepperei 8 h pro Tag, Verbot! sich zwischendurch hinzusetzen.
Hat nachdrücklich dazu geführt, unbedingt Abi zu machen.— infidel (@pnorsei) April 24, 2022
K1 Schnupperlehre 2W in 2 Schreinereien. Er durfte Bretter von a nach b schleppen und die Werkstatt kehren. Ansonsten wurde nichts gezeigt, nichts mit ihm gemacht. Er lernt nicht Schreiner. Obwohl ihm Holzbearbeitung Spaß machte und er echt Interesse dran hatte – nebst Erzieher.
— Fabulösa Extravaganza (@jellybear8) April 24, 2022
K1 Schnupperlehre 2W in 2 Schreinereien. Er durfte Bretter von a nach b schleppen und die Werkstatt kehren. Ansonsten wurde nichts gezeigt, nichts mit ihm gemacht. Er lernt nicht Schreiner. Obwohl ihm Holzbearbeitung Spaß machte und er echt Interesse dran hatte – nebst Erzieher.
— Fabulösa Extravaganza (@jellybear8) April 24, 2022
Vielleicht liegt der Fehler auch gar nicht nur bei den jungen Leuten, sondern im System
Hörakustik (ja auch das ist Handwerk): Markt wird dominiert von großen Ketten, die unfassbaren Druck auf die Mitarbeitenden ausüben, sodass eine Arbeit die mit dem Gewissen vereinbar ist kaum möglich ist. Wer kann sucht sich was anderes.
— An Bie (@BonsaiAn) April 24, 2022
Hörakustik (ja auch das ist Handwerk): Markt wird dominiert von großen Ketten, die unfassbaren Druck auf die Mitarbeitenden ausüben, sodass eine Arbeit die mit dem Gewissen vereinbar ist kaum möglich ist. Wer kann sucht sich was anderes.
— An Bie (@BonsaiAn) April 24, 2022
Als ich jung war, hat ne Freundin mit nur Realschulabschluss keinen Job als Floristin bekommen, weil man gesagt hat, zu faul fürs Abi.
Die Sicht auf Bildung war schon immer mies.
— Claudia (@Bugspriet) April 24, 2022
Als ich jung war, hat ne Freundin mit nur Realschulabschluss keinen Job als Floristin bekommen, weil man gesagt hat, zu faul fürs Abi.
Die Sicht auf Bildung war schon immer mies.— Claudia (@Bugspriet) April 24, 2022
Ach, die haben doch einfach nur keine Lust auf „richtige Arbeit“
Stimmt. Ich wollte vor Jahren trotz meiner sicheren Beamtenstelle noch etwas komplett Neues lernen. Schreiner. Als ich sah, was Lehrlinge bekommen, hab ich laut gelacht und gerülpst. 500 Euro brutto im Monat ist auch ein Weg zu sagen: ich will keine Lehrlinge.
— 6079 Smith W (@Winston747576) April 24, 2022
Stimmt. Ich wollte vor Jahren trotz meiner sicheren Beamtenstelle noch etwas komplett Neues lernen. Schreiner. Als ich sah, was Lehrlinge bekommen, hab ich laut gelacht und gerülpst. 500 Euro brutto im Monat ist auch ein Weg zu sagen: ich will keine Lehrlinge.
— 6079 Smith W (@Winston747576) April 24, 2022
Falsch wird man vom Chrf zusammengebrüllt. Fragt man wie es richtig geht “ So nicht!“. Dazu teilweise 80 Std Wochen für 453€.
Sorry, nope. Ich will einen Beruf lernen. Nicht ihn mir selbst beibringen.
Die neue Firma ist super und sehr zufrieden mit mir….
— Vevaling (@VevalingJ) April 24, 2022
Falsch wird man vom Chrf zusammengebrüllt. Fragt man wie es richtig geht “ So nicht!“. Dazu teilweise 80 Std Wochen für 453€.
Sorry, nope. Ich will einen Beruf lernen. Nicht ihn mir selbst beibringen.
Die neue Firma ist super und sehr zufrieden mit mir….
— Vevaling (@VevalingJ) April 24, 2022
Was die heutzutage aber auch alles verlangen …
Vernünftiges Arbeitsunfeld, genau das! Arbeitsschutz gelten lassen, gute Bezahlung, Alkohol erst NACH der Arbeit damit andere nicht gefährdet werden & Chef der seine Mitarbeiter motiviert statt sie am laufenden Band zusammen zu brüllen, Arbeitszeit human halten.
— Frau_vonundzu_Randgruppe (@FrvonRandgruppe) April 24, 2022
Vernünftiges Arbeitsunfeld, genau das! Arbeitsschutz gelten lassen, gute Bezahlung, Alkohol erst NACH der Arbeit damit andere nicht gefährdet werden & Chef der seine Mitarbeiter motiviert statt sie am laufenden Band zusammen zu brüllen, Arbeitszeit human halten.
— Frau_vonundzu_Randgruppe (@FrvonRandgruppe) April 24, 2022
Ich glaube, es liegt nicht (allein) an der Bezahlung, sondern auch an Umgang mit den Azubis.
— mostly harmless (@NikSput) April 24, 2022
Ich glaube, es liegt nicht (allein) an der Bezahlung, sondern auch an Umgang mit den Azubis.
— mostly harmless (@NikSput) April 24, 2022
Stichwort Arbeitsumfeld, das ist die große Baustelle. Ich kenne so viele Leute die wegen der miesen Bedingungen raus sind, wozu auch die Barzahlung zählte. 6 Tage Woche und über 50h für 2k netto, dazu richtig blöde Arbeitszeiten, damit hältst du niemanden.
— Cannaminkehrer®™🎩 (@sailor_dude) April 24, 2022
Stichwort Arbeitsumfeld, das ist die große Baustelle. Ich kenne so viele Leute die wegen der miesen Bedingungen raus sind, wozu auch die Barzahlung zählte. 6 Tage Woche und über 50h für 2k netto, dazu richtig blöde Arbeitszeiten, damit hältst du niemanden.
— Cannaminkehrer®™🎩 (@sailor_dude) April 24, 2022
In den 50ern hängengeblieben
Hatte mich als Frau bei vier Werkstätten beworben, als ich noch jung war. Im Büro ALLER Chefs hingen Kalender mit nackten Frauen und mir wurde von allen gesagt, dass ich was für Frauen lernen soll. Kochen und putzen oder so. Aber alle Werkstätten suchten händeringend Lehrlinge.
— Kay Tee (@KayTeeFree) April 24, 2022
Hatte mich als Frau bei vier Werkstätten beworben, als ich noch jung war. Im Büro ALLER Chefs hingen Kalender mit nackten Frauen und mir wurde von allen gesagt, dass ich was für Frauen lernen soll. Kochen und putzen oder so. Aber alle Werkstätten suchten händeringend Lehrlinge.
— Kay Tee (@KayTeeFree) April 24, 2022
Hätten mich insgesamt 20 Unternehmen nicht wegen meiner Tätowierungen oder meines Fachabis abgelehnt, wäre ich jetzt Handwerker und kein Ingenieur. Und ich wäre sehr zufrieden damit gewesen, Handwerker zu werden. Katastrophal, wie da mit Bewerbern ohne Vitamin B umgegangen wird.
— Tobias #StandingWithUkraine🇺🇦 (@quarzsprung91) April 24, 2022
Hätten mich insgesamt 20 Unternehmen nicht wegen meiner Tätowierungen oder meines Fachabis abgelehnt, wäre ich jetzt Handwerker und kein Ingenieur. Und ich wäre sehr zufrieden damit gewesen, Handwerker zu werden. Katastrophal, wie da mit Bewerbern ohne Vitamin B umgegangen wird.
— Tobias #StandingWithUkraine🇺🇦 (@quarzsprung91) April 24, 2022
„Die wollen doch was von uns!“
Tochter suchte Praktikumsplatz im November. Glaube Audienz beim Papst ist einfacher zu organisieren. Telefon klingelt ewig niemand geht ran, Mailbox besprochen, Emails geschrieben. Kein Rückruf, keine Antwort auf Email. Nur 1 Betrieb, etwas weiter weg. Tja…
— Mantrath (@Mantrath) April 24, 2022
Tochter suchte Praktikumsplatz im November. Glaube Audienz beim Papst ist einfacher zu organisieren. Telefon klingelt ewig niemand geht ran, Mailbox besprochen, Emails geschrieben. Kein Rückruf, keine Antwort auf Email. Nur 1 Betrieb, etwas weiter weg. Tja…
— Mantrath (@Mantrath) April 24, 2022
Wundert sich hier wirklich noch jemand?
Ich bin ausgebildete Mechatronikerin, wurde von meinem Ausbilder gemobbt und in der Werkstatt verbal angegriffen und schikaniert. „Hö hö hö! So ist das Handwerk! Komm klar, Puppe!“ 🤡
Hab dann erfolgreich Elektrotechnik studiert, weil ich in dem Umfeld keine Zukunft gesehen habe.
— Steffi (@muehlsteph) April 24, 2022
Ich bin ausgebildete Mechatronikerin, wurde von meinem Ausbilder gemobbt und in der Werkstatt verbal angegriffen und schikaniert. „Hö hö hö! So ist das Handwerk! Komm klar, Puppe!“ 🤡
Hab dann erfolgreich Elektrotechnik studiert, weil ich in dem Umfeld keine Zukunft gesehen habe.— Steffi (@muehlsteph) April 24, 2022
Manchmal tatsächlich die Notlösung: