Thread: Ihr kotzt mich an mit euren Lästereien
Man kann es nicht oft genug sagen: Eltern zu sein, ist emotional und körperlich so dermaßen zermürbend und aufreibend, dass sich Kritik immer anfühlt, wie am Boden liegend getreten zu werden. Gleichzeitig ist es aus ebenjenem Grund so verlockend, anderen zu unterstellen, dass sie bei ihrem Hindernislauf durch das Familienleben weniger Kugeln am Bein mit sich herumschleppen müssen als man selbst. Zack ist man in einer Spirale aus überhöhten Erwartungen, kräftezehrendem Multitasking, gegenseitiger Beobachtung und der permanenten Angst, irgendjemandem nicht gerecht zu werden. Das ist schade, weil die meisten Eltern unter diesem Druck leiden. Gerade Mütter, bei denen die Messlatte für gelungenes Familienmanagement nach wie vor in astronomischen Höhen angelegt wird, können hier eigentlich nur verlieren. Dabei weiß man nie, welche Herausforderungen jede Familie akut bewältigen muss und warum sich Eltern in einer bestimmten Situation so verhalten, wie sie es gerade tun. Das zeigt auch der aktuelle Thread von Twitteruserin @FrauGausB.
Mutter A: „Guck, die schickt die Kinder wieder mit der Bäckertüte! Dass man sich morgens nicht mal die Zeit nimmt, ein ordentliches Pausenbrot zu machen…“
Mutter B: „Alles Organisationssache, aber das kann man von der wohl nicht erwarten. Hauptsache noch ein Kind kriegen hehe“— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
Was ich denke: ‚Die belegten Brötchen vom Bäcker sind um einiges nahrhafter als das Nutellabrot, das DU deinem Kind immer mitgibst und S. ist um einiges organisierter als DU, die den Elternabend letztens vergessen hat.
Aber was weiß ich, welche Gründe es dafür gibt?‘— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
Was ich sage: „Ihr kotzt mich echt an mit euren Lästereien, eurer Überheblichkeit und eurer Scheinheiligkeit. Ciao!“
Upsi.
Weshalb andere Mütter mich nicht mögen, Teil 9374.— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
So reagieren andere User*innen:
Wahrscheinlich haben sich die meisten Eltern schon mindestens einmal auf beiden Seiten des Lästerns wiedergefunden. Es ist so viel leichter, sich ein Urteil über andere zu erlauben, anstatt das lückenhafte Bild, das wir haben, als solches zu akzeptieren und Verständnis für andere Väter und Mütter aufzubringen. So nachvollziehbar und verlockend es ist, die eigenen Bemühungen gegen die unserer Mitmenschen aufzuwiegen, die Energie wäre doch nachhaltiger investiert, sich gegenseitig zu unterstützen, oder? Denn was dieser Thread zeigt: Mit ein wenig Distanz können wir durchaus empathisch und bestärkend sein!
Es dankt von Herzen: Eine Mutter die ihren Kindern früh beim Bäcker am guten Tagen ne Laugenbrezel, und an den meisten irgendein Schoko-Dings holt. Sie leben noch. Sie verhungern nicht. Und das Zeug vom Bäcker werfe ich abends wenigstens nicht umgegessen in den Müll.🤷🏼♀️
— Ani Organa-TohuwaRasa (@thatsanisway) November 8, 2022
Kennen alle Eltern
Du könntest auch mal bei der Radprüfung helfen!
Sorry ich hab einen Job!
Ich auch und ich helfe trotzdem!
Du arbeitest auf 400€ bei deinem Mann in der Buchhaltung! Ich bin alleinerziehend, Vollzeitjob und fahre täglich 50 km einfache Strecke also SCHNAUZE.
Damals Grundschule— PuBärTiger 🐻🐯 (@PuBaertiger) November 8, 2022
Das liebe ich ja auch jedes Mal. „Wer kann helfen? Übermorgen, 11 Uhr?“ Ich sag jedes Mal, gebt früh genug Bescheid, dann kann ich das organisieren, aber doch nicht so!
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
Bitte macht es dem Jugendamt nicht noch schwerer!
Zu uns wurde von einer Kita eine Mutter geschickt, weil das Kind kein „ordentliches Frühstück“ hatte. Die Kita erwartete Brote, die Mutter gab aber Joghurt mit. Da das Kind versorgt wurde, sahen wir keine Kindeswohlgefährdung. Unsere Maßstäbe als Jugendamt sind da durchaus andere
— Nessi (@Nessitier) November 8, 2022
Kindeswohlgefährdung wegen Joghurt??? Oha.
Gut, bei meiner Tochter war die Kita auch nicht glücklich über Nudeln und Würstchen in der Brotbox, aber was soll man machen, wenn das Kind kein Brot isst.
Wegen sowas das Jugendamt zu rufen ist schon etwas vermessen.— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
Jeder hat so seine / ihre eigene Realität und Haltung. Für uns war das ein Beratungsgespräch indem wir erklärt haben, dass aus unserer Sicht alles gut ist. Wichtig ist für uns, dass das Kind versorgt ist und das war es ja. Wir haben die Mutter bestärkt so weiter zu machen.
— Nessi (@Nessitier) November 8, 2022
Leute, habt ihr eigentlich nichts zu tun?
Ja, Mütter unter sich…. als Vater wird man gerne von den Müttern gefragt, ob die Grad keine Zeit hätten das Kindergartenkind zum Bus zu bringen. Dabei war es für mich mit Schichtdienst oft die einzige Zeit überhaupt mit den Kindern unter der Woche.
— RalfArm (@RalfPet39315660) November 8, 2022
Mein Mann nimmt sich auch so oft es geht die Zeit, die Kinder morgens zu bringen. Da wurde er auch schon gefragt, ob ich krank wäre. Als mehrfach die Großeltern die Kinder brachten (meine Elternzeit war rum) brodelte die Gerüchteküche, dass wir uns scheiden lassen 😂
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
So ist es!
Frühstück aus der Bäckertüte, beste. 👌🏼
— Sven (@lSnakel) November 8, 2022
Hab es geliebt, gab es leider nur samstags 🥺 (ja, ich hatte samstags Unterricht, alle zwei Wochen, so alt bin ich)
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
Könnt ihr da mithalten?
Wer die Schule nicht selbst aufgebaut hat, hat seine Kinder nie geliebt!!!1!1!!
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) November 8, 2022
Toll, wenn es klappt, den Spieß umzudrehen und statt Lästereien nach Lösungen zu suchen: