Twitterperlen News: Der Tabubruch in Thüringen

Chris Schröder 15.09.2023, 15:13 Uhr

In Thüringen hat die Opposition eine Steuersenkung gegen den Willen der rot-rot-grünen Minderheitsregierung durchgesetzt. Die CDU brachte einen Gesetzentwurf für eine niedrigere Grunderwerbsteuer ein, der mit Unterstützung der FDP und der AfD eine Mehrheit im Landtag erhielt. Die Koalition unter Führung von Bodo Ramelow (Die Linke) hat seit Amtsantritt keine eigene Mehrheit und muss daher Kompromisse eingehen, hauptsächlich mit der CDU. Wir klären euch über alle Fakten auf und liefern die dazu passenden Tweets.

Die Grunderwerbsteuer wurde mit 46 zu 42 Stimmen gesenkt, wodurch Erbauer von Eigenheimen und Immobilienkäufer nun nur noch 5,0 Prozent statt 6,5 Prozent Steuern zahlen müssen. Dies führt zu einem geschätzten Einnahmeverlust von 48 Millionen Euro pro Jahr für das Land. Entgegen der Behauptung, dass dadurch Familien die Eigenheimfinanzierung (bzw. der Grundstückskauf) erleichtert würde, bringt die Senkung allerdings für die meisten kaum eine nennenswerte Entlastung. Profitieren dürften hier vor allem größere Bauvorhaben deutlich vermögenderer Bürgerinnen und Bürger. Bis zuletzt hatte Bodo Ramelow (Die Linke) versucht, CDU-Fraktionschef Mario Voigt alternative Möglichkeiten aufzuzeigen – vergeblich. Die Fronten waren zu verhärtet.

Die Entscheidung der Union, ausgerechnet mit der vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremen Höcke-AfD für die Steuersenkung zu stimmen, führte wenig überraschend zu Kritik seitens der Regierungskoalition, die dies als „Pakt mit dem Teufel“ bezeichnete. Die CDU wird nun beschuldigt, der AfD Einfluss auf den Landeshaushalt zu geben. Dies führt nun erneut zu einer Debatte über die Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD. Außerdem stellen sich nun viele Menschen die Frage, ob es überhaupt noch eine Brandmauer gegen Rechts seitens der Union gibt oder ob es sich hier vielmehr nur um hohle Phrasen der Christdemokraten handelt.

CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz verteidigte das Vorgehen der Thüringer CDU-Fraktion und betonte, dass dies keine Zusammenarbeit mit der AfD auf Bundes- und Landesebene bedeute. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützte Merz in dieser Hinsicht und betonte die Sinnhaftigkeit der Grunderwerbsteuersenkung. Auch die FDP wies jede Mitverantwortung für das Abstimmungsverhalten in Thüringen zurück und betonte, dass es ein Antrag der CDU-Landtagsfraktion gewesen sei.

Vertreter von SPD und Grünen zeigten sich hingegen schockiert über die Abstimmung und bezeichneten sie als einen „Tabubruch“ und eine „drastische Verschiebung“ im deutschen Parlamentarismus. Unverständnis und Entsetzen auch bei Der Linken.

Die AfD hingegen freute sich über die Entscheidung und sah sie als einen guten Tag für Thüringen und pragmatische Politik. AfD-Bundeschefin Alice Weidel gab sich in Feierlaune und betonte, dass die strikte Abgrenzung der CDU zur AfD nun endgültig Geschichte sei und dass dies erst der Anfang wäre. Sie forderte, dem demokratischen Willen der Bürger in Deutschland zu entsprechen.

Und jetzt? Der Schaden ist angerichtet, die Zusammenarbeit mit der AfD rückt für die Union damit immer näher – auch wenn sie es immer wieder abstreitet. Spätestens jetzt kann von einer Brandmauer keine Rede mehr sein. Sie ist bestenfalls noch eine mediale Farce, um die gemäßigten Kräfte in der Union und unter ihren Wählern zu besänftigen. Friedrich Merz verliert damit weiter an Glaubwürdigkeit, ebenso wie der Rest der Partei. Aber auch die rot-rot-grüne Minderheitsregierung darf hier als Verlierer bezeichnet werden, denn schließlich hat sie es nicht geschafft, einen Kompromiss zu erzielen, der das Desaster abgewendet hätte. Gewinner ist einzig allein die AfD selbst, deren Anhänger immer schamloser von einer blauen Regierung auf Bundes- und Länderebene träumen, die an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnert.


Jetzt sind alle Demokratinnen und Demokraten gefragt, zusammenzustehen und zu beweisen, dass sie im Geschichtsunterricht nicht geschlafen haben.

Wir haben uns natürlich wieder für euch auf Twitter umgesehen und ein paar passende Tweets und Kommentare zum Thema ausgewählt.

#1: Das hatte er ja versprochen

#2: Ach, guck an

#3: Davon ist auszugehen

#4: Sie werden es früher oder später merken

#5: Fasst es ganz gut zusammen

#6: Beschämend

#7: Wie lange bleibt Merz noch Vorsitzender?

#8: Berechtigte Frage

#9: Shame! Shame! Shame!

#10: Hoffentlich verhindert das noch jemand

#11: Kann man so sagen

#12: Dem ist nichts hinzuzufügen

#13: Wenn es nicht so traurig wäre …

#14: This!

#15: Never forget

#16: Reminder


Danke für eure Aufmerksamkeit! Nach dieser schlechten Nachricht können wir alle ein bisschen Ablenkung brauchen:

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