Thread: Elternabende so gestalten, dass möglichst viele Eltern teilnehmen wollen
Es gibt Kalendereinträge, die treiben Eltern direkt Schweißperlen auf die von Sorgenfalten durchpflügte Stirn. Äh, Schatz? Hast du daran gedacht, dass heute Elternabend ist? Wir hatten ausgemacht, dass du dieses Mal gehst! Und schon schrillen sämtliche Alarmglocken! Wie verhalte ich mich nun am besten? Einen körperlichen Zusammenbruch vortäuschen und darauf hoffen, dass der Notarzt das Augenzwinkern versteht und mitspielt? Oder es dem Partner gegenüber doch lieber mit der Frage „Und Sie sind?!“ versuchen? Mamas und Papas wissen, dass eh nichts davon funktioniert und man als Elternteil einfach in den sauren Apfel beißen muss. Übersteht man den gefürchteten Elternabend dann halbwegs schadlos, ohne für die nächsten 20 Jahre ein verantwortungsvolles Amt übernommen zu haben, ist es am Ende ja auch ganz gut gelaufen. Doch warum haben die meisten Eltern eigentlich überhaupt so gar keine Lust auf den Elternabend, der im Normalfall eh nur einmal im Jahr ansteht? Liegt es nur an den anderen Eltern, die einen tatsächlich in Sekundenschnelle zur Weißglut bringen können? Oder gibt es andere Stolpersteine, die einem die Lust auf einen Elternabend vergehen lassen, sobald die Terminerinnerung ins Display ploppt? Genau diesen Fragen ist Pädagogin @mareWieMeer in ihrem Thread nachgegangen und hat gemeinsam mit ihren Followern recht eindeutige Antworten gefunden.
Als Pädagogin habe ich mich jahrelang gefragt, wie wir Elternabende so gestalten können, dass möglichst viele Eltern teilnehmen wollen.
Tag und Uhrzeit.
Thema.
Snacks.
…
(1/4)— mare (@mareWieMeer) October 14, 2022
Aber all die Überlegungen waren vergeblich.
Jetzt, als Mutter, dämmert es mir:
Zeit ist kostbar.
Zeit auf dem Sofa.
Allein oder mit der Partnerperson.
Schlaf. In Ruhe essen.(2/4)
— mare (@mareWieMeer) October 14, 2022
Es gibt eine Million Gründe, nicht zu einem Elternabend zu gehen.
Selfcare ist wichtig!Wenn ihr nicht wollt, geht nicht hin.
(3/4)
— mare (@mareWieMeer) October 14, 2022
Nie werde ich die Mutter vergessen, die jedes Jahr (!) zu mir kam:
„Frau Mare, erzählen Sie auf dem Elternabend etwas Neues? Etwas essentiell wichtiges? Können Sie es mir zusammenfassen? Ich werde nämlich nicht kommen.“Große Liebe dafür. 💚
(4/4)
— mare (@mareWieMeer) October 14, 2022
Das sagen andere Userinnen und User:
In meiner Kitagruppe, in der ich arbeite, machen wir es so, dass wir das immer mit nem Highlight verbinden. Also grillen & Hüpfburg z.b.
Dann gibt’s erst die Infos & danach wirds gemütlich. Bei uns kommt nur eine Mama nie. Die findet, wir deutsche sind immer so steif beim feiern.— Franzi (@A_aus_Z) October 14, 2022
Aber als Mama versteh ich das schon. Mein K1 geht jetzt zur Schule. Der 1. Elternabend ging bis 20.30. Das ganze was mir wichtig war, also organisatorisches, war das letzte am Abend. Das hat genervt. Andersrum wärs mir lieber.
— Franzi (@A_aus_Z) October 14, 2022
Es scheint vielen Eltern tatsächlich so zu gehen
Elternabend 19 Uhr. Heißt für mich: klappt gerade so mit viel Hetze nach der Arbeit. Heißt für die Mutti zuhause: „och, jetzt nach dem gemütlichen Abendessen noch mal weg!“ Ist schwierig
— Tatantula (@ScamorzadiGarda) October 14, 2022
Doch was ist eigentlich mit diesem Internet? Wäre das vielleicht was?
Online oder hybrid: das ist das was mir am meisten hilft – wenn ich nicht nochmal losfahren muss, kurz auf die Kinder reagieren kann, wenn was sein sollte und beide Eltern ggf zuhören können
Und: knapp fassen – wenn der EA nur 1h geht statt 2,5h— ela (@elamatrix) October 14, 2022
Klingt verdammt nach Win-Win
Elternabende sind der klassische Fall für eine Onlineveranstaltung.Darüber können sämtliche Abstimmungen dokumentiert durchgeführt werden, danach kurzes Emailprotokoll und fertig.
Keine Anfahrt, keine Probleme mit Betreuung, kein großer Zeitverlust.— Hippe Tante (@Hippietante11) October 14, 2022
Flexibilität lautet das Zauberwort
Die meiste Partizipation war per online- Meeting. Kein hinfahren, zur Not auf stumm stellen wenn das Kind doch nicht schläft, usw
— miame (@lariundfari) October 14, 2022
Genau das. Die „Corona- Elternabende“ waren sehr angenehm. Auf der Couch, man konnte essen, hatte perfekten Blick auf die Präsentation. 🤷 Und war gleich daheim, ohne Zeitverlust. Die Lehrer fanden es auch gut.
— Drückepiep (@Spatz2021) October 15, 2022
Auch eine durchaus berechtigte Sichtweise einer Lehrerin
Hm… Seh ich n bisschen anders. Hab vollstes Verständnis für deine Sichtweise und stimme dem auch komplett zu. Aber: so ein Elternabend ist einmal im Jahr! Ich find es schon wichtig, die Eltern dort zu sehen und ich gehe als Elter auch dorthin. Dennoch bekommen alle die Infos 1/2
— Frau Pingubär (@FrauPingubaer) October 14, 2022
per Mail von mir. Aber häufig sollen/ dürfen die Eltern ja auch mitentscheiden und das geht nicht vom Sofa aus.
Ich kann mir auch schöneres vorstellen als einen Elternabend auszurichten. Da steckt im Vorfeld und auch im Nachhinein jede Menge Arbeit drin. Und wenn dann niemand
— Frau Pingubär (@FrauPingubaer) October 14, 2022
kommt, ist das ziemlich mies gegenüber der Lehrkraft oder den Erzieher*innen in der Kita. Denn wir machen uns Gedanken über diese Veranstaltung, planen usw. Dann ist das nicht erscheinen wegen „Unlust“ ziemlich respektlos
— Frau Pingubär (@FrauPingubaer) October 14, 2022
Genau das scheint nämlich die eigentliche Problematik an der ganzen Sache zu sein
Auf so Elternabend muss halt auch Platz sein für Gestaltungswillen.
Und Menschen brauchen Ressourcen dafür.
Schwierig, wenn man am Limit läuft.— mare (@mareWieMeer) October 14, 2022
Klingt doch schon mal deutlich nach Verbesserung, oder?
Also ich bin unserer Kita Leitung dankbar das sie es immer schafft die Tagesordnung so zu strukturieren das zuerst die Informationspunkte und dann die Diskussionspunkte kommen. So kann jeder für sich entscheiden wie lange er sich das antun möchte und hat trotzdem alle Infos
— Meister keines Fachs (@Herr_von_S) October 14, 2022
Ach, der war HEUTE?!