Thread: Wie es ist, mit einem an Corona erkrankten Menschen zu leben
Eines dieser „Argumente“, die Verharmloser der Corona-Pandemie in Gesprächen oder Diskussionen häufig anbringen, lautet „Also ich persönlich kenne ja niemanden, der daran gestorben ist!“. Ja, das ist schön für die entsprechende Person. Denn man wünscht dieses Virus, das neben Hunderten Todesfällen pro Tag eben auch für zahlreiche Langzeitschäden verantwortlich sein dürfte, wirklich niemandem. Mittlerweile berichten auch vermehrt junge Menschen ohne jegliche Vorerkrankungen von schweren Verläufen und Spätfolgen. Von der psychischen Belastung der Betroffenen und deren Angehörigen ganz abgesehen. Denn die werden gerne verschwiegen oder schlicht vergessen. Der folgende Thread von @juliepulie3 ist daher umso wichtiger und soll uns alle daran erinnern, weiterhin vorsichtig zu sein. Bleibt gesund und schützt eure Liebsten!
Soll ich Euch mal erzählen, wie es ist, mit einem an Corona erkrankten Menschen zu leben?
Ein Thread.Du erfährst, dass dein Mann eine Kontaktperson 1. Grades war, also zieht ihr euch eh schon zurück.
Erstmal ist alles gut. Ein paar Tage später fangen bei ihm die Symptome an.— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Und zwar gleich heftig. Du rechnest zwar damit, aber das Testergebnis ist dennoch erstmal ein Schock. Dann fängst du an zu recherchieren. Was bedeutet das jetzt? Wie gefährdet bist du selbst und deine Kinder? Was ist jetzt erstmal am allerwichtigsten? Woher bekommst du
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
medizinische Hilfe, wenn seine Symptome schlimmer werden?
Und dann telefonierst du. Alle wichtigen Stellen werden informiert. Die Familie, die sich natürlich sofort viele Sorgen macht. Und die du beruhigen musst.— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Du sagst es deinen Kindern, die dich fragen, ob Papa jetzt sterben muss. Und so ganz nebenbei versuchst du deine eigenen Symptome zu unterdrücken und einfach zu funktionieren.
Wir haben unser Bürozimmer umfunktioniert, damit mein Mann wenigstens etwas separiert ist.— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Natürlich muss er auch mal raus, er muss essen, ins Bad. Wir sehen ihn seit Tagen nur noch mit Maske. Die Kinder sind noch klein und verstehen nicht, dass sie nicht zu ihrem Papa dürfen. Sie vermissen ihn, obwohl er direkt im Raum nebenan liegt.
Dir geht es selbst nicht gut, aber— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
die Familie muss funktionieren. Du kochst, wäschst, räumst auf, saugst. Du machst Homeschooling, einen Arbeitsauftrag fertig und kümmerst dich um das KiGa-Kind.
Das Haus teilen wir uns mit den Schwiegereltern, im Hausflur und im Keller bist du also selbst nur noch mit Maske— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
unterwegs. Auch die Schwiegereltern müssen in Quarantäne, also beruhigst du auch irgendwie dein schlechtes Gewissen, dass ihr ihnen Weihnachten versaut habt.
Du wäschst ständig Handtücher und Bettwäsche, natürlich alles bei 90 Grad, um das scheiß Virus irgendwie auszurotten.
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Und dann das Lüften. Dieses Lüften! Ständig rennst du durchs Haus öffnest und schließt Fenster, drehst Heizung hoch und runter.
Bei all dem, was eh schon zu stämmen ist, versuchst du deinen Kindern, die am allerwenigsten dafür können, die Isolation so schön wie möglich zu machen.— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Aber es bleibt nicht aus, dass du sie einfach mal länger vor dem Fernseher parken musst. Das schlechte Gewissen dazu kannst du trotzdem nicht ablegen. Du bist nur dankbar, dass du schon alle Geschenke zusammen hast. Weihnachten wird eh schon komplett anders.
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Und als wäre das nicht genug, hast du ständig Angst, dass deine Symptome schlimmer werden und du dich um nichts mehr kümmern kannst. Oder dass die Kinder sich infizieren.
Dein Telefon steht nicht still, weil ständig Anfragen reinkommen, wie es euch geht. Aber du wirst auch von
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
einer Welle der Hilfsbereitschaft und Anteilnahme überrollt. Du weißt, dass du dich glücklich schätzen kannst, dass so viele Leute für euch da sind.
Und ein paar Worte noch zu meinem Mann. Er ist ein Meter 1,90 m groß, muskulös gebaut, Mitte 30, fit. Und dennoch hat es ihn
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
so heftig erwischt! Es kann einfach jeden treffen, unabhängig davon, wie gesund er normalerweise ist.
Mein Testergebnis steht noch aus, so oder so sind wir jetzt aber erstmal bis Ende des Jahres in Isolation. Aber das ist nicht schlimm, wir schützen andere.
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020
Das Schlimme ist die Angst und die Ungewissheit, wie es weitergeht. Deine Kinder ständig zu beruhigen, dass ihr Papa nicht sterben wird. Glaubt mir Leute, das wollt ihr nicht!
Bitte bleib daheim, wenn es geht. Haltet Abstand, tragt Maske! Das Virus ist alles andere als lustig.
— 𝒥uliepulie (@juliepulie3) December 18, 2020