Thread: Der Hass der Impfgegner und Querdenker
Kann sich noch jemand daran erinnern, als das Internet nur ein Ort war, wo man vor der Realität flüchten, sie verarbeiten oder einfach nur Spaß haben konnte? Insbesondere Twitter und Facebook waren für Menschen mit Langeweile und dem Wunsch nach Ablenkung sichere Häfen. Zugegeben, die Stimmung in den sozialen Netzwerken ist schon seit einiger Zeit etwas rauer, aber seit Beginn der Corona-Pandemie hat sie sich deutlich verschlechtert. Das merken auch wir bei unserem täglichen Blick in die Kommentarspalten. Nicht nur, dass wir dort generell ein Mindestmaß an Höflichkeit vermissen, die Aggressivität und die persönlichen Angriffe haben so stark zugenommen, dass es an manchen Tagen fast unerträglich ist. Und das geht nicht nur uns so, es betrifft einfach jeden, der über das Thema Corona schreibt. Fake News, Beleidigungen, Bedrohungen, Beschimpfungen, Gewaltaufrufe und all das kommt von Leuten, die angeblich für Freiheit, Selbstbestimmung und freie Meinungsäußerung sind. Ganz besonders schlimm trifft es aktuell neben Politikern vor allem auch Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten und auf Twitter über ihren Alltag in den Kliniken, Arztpraxen und Impfzentren berichten. Sie werden als „Pharma-Influencer“, „Kindermörder“ oder als „Coronanazis“ beschimpft, verhöhnt und an den Pranger gestellt. Einer von ihnen ist der User @narkosedoc, von dem wir hier schon mehrere Threads veröffentlicht haben. In dem nun folgenden Beitrag beschreibt er seine Erfahrungen mit dem Hass der Impfgegner und Querdenker, der ihm tagtäglich entgegenschlägt, und wie er damit umgeht.
Seit kurzem habe ich die Kommentare hier einschränken müssen. ⁰Ich möchte das erklären.
Ich bin Facharzt für Anästhesie, arbeite als Intensivmediziner in NRW.
Ich habe in den letzten Monaten hier berichtet, was auf unserer Station passiert, wie es uns geht.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Ich habe von Covid-Fällen berichtet. Von Menschen die mich mit Panik in den Augen voller Luftnot um Hilfe anflehten. Von letzten Anrufen, von verzweifelten Telefonaten, der Suche nach freien, bepflegbaren und geeigneten Intensivbetten. Von dem, was der Tod mit uns macht.
— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Von der Sinnlosigkeit Ungeimpfte sterben zu sehen, die sehr sicher noch leben würden, wenn sie sich hätten impfen lassen.
Ich bin Arzt und berichtete von meinem Alltag.
Vor Corona hat das nur wenige interessiert.
Jetzt ist das anders.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Die Erlebnisse sind für manche unbequem, beunruhigend. Sie fühlen sich von meinen Berichten verängstigt, weil ich etwas anderes erzähle als ihre nach Spenden bettelnden Priester auf Telegram.
Weil das nicht wahr sein darf, was ich und andere berichten werden wir angefeindet.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Kein einziger Tweet ohne „Eine neue Meldung zu @narkosedoc ist eingegangen.“ Seit Wochen.
Ich musste erstmals einschränken, wer auf meine Tweets antworten darf, weil Quarkdenker die Reichweite für sich nutzen möchten. pic.twitter.com/c8Ezi3Gb9o— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
In den Kommentaren ein Potpourri wirrer Gedanken von Leuten, die unter der #Denkpest leiden und es selbst nicht merken.
Die vor (Selbst)hass nach kaltem Schweiß stinken, es aber selbst nicht riechen.
Die mir deshalb vorwerfen, ich sei eine Marketingagentur. Bestimmt gekauft.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Weil es so besser in ihr Weltbild passt, weil sie sich dann nicht mit der unbequemen und komplexen Realität auseinander setzen müssen.
Ich bin ein einfacher Arzt und ich kann hier nicht mehr unter Klarnamen auftreten, weil ich um die Gesundheit meiner Familie fürchten müsste.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Was ist das für eine Freiheit? Merkt ihr wer hier wen bedroht? Ich verkaufe nichts, ich bettel nicht mal um Spenden.
Ich bedrohe niemanden, sondern berichte lediglich von meinem Alltag. Meinem Alltag als Arzt in einem Krankenhaus.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Das (!) macht Menschen solche Angst, dass sie mich lieber mundtot machen wollen, als einzusehen was ist.
Ich kann nur erahnen was passieren würde, wenn ich auf so einer Querdenkerdemo auftreten würde. Merkt ihr, was hier passiert? Was diese Leute mit uns machen?— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Sie benutzen harmlose, euphemistische Wörter und beschmutzen sie für immer. Quer denken war mal was lobenswertes. Frische Ideen, think outside the box wie mein Doktorvater sagte. „Machen wir einen Spaziergang?“ – ich zucke bei der Frage. Was passiert da mit uns?
— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Und welche Begriffe werden diese Personen als nächstes durch ihre Jauche ziehen und beschmutzen?
Ich habe diesen Beruf gewählt weil ich gerne Menschen in Not helfe. Ein pazifistischer Beruf, geprägt von Nächstenliebe. Als Dank wartet viel geballter Hass auf mich.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Was soll das für eine Freiheit sein, in der ich Angst haben muss vor radikalisierten, die wissenschaftliche Erkenntnisse mit erfundenen Geschichten aus dem Internet torpedieren?
Ihr lasst Euch von Leithammeln in die Irre führen.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Demagogen, die noch die Dreistigkeit besitzen Euch nach Spenden anzubetteln. Die aber eigentlich nur mit Eurer Not Geld verdienen und Euch im Ausgleich dafür immer neue Lügen erzählen, Euch mit Angst infizieren. Alle Geimpften sterben, Chipsatz, Update, blablabla.
— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Im Internet fließt der Hass so leicht in die Tastatur. Da kann dann alles raus, der ganze Frust, die ganze geballte Wut.
Ich zwinge Euch doch gar nicht das hier zu lesen.
Geht in Eure Telegram-Gruppen und spinnt Euch da Euer Leben zusammen, bis es Euch passt.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Hauptsache ihr haut ab.
Ich möchte Eure verwirrten Thesen nicht mehr lesen und die meisten anderen hier auch nicht.— Intensivdoc (@narkosedoc) January 10, 2022
Das sagen andere User:
Damit ist eigentlich alles gesagt. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Ein paar der treffendsten Kommentare haben wir hier für euch gesammelt.
Es ist extrem anstrengend und führt leider dazu, dass man immer weniger Kommentare liest. Bin aktuell wieder froh um die Anonymität des Accounts, wer weiß was sonst alles im Briefkasten oder vor der Haustür auftauchen würde.
— Flow (@Caethan13) January 10, 2022
Ich versuche mich durch umfassende Blockmaßnahmen und natürlich Anonymität zu schützen. Halte durch 🤗 Wir schaffen das!
— đ𝔼𝐑 𝐍ᵃ𝐑K𝐎丅Įⓢ𝔼𝓊𝐑 © (@DerNarkotiseur) January 10, 2022
Vielen Dank für deine klaren Worte hier!
Natürlich auch generell für deine Beiträge hier!
Es tut mir leid, dass du das so erleben musst!— Isabell Stahlhut (@FrauStahlhut) January 10, 2022
Ich kann dich sehr gut verstehen und bin froh, nur ein kleiner unbedeutender Twitterer zu sein!
— Alltagimrettungs….🏳️🌈 (@alltagimrettung) January 11, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Kommen wir nun zu etwas völlig Anderem: