Thread: Es ist ihr bis heute ein Rätsel, wie man ein Baby so weinen lassen kann

Manuela Jungkind 09.09.2021, 8:57 Uhr

Kontrolle ist in unserer Gesellschaft ein extrem hohes Gut. Wir kontrollieren unseren Kalorienverbrauch, wir zählen unsere Schritte, überwachen unseren Medienkonsum, Ausgaben, Einnahmen oder unsere Arbeitszeit. Wir halten uns für mündig, aufgeklärt, eine Wissensgesellschaft. Aber wie fragil wir unter all dieser Kontrolle sind, lernen wir ziemlich schnell, sobald wir Eltern werden. Denn Kinder halten sich weder an das Zeit- noch an das Aufgabengerüst, an dem wir uns durch den Alltag hangeln. Tagsüber ist es schon anstrengend, von den schwer vorhersehbaren Anforderungen eines Neugeborenen fremdbestimmt zu werden, aber so richtig wild wird es erst, wenn zu den kräftezehrenden Tagen auch noch durchwachte Nächte kommen. Und dass solche mit der Elternschaft einhergehen, ist praktisch ein Naturgesetz.

Warum insbesondere Kleinst- und Kleinkinder nachts aufwachen, lässt sich (evolutions)biologisch sehr gut erklären, aber auch die nachvollziehbarste Logik hilft kaum, wenn man seit Wochen oder Monaten auf dem Zahnfleisch geht. Zudem verunsichern die immer wieder wechselnden pädagogischen und gesellschaftlichen Trends, wie Eltern am besten mit nachtaktiven Kindern umzugehen haben. Während in den letzten Jahren das gemeinsame Familienbett mehr an Bedeutung gewonnen hat, galten in den vergangenen Jahrzehnten oft andere Schlafsituationen als normal. So wie bei der Tante von @MrsMarryPoppins. Ein Thread, der beklommen macht und stellenweise schwer zu ertragen ist.

Das sagen andere User*innen:

Puh. Die Vorstellung eines nachts schreienden Babys und einer verzweifelten Mutter geht nicht nur uns durch Mark und Bein, sondern berührt auch sehr viele Twitteruser*innen, denn leider ist die Praxis des „schreien Lassens“ noch längst nicht überholt. Das sogenannte „Ferbern“, also das „Schlaftraining“ mit möglichst wenig elterlicher Begleitung, wird nach wie vor von vielen Ratgebern propagiert. Zum einen geht es dabei um die Annahme, dass Kinder auf diese Art schneller lernen, sich selbst zu beruhigen. Zum anderen geistert auch heute noch die Argumentation, Erwachsene sollten sich von Kindern kein Verhalten aufzwingen lassen, durch die Elternschaft. Die wichtigsten Kommentare möchten wir euch hier vorstellen:

Nicht vergessen: Bei der Diskussion um Kinderschlaf geht es auch immer um Macht und Ohnmacht:

Nicht nur Kinder wurden und werden auf diese Art nachhaltig traumatisiert:

Pädagogisch und ideologisch hat sich nicht in allen Köpfen viel getan:

Fazit:

Ausreichend Schlaf ist ohne Zweifel für uns alle wichtig. Schlafmangel raubt uns Kraft, macht uns launisch und auf Dauer sogar krank. Verzweifelten Eltern kann man sicherlich zeitgemäßen pädagogischen Rat anbieten, vielleicht wäre aber noch mehr getan mit gesellschaftlichem Verständnis und praktischer Unterstützung. Die letzten beiden Punkte sind übrigens genau das, was man schlaflosen Kindern wünscht: Verständnis und Unterstützung statt Einsamkeit und Tränen.

Apropos: Wenn Eltern schon nicht schlafen, haben sie wenigstens Zeit, lustige Tweets zu schreiben:

Warum ist es so dunkel? 15 Kinder, die keinen Schlaf brauchen

Mehr lesen über:

,

Über den Autor/die Autorin

Manuela Jungkind

Stellv. Redaktionsleitung

Alle Artikel