Thread: Was es bedeutet, in einer Parallelwelt zu leben
Wer in diesen Tagen die Nachrichten verfolgt, braucht ein dickes Fell. Ob Corona-Pandemie, der Krieg in Osteuropa oder die gestiegenen Lebenserhaltungskosten, an allen Ecken und Enden gibt es Hiobsbotschaften, Mahnungen, Warnungen oder finstere Prognosen. Da ist die Klimakrise noch nicht einmal berücksichtigt. Der gesellschaftliche Zusammenhalt bröckelt mehr und mehr. Immer wieder wurde im Zuge der angedachten Impfpflicht von einer Spaltung der Gesellschaft gesprochen. Die Linie verläuft aber eben nicht nur zwischen Ungeimpften und Geimpften, sondern generell zwischen den Menschen, die solidarisch sind und Rücksicht aufeinander nehmen, und denen, die ihre individuelle Freiheit über alles stellen. Zwischen denen, die fragen, was sie für ihre Mitmenschen tun können, und denen, die nur wissen wollen, was der Rest der Welt für sie tut. Von einer gerechten Gesellschaft sind wir so weit entfernt wie niemals zuvor. Wie naiv wir doch am Beginn der Pandemie waren und dachten, es würde sich alles zum Guten wenden. Und nun, im Angesicht der Russland-Krise, kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass die Politik heillos überfordert ist und sich im Ernstfall um das Wohl der Schwächeren nicht kümmern wird. Die Twitteruserin @VevalingJ hat in dem nun folgenden Thread aufgeschrieben, warum sie das Vertrauen in Politik und Gesellschaft verloren hat.
Ich dachte, ich wüsste was es bedeutet in einer Parallelwelt zu leben als ich in der 10. Klasse beschuldigt wurde bezüglich der Armut meiner Familie zu lügen weil ich (gebrauchte) Nike-Turnschuhe besaß. Ich dachte ich wüsste es als mein Bruder wenige Wochen vor Weihnachten
— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Verstarb während alle um mich herum nur Deko, Schnee und Geschenke im Kopf hatten.
Aber nie habe ich mich so sehr von einer anderen Welt gefühlt als jetzt.
Wo bei hohen Inzidenzen und noch höherer Dunkelziffer jeder Kontakt mit anderen Menschen ein Risiko darstellt. Wo mir— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Leute ins Gesicht sagen ich solle mich nicht so haben, ich sei überängstlich weil ich Bars, Restaurants und alle anderen Orte meide wo Menschen keine Masken tragen. Wo Kinder ohne Impfschutz von staatlicher Hand letzter Schutzmaßnahmen beraubt werden.
— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Wo Benzinpreise in einem Krieg unser größtes Problem sind während andere hier in diesem Land hungern müssen weil alles teurer wird.
Während man fröhlich weiter auf die Zukunft dieses Planeten scheißt zur Aufrechterhaltung des Wohlstands einer Minderheit. Wo dieser Wohlstand noch— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Mit abstrusen Maßnahmen befördert wird während unzählige tatsächlich bedürftige leer ausgehen. Mein Vertrauen habt ihr verloren, liebe Bundesregierung. Ich ertrage die Diskrepanz zwischen dem was ich erlebe und dem was unsere Entscheidungsträger tun niht länger ertragen.
— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Und das gilt genauso für eine Gesellschaft die mir sagt ich solle mich und meine Ängste gern im Keller einsperren weil es ihnen nicht zuzumuten ist ein Stück Stoff im Gesicht zu tragen. Die gleichzeitig sagen können man dürfe nicht vor Krieg fliehen, man müsse sein Land
— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Verteidigen.
Welche Werte zu verteidigen bleiben denn übrig? Was macht uns noch aus als Gesellschaft?Die #Freiheit auf alles jenseits des eigenen Tellerrandes zu scheißen?
Nicht mit mir. Nicht mehr.
— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Das sagen andere User
Aufgeben ist generell keine Option, aber wir sind müde und kaputt. Für viele von uns scheint es undenkbar, dass sich in nächster Zeit daran etwas ändern wird. Trotzdem sollten wir die Hoffnung und unseren Mut nicht verlieren, auch wenn es schwerfällt. Ein paar der treffendsten Kommentare und Reaktionen haben wir hier für euch zusammengetragen.
Was ich in den letzten 2 Jahren über den heutigen Menschen gelernt habe, ist dass Krisenmanagement aus ihrer Sicht bedeutet, die Krise nicht im Alltag spüren zu dürfen und selbst zeitweillige Einschränkung keine Option ist, unabhängig davon, was vor sich geht.
Schade eigentlich.— thwh✍…😷 (@thwh77) March 26, 2022
Ich hab gelernt, die Maske heißt jetzt Serviette. Meine Frau wurde gestern angegangen, bespuckt, weil sie in Richtung eines Mannes blickte, der meinte auf einem Behindertenparkplatz stehen zu müssen, ohne selbige.
„Nimm deine Serviette ab und dann links/rechts“
🌻 2022 #kaputt
— Markus 🌻 (@diluvium76) March 26, 2022
Ich bin vieles im Moment. Depressiv. Müde. Erschöpft. Einsam.
Aber sicher nicht bereit Aufzugeben. Das sicher nicht.
— Vevaling (@VevalingJ) March 26, 2022
Ich persönlich verstehe es auch nicht. Immer wenn ich Frage: „Warum sollen alle Maßnahmen fallen?“ Landet das Gespräch auf denselben Punkt: „Weil ich keinen Bock mehr habe!“ Und das ist für mich….nicht verständlich, sry.
— Lucien (@Lucien_Fenrir) March 27, 2022
Deine Verzweiflung kann man förmlich spüren, das tut mir so leid…aber bitte gib nicht auf. Es gibt viele Menschen, die so fühlen wie du. Denen die Menschen, die Natur, die Tiere wichtig sind und auch agieren. Aber ich fühl es leider auch, oft in der Nacht…
— Koralle (@Koralle47) March 26, 2022
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