Thread: Tut Gutes und sprecht darüber
Die Adventszeit steht vor der Tür, draußen wird es zunehmend kälter. Doch während die meisten von uns die kommende Vorweihnachtszeit mit Gemütlichkeit, Behaglichkeit und Kerzenschein verbinden, gibt es zahlreiche Menschen, die die „stade Zeit“ mit Sorge erwarten: Mindestens 860.000 Menschen sollen in Deutschland ohne Wohnung sein und auf der Straße leben.
Während die Stadtverwaltung in Linz (Österreich) Obdachlose in der Vorweihnachtszeit bis zum christlichen Weihnachtsfest von ihren als Schlafplätzen genutzten Bänken vom Weihnachtsmarkt vertreiben möchte, indem dort ausgerechnet „Christbäume“ aufgestellt werden, kann man Menschen ohne Obdach auch ganz einfach mit Würde und auf Augenhöhe begegnen. Der folgende Thread von @Jesteresse zeigt dies auf lobens- und nachahmenswerte Art und Weise. Wir finden: Ganz toll und wunderbar!
Vor meiner Physio-Praxis sitzt immer derselbe Obdachlose, Kai. Wir unterhalten uns jede Woche kurz über sein Leben und meine wachsende Kugel, und ich geb ihm immer was.
Manchmal besorge ich ihm was gewünschtes ausm Rewe, manchmal quatschen wir länger.— Frau X. // NRW (@Jesteresse) November 15, 2019
So hab ich auch mitbekommen, wie und wo Kai schläft und wie er das mit dem Geld macht – im Prinzip bleibt er, bis er ne bestimmte Summe zusammen hat. An manchen Tagen geht das besser als an anderen.
— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Aktuell ist es besonders blöd, weil sein Stammplatz direkt an ner lauten Baustelle ist. Das erträgt auf Dauer keiner, und die Leute hetzen vorbei.
— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Scheiße, das. Besonders, wenn es dann auch noch kälter wird und Kai dann volle Kanne erkältet ist.
— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Jedenfalls kann man dann sagen, wie blöd das ist. Und dass die Kälte und Erkältung ne Scheißkombi sind.
Oder man kann (wenn das Geld da ist) nen Schein ausm Geldbeutel nehmen und es ihm geben. Kai hatte dann Feierabend und konnte zu nem Kumpel aufs Sofa.
— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Worauf ich hinaus will, sind drei Dinge:
1.) Lernt die Obdachlosen in eurer Gegend kennen. Nach und nach, das dauert. Fragt immer, bevor ihr Dinge spendet – so begebt ihr euch auf Augenhöhe und erfahrt so einiges. Über den gewünschten Trinkkakao kommt man ins Gespräch.— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Jojo, ein andrer, bestellt gerne mal Mittagessen bei mir. Er kriegt dann den Döner mit nur Fleisch oder was auch immer.
Dadurch, dass man erst fragt, lässt man die Würde.
Auch Obdachlose haben das Recht auf Präferenzen.— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
2.) Wenn ihr könnt und seht, dass grade für jemand ein echter Scheißtag ist (bei 7° volle Kanne erkältet an der Ecke sitzen und betteln fällt für mich drunter), gebt auch mal mehr.
— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
3.) Und: tut gutes und sprecht darüber.
Ja, ja, Bescheidenheit und so sind Tugenden. Aber um zu wissen, wie man helfen kann, helfen eben simple Stories wie diese hier.— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Und als letztes: Wenn IHR nen Scheißtag habt, hilft es auch oft, jemandem was gutes zu tun.
Vom Chef angebrüllt? Leck mich, ich tue ner Kollegin einen Gefallen.
Danach habe ich wieder das Gefühl von Kontrolle über mein Leben, und die Welt ist ein My besser.— Frau X. (@Jesteresse) November 15, 2019
Vor meinem Laden sitzt täglich ein Obdl. Schon älteren Semesters. 83J. Sein Hab und Gut in einem Einkaufswagen. Er bekommt täglich von mir einen heißen Kaffee oder Tee. Man begegnet sich auf Augenhöhe. Würde kann man sich nicht kaufen, die hat man oder eben nicht!🙏
— Peter Silie (@PeterSi41238) November 16, 2019
Klar kostet es Überwindung, aber eine kleine Geste bedeutet manchmal die ganze Welt: