Thread: Armutsbetroffen in der Inflation

Chris Schröder 14.10.2022, 16:29 Uhr

Es ist kein Geheimnis, dass immer mehr Menschen auf die Tafeln angewiesen sind. Infolge des Ukraine-Krieges, der Inflation und der gestiegenen Energiepreise, hat sich die Zahl der Hilfesuchenden in den letzten zwei Jahren auf deutlich über 2 Millionen Nutzer*innen erhöht. Derzeit gibt es in Deutschland circa 960 Tafeln mit 60.000 Helfer*innen. Der Großteil von ihnen ist ehrenamtlich tätig. Rund ein Viertel davon sind selbst Kunden der Tafeln. Das Problem hierbei ist jedoch, dass viele Einrichtungen längst einen Aufnahmestopp verhängt haben. Nicht nur, weil sie keine Kapazitäten mehr haben, sondern auch, weil die Spenden zurückgegangen sind. Absurderweise landen allein in Deutschland jährlich etwa 18 Millionen Tonnen essbare Lebensmittel unnötigerweise im Müll.

Ja, der Mindestlohn ist gerade auf 12 Euro angehoben worden und die Sozialleistungen sollen ab Januar um 53 Euro auf 502 Euro erhöht werden. Nicht zu vergessen die „üppige“ Anpassung des Kindergeldes um 18 Euro und die Einmalzahlungen für Student*innen und Rentner*innen. Entlastungspaket sei Dank! *Ironie off* Doch angesichts der Inflation und der Kostenexplosion der Energiepreise ist das längst nicht genug. Für arme Haushalte ist die tatsächliche Inflation nämlich noch um ein Vielfaches höher, weil sie ihr verfügbares Einkommen fast vollständig für Lebenshaltungskosten ausgeben müssen. Wenn man also liest, dass die allgemeine Inflationsrate etwa zehn Prozent beträgt, kann das für Armutsbetroffene gut und gerne dreißig Prozent bedeuten.

Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen kämpfen Betroffene schon seit einer ganzen Weile nicht nur für ihre Sichtbarkeit, sondern auch gegen Beschämungen und stellen offen Forderungen an die Politik. Sie berichten von Schlaflosigkeit, Stress und Ängsten, weil sie nicht mehr wissen, wie sie ihre Lebensmitteleinkäufe bezahlen und über den Winter kommen sollen. Von der nächsten Strom- oder Gasrechnung ganz zu schweigen. Es schreiben aber nicht nur Betroffene aus Deutschland. In Österreich ist die Situation ähnlich angespannt. Eine von ihnen ist die Twitteruserin @danibrodesser, die uns mit dem nun folgenden Thread noch einmal noch einmal deutlich machen möchte, mit welchen Problemen sie und ihre Familie konfrontiert wird.

Das sagen andere User:

Es ist einfach nur beschämend! Könntet ihr eine vierköpfige Familie mit 200 Euro ernähren? Wenn ihr auch armutsbetroffen seid, dann hinterlasst uns doch einen Kommentar, wie ihr mit der aktuellen Situation umgeht. Wer nicht betroffen ist, klemmt sich am besten jedweden hämischen Kommentar oder ungebetenen Ratschlag und hört den Betroffenen lieber einfach zu. Wir haben ein paar der treffendsten Reaktionen und Antworten der Leserinnen und Leser hier für euch gesammelt:

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Da wir gerade beim Thema sind, schaut doch hier noch rein:

Ich bin armutsbetroffen: 20 Tweets gegen Vorurteile und Klischees

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