Thread: Ich versuche gerade, etwas zu verarbeiten, was eben passiert ist

Manuela Jungkind 16.06.2022, 10:58 Uhr

Triggerwarnung: Dieser Beitrag thematisiert Belästigung und Übergriffe

Wir haben es schon so oft erwähnt, dass ihr es vermutlich alle schon einmal bei uns gelesen habt. Und trotzdem sagen wir es immer wieder, weil es so grundlegend falsch und erschreckend ist, dass wir als Gesellschaft dagegen aufstehen sollten: Statistisch (laut Vereinten Nationen) wird beinahe jede Frau (97 Prozent der 18- bis 24-Jährigen) mindestens einmal in ihrem Leben sexuell belästigt. Das ist die mathematische Wahrheit und doch sagt sie nicht genug aus. Belästigungen, übergriffiges Verhalten und Grenzüberschreitungen sind derartig „normal“, dass wir ihnen ÜBERALL begegnen. Sie geschehen nicht nur im privaten Umfeld, sie passieren ständig und an jedem beliebigen Ort. Im Sportverein, im Büro, in der Eisdiele, im Park, bei Geburtstagsfeiern, auf der Straße, im Schwimmbad, bei Festivals, beim Wandern, im Familienhotel und überall sonst! Schaut euch um: Jede Kollegin, jede Freundin, jede Ärztin, jede Nachbarin, jede Pilotin, jede Twitteruserin, jede Bibliothekarin, jede Putzhilfe, jede einzelne Frau, die ihr sehen könnt, hat damit auf die ein oder andere Art ihre Erfahrungen gemacht. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann müssen wir auch sagen, dass die Grenzüberschreitungen keineswegs mit der Volljährigkeit beginnen. Und obwohl wir das so genau wissen, ist es dennoch ein Schock, eine solche Situation zu beobachten. Wie beim Vorfall, den Twitteruserin @Hummelfee5 erlebt hat. Ein Thread, der viele beschäftigt hat.

So reagieren andere User*innen:

Hier hat jemand intuitiv richtig gehandelt! Doch so lobenswert der Einsatz von @Hummelfee5 auch ist, so bedrückend lastet die Frage, was passiert wäre, wenn sie einen anderen Bus genommen hätte. Und was mit den vielen, vielen Bussen ist, in denen niemand sitzt und etwas beobachtet. Den übrigen öffentlichen Verkehrsmitteln und Plätzen, wo regelmäßig Menschen aufeinandertreffen. Von privaten Situationen ganz zu schweigen. Wir alle wissen, dass Übergriffe und sexuelle Belästigung viel häufiger sind als das, was Statistiken angeben. Auch weil in Fällen wie diesen im strafrechtlichen Sinne „nichts“ passiert ist – wenn man die Traumatisierung von Betroffenen als „nichts“ abtun möchte. Aber gerade weil unser Strafrecht hier so hart differenziert, ist unsere Gesellschaft auf Zivilcourage angewiesen. Deswegen bitten wir euch: Seht nicht weg! Greift ein! Überlasst die Situation nicht anderen! Dieser Meinung waren auch die User*innen. Wir haben wie üblich ein paar der Kommentare zusammengefasst.

Weil immer die Frage bleibt, was man tun kann

Genau so ist es

Noch ein Tipp

Das kann niemals schaden

Richtig

Gerade den letzten Punkt halten auch wir für extrem wichtig: Erzieht eure Kinder nicht zur grenzenlosen Höflichkeit, sondern ermutigt sie, für sich selbst einzustehen und in solchen Situationen auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Das ist nicht immer einfach und sorgt sicherlich im Alltag auch für Diskussionen, sollte aber dennoch selbstverständlich sein. Die Verantwortung für solch übergriffiges Verhalten bleibt immer bei den Tätern – aber es kann nur helfen, Kindern das Selbstvertrauen zu vermitteln, sich frühzeitig zu wehren.

Genau das zeigt auch der folgende Thread:

Thread: Meine 13-jährige Tochter

Über den Autor/die Autorin

Manuela Jungkind

Stellv. Redaktionsleitung

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