Thread: Ein Kind ist gestürzt
Die Homöopathie ist inzwischen 200 Jahre alt und abgesehen von ihrer nicht nachgewiesenen Wirksamkeit aus wissenschaftlicher Sicht, ist sie auch als Konzept total überholt. Dass sie bei vielen Menschen im deutschsprachigen Raum das Image einer „sanften Alternative zur Schulmedizin“ hat, obwohl sie über den Placebo-Effekt hinaus nahezu unwirksam ist, macht ebenso sprachlos wie die Tatsache, dass viele Krankenkassen ihren Mitglieder für derartige Behandlungsmethoden trotzdem Erstattungen anbieten. Und das obwohl die Evidenz von Studien zur Homöopathie durchweg mangelhaft ist, weil diese die wissenschaftlichen Standards nicht einhalten. Selbst die Grundlagen widersprechen zudem simplen physikalischen Prinzipien. Es nicht per se falsch, unter bestimmten Aspekten eine Behandlung mit Placebos zu versuchen, allerdings nicht, wenn die Patient*in akute Schmerzen hat oder gar schwere Schäden zu befürchten sind. Der nun folgende Thread der Twitteruserin @FrauGausB zeigt einmal mehr, wie gefährlich diese „sanfte Alternative“ ist und dass sie keinen Platz in der modernen Medizin verdient.
Ein Kind stürzt freitags, als Resultat hat es ein faustgroßes Hämatom auf der Stirn und eine leichte Gehirnerschütterung. Die Kinderklinik untersucht und schickt den kleinen Patienten mit Medikamenten nach Hause. Die Mutter wird gewarnt, dass die Schwellung noch zunehmen könne.
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Die Schwellung wächst, Anruf bei der Klinik, alles kein Grund zur Beunruhigung. Weiter cremen und das geben, was der Arzt mitgegeben hat. Bis Montag hat sich die Schwellung so im Gesicht verteilt, dass die Augen zugedrückt werden und das Kind kaum etwas sehen kann.
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Die Mutter packt das Kind ein und fährt zum niedergelassenen Kinderarzt, schon mit dem schlechten Gewissen, unnötig Panik zu machen. Aber das Kind hat Schmerzen und die Schwellung wird nicht besser, also lieber absichern. Die Medikamente aus der Klinik nimmt sie zum Zeigen mit.
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Der Kinderarzt muss schwer schlucken, als er das Kind und die „Medikation“ sieht, denn das, was der Klinikarzt da mitgegeben hat, waren Arnika-Salbe sowie Arnika-Globuli. Die Mutter, völlig überfordert mit der Situation, hat die „Medikamente“ nicht in Frage gestellt.
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Von Homöopathie hatte sie zwar gehört, sich aber nicht weiter mit der Thematik beschäftigt und so auch die Wirksamkeit der Zauberkugeln nicht angezweifelt. Als sie merkte, dass es dem Kind nicht besser ging, wollte sie sich dennoch rückversichern.
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Das Kind hat sofort schmerzstillende Mittel und eine abschwellende Salbe bekommen. Der Kinderarzt hat in bunten Worten am Telefon dem Klinikarzt seine Meinung gegeigt.
Es wird wirklich höchste Zeit, dass Homöopathie aus den Arztzimmern verschwindet.— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Das sagen andere User
Dass das im Übrigen kein Einzelfall ist, ist ein Versäumnis der vergangenen Jahre deutscher Gesundheitspolitik. Es wird Zeit, dass endlich wieder zwischen evidenzbasierter Medizin und Pseudomedizin unterschieden wird, und dass die Kassenleistungen für Homöopathie endlich der Vergangenheit angehören. Was die Leser*innen dieses Threads dazu zu sagen hatten, haben wir hier für euch zusammengetragen.
Jepp 🙄 die Mutter macht sich auch jetzt noch mega Vorwürfe, weil sie dachte, das wäre auch schmerzstillend… Das Kind hat ja völlig umsonst drei Tage gelitten. Aber auch voll fahrlässig, am Telefon bei Nachfrage zu sagen, dass schon alles gut sein wird.
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) March 28, 2022
Resultat war die Bakterien sind schön weiter gewandert Nebennasenhöhlenentzündung , Mandelentzündung und Stimmbänder etc. haben es ausgelöst halbes Jahr nichts gehört und und sprechen können. Eine Operation half mir zu hören. Deswegen bloß nicht homopathisches andrehen lassen.
— DieFraumitdenInfos/Longcovid/Covid19 (@Freewin74028984) March 28, 2022
Was haben Globuli in der Notaufnahme einer Kinderklinik verloren? 🤬
Ich nutze ganz gelegentlich selber mal „Alternativmedizin“ für mich privat, aber ich würde sehr sauer reagieren, wenn Ärzte versuchen würden, mir ohne Aufklärung Globuli zu verpassen! Erlebe ich zum Glück nie.
— 🦉TawnyOwl trägt weiter Maske 😷 (@BaumbergOwl) March 28, 2022
Problem ist, dass das (solange Homöopathie noch auf nahezu die gleiche Ebene wie Medizin gestellt wird), schwierig werden könnte. Nicht unmöglich, aber eben durchaus komplexer als man jetzt im ersten Moment vermuten würde
— Oliver T. Rubert (@otr_photo) March 28, 2022
Davon kann ich ein Lied singen. Als Erzieherin höre ich nur allzuoft von den wundervollen Arnikakügelchen, die praktisch alles heilen können.
Und meine Schwurbelkollegin empfiehlt sie auch glücklich jeder Mami.
Leider schwören da unglaublich viele Mamas drauf.— RaBUNTzel (@Ra_bunt_zel) March 28, 2022
Bei „Arnika“ ist mir gerade alles aus dem Gesicht gefallen.
Da sollte man wirklich überlegen, ob es nicht grob fahrlässig ist und das ein Thema für die Ärztekammer ist. Fehler sind menschlich, aber das ist ja schon fast mutwilliges quälen?! da fehlen einem die Worte!!!— Marie Trauma (@MarieTrauma) March 28, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Mehr zum Thema Homöopathie findet ihr hier: