Thread: Meine Freundin hat ihr Baby bekommen
In Deutschland existiert ein recht gut organisiertes System für werdende Eltern. Es gibt einen Mutterpass mit einer Übersicht über Tests und Untersuchungen. Die Krankenkasse übernimmt im Normalfall die Kosten für einen Kurs, bei dem das Wichtigste rund um Geburt und Babypflege vermittelt wird. Den meisten Eltern steht außerdem eine Nachsorgehebamme mit Rat und Tat zur Seite.
Doch irgendwann hat man dieses kleine Bündel im Arm, läuft aus dem Krankenhaus und … Ja, was dann? Kein Geburtsvorbereitungskurs, kein Ratgeber und wahrscheinlich auch kein persönlicher Erfahrungsbericht – nichts bereitet auf die unglaubliche Hilflosigkeit vor, die Eltern von Neugeborenen schon unter normalen Umständen früher oder später unweigerlich erwartet. Wahrscheinlich kennt jede frischgebackene Mama die Tränen der Erschöpfung und Verzweiflung, wenn man übermüdet und im Hormonrausch mit der plötzlichen vollständigen Veränderung des Lebens klarkommen muss.
Wie muss es da erst sein, wenn tatsächlich Komplikationen bei der Schwangerschaft, der Geburt oder dem Wochenbett auftreten? Wenn es eben nicht so läuft wie im Bilderbuch? Wenn das Stillen nicht klappen will. Wenn das kleine Geschöpf allen gegoogelten Schlafempfehlungen zum Trotz über Wochen und Monate die Nacht zum Tag macht? Wenn jemand krank wird, der Haushalt sich anstaut und man von der puren Überforderung erschlagen wird? Oder auch nur wenn man realisiert, dass man vollständig aus dem eigenen Lebensplan katapultiert wurde und fortan nur noch um einen anderen Menschen herumschwirrt?
Warum warnt einen eigentlich niemand vorher? Das fragt sich auch die Twitteruserin @KatAndFelly.
Meine Freundin hat ihr Baby bekommen und ist von allem ziemlich überwältigt. Und nicht nur zum positiven. Wie so oft habe ich festgestellt, dass einen kaum jemand auf das vorbereitet, was einen nach der Geburt wirklich erwarten kann.
Ich hatte zum Beispiel einen Kaiserschnitt,— Strong Caddie ☀️ (@KatAndFelly) July 7, 2023
Der alles andere als „easy“ war. Ich hatte danach extreme Schmerzen, vor allem beim „großen Geschäft“. Das Stillen war total unangenehm und hat überhaupt nicht geklappt. Die Hormone haben mich fertig gemacht, ich konnte kaum schlafen, war total unruhig. Nach ca. 5 Tagen hatte
— Strong Caddie ☀️ (@KatAndFelly) July 7, 2023
Ich meine erste große Krise und hab dauerstillend und heulend in meinem Bett gesessen und mich gefragt, wie das alles werden soll. 🙈
Wie war es bei euch? War bei euch auch alles rosarot oder wurdet ihr von einigen Dingen auch unangenehm überrascht?
— Strong Caddie ☀️ (@KatAndFelly) July 7, 2023
Kommentare und Reaktionen:
Sie sind nur ein paar Kilo schwer, aber sie haben die Macht, das Leben von Erwachsenen vollständig auf den Kopf zu stellen. Alle Eltern kennen die intensive Überforderung, die mit der Geburt eines Kindes – besonders des ersten Kindes – einhergeht. Dabei war alles ganz anders geplant! Soziale Medien sind voll von Bildern mit lachenden Eltern, schlafenden Babys und sauberen Wohnungen. Dabei ist oft das genaue Gegenteil der Fall. Schade, dass wir dazu neigen, diese Illusion zu füttern, anstatt Eltern auf das vorzubereiten. Diese Erfahrung teilen auch viele Userinnen und User.
Ja!
Man kann die entspannteste Schwangerschaft haben u trotzdem eine totale Katastrophe als Geburt erleben! U dazu noch ein KH das dich Mies behandelt, Bettnachbarinnen die dich hassen, KÄ die dich schimpfen. Man am Ende heulend im Bett sitzt u fragt was gerade mit einem passiert!
— Permanganatdompteur🧪🌈🚂 (@MelloPan) July 7, 2023
Eine Erfahrung, die viele machen
Nichts und niemand hat mich darauf vorbereitet was da wirklich passiert. Den Geburtsvorbereitungskurs hätte ich mir sparen können, niemand hat mal Klartext gesprochen. Und ich habe mich damit völlig alleine gelassen gefühlt. Es war furchtbar!
— Karin (@KarinMitY) July 7, 2023
Auf den sozialen Druck wird niemand vorbereitet
Ich war bei K1 total überfordert. KS alles tat weh, stillen klappte nicht. Die Schwestern schimpften deshalb u drohten mit zufüttern.
Bei K2 wusste ich zwar was kommt, aber das Clusterstillen war die Hölle. Dazu hatte ich so viel Wasser in den Beinen, dass ich nicht laufen konnte— Leyla 💎 (@leyla2356) July 7, 2023
Wie seht ihr das?
Ich erzähle die Wahrheit über Schwangerschaft, Geburt und danach nur noch Leuten ohne Kinderwunsch, wenn sie fragen. Nur als Beispiel: falsche/keine Diagnose zb Schwangerschaftsvergiftung, Not-KS, Wochenbettdepression, 0 Unterstützung. 🤷🏻♀️ Kind bleibt Einzelkind.
— Sarry 🏳️🌈 ([email protected]) (@SarryImAG) July 7, 2023
Aber warum erzählst du das dann nicht den Frauen, die Kinder bekommen wollen, damit sie wissen, was sie erwarten könnte?
— Strong Caddie ☀️ (@KatAndFelly) July 7, 2023
Weil ich sogar laut Ärztin im KH und Psychiater ein Härtefall war. Fehldiagnostiziert von zwei Gynäkologen, weil Erstschwangere. Ich muss niemanden traumatisieren. Dass es kein Ponyhof ist, sag ich natürlich schon. Und wenn mir was ins Auge springt, dann schick ich zum Arzt. 🙂
— Sarry 🏳️🌈 ([email protected]) (@SarryImAG) July 7, 2023
Warum nicht?
Geburtsvorbereitung für Männer sollte auch mal einer machen. Aus zwei werden drei, da bist du als Mann erstmal an letzter Stelle. Das ist auch völlig in Ordnung, nur ein paar sachdienliche Hinweise sind da im Vorfeld nützlich.
— Der Baggerfahrer (@FTeutscher) July 7, 2023
Großartig, wenn man das hat
Mir ging es genauso beim 1. Kind. Am 2. Tag zu Hause habe ich heulend meine Mutter angerufen und sie fuhr sofort 200 km zu mir und blieb 2 Wochen. Sie bekochte uns, putzte, ging mit uns spazieren, hatte ein offenes Ohr, zeigte mir alles mit dem Baby, half in den Nächten und hielt
— Phlemafee (@phlemafee) July 7, 2023
sich ansonsten komplett im Hintergrund. Ich werde ihr das nie vergessen und ich habe vor, es bei meinen Kindern auch so zu machen, wenn sie es wünschen.
— Phlemafee (@phlemafee) July 7, 2023
Gerade die Anfangszeit mit dem Baby ist unglaublich herausfordernd. Wenn ihr Probleme habt, euch in die neue Rolle hineinzufinden, seid ihr nicht alleine: