Thread: Unser Familien-Safeword

Habt ihr auch ein Safeword? Nein, wir sprechen heute nicht über 50 Shades of Grey oder die BDSM-Praktiken unserer Redakteur*innen. Wir sind mitten im Thema Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Safewords, Passwörter oder Geheimcodes zu haben, von denen nur Eltern und Kinder wissen, kann Leben retten – wortwörtlich und im übertragenen Sinne.
Da ist zum einen das für Notfälle ausgemachte Familienpasswort, das nur Eltern und Kinder kennen. Kommt zum Beispiel außerplanmäßig jemand anderes um eines der Kids abzuholen, kann dieses höflich nach dem Passwort fragen. Ist die Antwort richtig, darf das Kind mitgehen. Ist die Antwort falsch, kann es um Hilfe rufen oder sich in Sicherheit bringen.
Aber so ein Geheimwort kann auch helfen, unangenehme Situationen zu bewältigen und den Kindern ermöglichen, ihr Gesicht zu wahren. Der Code kann in Textnachrichten und Telefongesprächen verwendet werden, oder wenn Freunde zu Besuch sind. Wenn das vereinbarte Wort (oder die Zahl) zur Sprache kommt, ist einer der Elternteile der „Böse“ und kann unter einem Vorwand die Erlaubnis verweigern oder verlangen, dass das Kind nach Hause kommen muss. Wie das im Detail funktioniert, erklärt euch nun die Twitteruserin @AutZeit. Aber lest selbst.
Es gibt immer mal wieder Situationen im Leben junger Menschen, da sind sie an einem Ort und/oder in einem Umfeld, in dem sie sich nicht wohlfühlen, aber sich auch nicht trauen, einfach zu gehen. Für solche Fälle hatten meine Schwester und ich „Kartoffelbrei“.
Ein Thread 🧵
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Es gibt immer mal wieder Situationen im Leben junger Menschen, da sind sie an einem Ort und/oder in einem Umfeld, in dem sie sich nicht wohlfühlen, aber sich auch nicht trauen, einfach zu gehen. Für solche Fälle hatten meine Schwester und ich „Kartoffelbrei“.
Ein Thread 🧵— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
So Situationen können sein: eine Party, die blöd ist – aber alle Kumpel sind da und man will nicht die Spaßbremse sein. Oder eine andere Person wird aufdringlich, grabscht herum und es fehlt noch das Selbstbewusstsein, sich zu wehren.
Oder auch einfach, …
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
So Situationen können sein: eine Party, die blöd ist – aber alle Kumpel sind da und man will nicht die Spaßbremse sein. Oder eine andere Person wird aufdringlich, grabscht herum und es fehlt noch das Selbstbewusstsein, sich zu wehren.
Oder auch einfach, …— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
… dass einem Alkohol oder Drogen angeboten werden, man will nicht, traut sich aber nicht, „Nein“ zu sagen.
Mama und Papa anrufen ist auch doof, denn die stellen doch bestimmt blöde Fragen und wollen alles wissen und dann hat man ja noch mehr Stress…
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
… dass einem Alkohol oder Drogen angeboten werden, man will nicht, traut sich aber nicht, „Nein“ zu sagen.
Mama und Papa anrufen ist auch doof, denn die stellen doch bestimmt blöde Fragen und wollen alles wissen und dann hat man ja noch mehr Stress…— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Also bleiben viele junge Menschen oft in Situationen, in denen sie eigentlich nicht sein wollen und wissen nicht recht, wie sie da rauskommen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Für genau solche Fälle hatten wir den „Kartoffelbrei“.
Meine Schwester hat mich zweimal danach gefragt.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Also bleiben viele junge Menschen oft in Situationen, in denen sie eigentlich nicht sein wollen und wissen nicht recht, wie sie da rauskommen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Für genau solche Fälle hatten wir den „Kartoffelbrei“.
Meine Schwester hat mich zweimal danach gefragt.— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Einmal, als sie auf ner echt miesen Party landete und einmal, als sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hatte.
In beiden Fällen rief sie an (heute ginge auch ne WhatsApp) und sagte den Codesatz: „Kannst du mir was vom Kartoffelbrei in den Kühlschrank stellen?“
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Einmal, als sie auf ner echt miesen Party landete und einmal, als sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hatte.
In beiden Fällen rief sie an (heute ginge auch ne WhatsApp) und sagte den Codesatz: „Kannst du mir was vom Kartoffelbrei in den Kühlschrank stellen?“— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Klingt erst mal ganz unspektakulär, war aber für mich das Zeichen, dass sie da, wo sie gerade ist, weg will. Also setzte ich mich ins Auto und holte sie ab.
Der Clou beim Kartoffelbrei: fällt das Stichwort, werden keine Fragen gestellt. Ich holte sie ab und fertig.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Klingt erst mal ganz unspektakulär, war aber für mich das Zeichen, dass sie da, wo sie gerade ist, weg will. Also setzte ich mich ins Auto und holte sie ab.
Der Clou beim Kartoffelbrei: fällt das Stichwort, werden keine Fragen gestellt. Ich holte sie ab und fertig.— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Und noch etwas kam beim Kartoffelbrei hinzu: die Ausrede, warum sie jetzt sofort mit mir mitgehen müsse, lieferte ich. Opa mit Herzinfarkt, nicht gemachte Hausaufgaben, je nach Kontext war ich die dusselige Schwester, mit der sie Beef hatte – nie war sie die, die gehen wollte.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Und noch etwas kam beim Kartoffelbrei hinzu: die Ausrede, warum sie jetzt sofort mit mir mitgehen müsse, lieferte ich. Opa mit Herzinfarkt, nicht gemachte Hausaufgaben, je nach Kontext war ich die dusselige Schwester, mit der sie Beef hatte – nie war sie die, die gehen wollte.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Zumindest nach Ansicht der anderen Anwesenden.
Und der Kartoffelbrei war immer so unverfänglich, dass sie auch im Beisein anderer die Botschaft „Hol mich bitte ab“ übermitteln konnte.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Zumindest nach Ansicht der anderen Anwesenden.
Und der Kartoffelbrei war immer so unverfänglich, dass sie auch im Beisein anderer die Botschaft „Hol mich bitte ab“ übermitteln konnte.— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Ja, junge Menschen sollten irgendwann lernen, Grenzen zu setzen. Aber das geht nicht sofort, das braucht bei manchen Zeit. Dann ist ein Codewort als Notanker hilfreich – vor allem, wenn auch vereinbart ist, dass nicht darüber gesprochen werden MUSS und es auch keinen Ärger gibt.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Ja, junge Menschen sollten irgendwann lernen, Grenzen zu setzen. Aber das geht nicht sofort, das braucht bei manchen Zeit. Dann ist ein Codewort als Notanker hilfreich – vor allem, wenn auch vereinbart ist, dass nicht darüber gesprochen werden MUSS und es auch keinen Ärger gibt.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Die Botschaft hinter „Kartoffelbrei“ ist: Ich hol dich ab, egal wo du bist. Wenn du nicht willst, musst du nichts erzählen. Ich stelle keine Fragen. Und ich bin diejenige, die dich vor den anderen „zwingt“, jetzt zu gehen.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Die Botschaft hinter „Kartoffelbrei“ ist: Ich hol dich ab, egal wo du bist. Wenn du nicht willst, musst du nichts erzählen. Ich stelle keine Fragen. Und ich bin diejenige, die dich vor den anderen „zwingt“, jetzt zu gehen.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Meine Schwester hat den Kartoffelbrei nur in zwei Situationen genutzt, in denen sie überfordert war.
Die Mann-Tochter, mit der ich eine ähnliche Vereinbarung hatte, nie. Sie sagt aber, dass das Wissen um Kartoffelbrei ihr hilft beim Grenzen setzen. Weil sie immer einen Ausweg hat
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Meine Schwester hat den Kartoffelbrei nur in zwei Situationen genutzt, in denen sie überfordert war.
Die Mann-Tochter, mit der ich eine ähnliche Vereinbarung hatte, nie. Sie sagt aber, dass das Wissen um Kartoffelbrei ihr hilft beim Grenzen setzen. Weil sie immer einen Ausweg hat— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Und genau das ist dieses Codewort (oder halt ein anderes): ein Notausgang für junge Menschen in einer Phase, in der sie lernen, eigenständig zu werden.
In meiner Berufspraxis erlebe ich oft doofe Situationen, weil den jungen Leuten so ein Notausgang fehlt.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Und genau das ist dieses Codewort (oder halt ein anderes): ein Notausgang für junge Menschen in einer Phase, in der sie lernen, eigenständig zu werden.
In meiner Berufspraxis erlebe ich oft doofe Situationen, weil den jungen Leuten so ein Notausgang fehlt.— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Und viele Eltern, denen ich davon erzähle, gucken mich groß an, weil sie sich noch nie darüber Gedanken gemacht haben, wie hoch die Schwelle ist zu sagen: „Mama, hol mich hier ab.“
Mit einem Notausgang verliert niemand sein Gesicht.
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Und viele Eltern, denen ich davon erzähle, gucken mich groß an, weil sie sich noch nie darüber Gedanken gemacht haben, wie hoch die Schwelle ist zu sagen: „Mama, hol mich hier ab.“
Mit einem Notausgang verliert niemand sein Gesicht.— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Das sagen andere User:
Und, kanntet ihr das schon? Wir finden diese Idee ganz wunderbar. Wenn ihr mögt, hinterlasst uns doch einen Kommentar und teilt uns mit, was ihr davon haltet oder wie euer Familien-Safeword heißt. Die treffendsten Antworten und Reaktionen der Leserinnen und Leser erfahrt ihr jetzt.
Ich bin mir gerade nicht sicher, meine aber, dass eines meiner Handys mal so eine Funktion hatte. Da drückte man zweimal auf eine Taste und zwei Minuten später klingelte es. War zwar niemand dran, aber man konnte „rangehen“
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Ich bin mir gerade nicht sicher, meine aber, dass eines meiner Handys mal so eine Funktion hatte. Da drückte man zweimal auf eine Taste und zwei Minuten später klingelte es. War zwar niemand dran, aber man konnte „rangehen“
— AutZeit (@AutZeit) January 12, 2023
Das ist so eine supergute Idee. Mein Sohn ist zwar 21, aber ich werde ihm das doch auch noch anbieten, da er ja Dank Corona nicht viele Erfahrungen sammeln konnte! Ich danke Dir für diesen Hinweis ☺
— Katziki und Tiffy ( unser Russenmädchen ) (@katziki) January 12, 2023
Das ist so eine supergute Idee. Mein Sohn ist zwar 21, aber ich werde ihm das doch auch noch anbieten, da er ja Dank Corona nicht viele Erfahrungen sammeln konnte! Ich danke Dir für diesen Hinweis ☺
— Katziki und Tiffy ( unser Russenmädchen ) (@katziki) January 12, 2023
Das sowieso. Wobei ich bei den jungen Leuten festgestellt habe: der Gamechanger ist tatsächlich „keine Fragen, du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst.“
— AutZeit (@AutZeit) January 13, 2023
Das sowieso. Wobei ich bei den jungen Leuten festgestellt habe: der Gamechanger ist tatsächlich „keine Fragen, du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst.“
— AutZeit (@AutZeit) January 13, 2023
Meine Tochter und ich hatten einen Code, wenn eine Freundin sie am Telefon gefragt hat, ob sie zB zum übernachten kommen möchte und sie keine Lust hatte (introvert) Dann fragte sie „dürfte ich“? Und ich habe dann verneint. Wenn sie Lust hatte, hieß es „darf ich“?
— summi72 (@summi_72) January 13, 2023
Meine Tochter und ich hatten einen Code, wenn eine Freundin sie am Telefon gefragt hat, ob sie zB zum übernachten kommen möchte und sie keine Lust hatte (introvert) Dann fragte sie „dürfte ich“? Und ich habe dann verneint. Wenn sie Lust hatte, hieß es „darf ich“?
— summi72 (@summi_72) January 13, 2023
Ergänzend zu dieser tollen Idee
Für Fälle in denen Rettungswagen, Feuerwehr oder Polizei notwendig sind und man nicht sprechen kann,nicht genau weiß, wo man ist lohnt es sich die https://t.co/Vn6jrDf6XX #nora zu installieren.#nora ist die offizielle Notruf-App der Bundesländer.
— Su Bittner (@bit_ou) January 12, 2023
Ergänzend zu dieser tollen Idee
Für Fälle in denen Rettungswagen, Feuerwehr oder Polizei notwendig sind und man nicht sprechen kann,nicht genau weiß, wo man ist lohnt es sich die https://t.co/Vn6jrDf6XX #nora zu installieren.#nora ist die offizielle Notruf-App der Bundesländer.— Su Bittner (@bit_ou) January 12, 2023
Tatsächlich hatten meine Kids (21 und 17) vor kurzem erst so eine Situation, bei der die Kleine den Grossen durch einen „Notfall“Anruf aus einer für ihn unangenehmen Situation gerettet hat (nachdem er ihr ne WhatsApp geschickt hatte)
— Little Queen of Chaos (@crevette20011) January 12, 2023
Tatsächlich hatten meine Kids (21 und 17) vor kurzem erst so eine Situation, bei der die Kleine den Grossen durch einen „Notfall“Anruf aus einer für ihn unangenehmen Situation gerettet hat (nachdem er ihr ne WhatsApp geschickt hatte)
— Little Queen of Chaos (@crevette20011) January 12, 2023
Auf vielen Festivals gibt es dafür „wo gehts denn hier nach Panama?“ wenn man die Frage an die Standbetreiber oder Securitypersonal stellt, wird einem auch fraglos Schutz gewährt.
— Silbertaler (@Silbertaler2) January 12, 2023
Auf vielen Festivals gibt es dafür „wo gehts denn hier nach Panama?“ wenn man die Frage an die Standbetreiber oder Securitypersonal stellt, wird einem auch fraglos Schutz gewährt.
— Silbertaler (@Silbertaler2) January 12, 2023
Kartoffelbrei ist in diesem Zusammenhang verlässliche Liebe und Fürsorge. Eine wunderbare Gewissheit, dass man nicht allrine ist, dass einem – wenn es „eng“ wird – geholfen wird. ❤ Ohne wenn u. aber, ohne sich erklären zu müssen. ♡
— Katie 🌸 🇺🇦 🕊 (@Katie_040202) January 12, 2023
Kartoffelbrei ist in diesem Zusammenhang verlässliche Liebe und Fürsorge. Eine wunderbare Gewissheit, dass man nicht allrine ist, dass einem – wenn es „eng“ wird – geholfen wird. ❤ Ohne wenn u. aber, ohne sich erklären zu müssen. ♡
— Katie 🌸 🇺🇦 🕊 (@Katie_040202) January 12, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das: