Die Pflege ist einer der wichtigsten Arbeitsbereiche in unserer Gesellschaft, doch sie wird oft unterschätzt und nicht ausreichend gewürdigt. Das Kümmern um alte oder kranke Menschen erfordert nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch ein hohes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen. Denn sie bedeutet nicht nur die Versorgung der körperlichen Grundbedürfnisse, sondern auch die Unterstützung und Begleitung in schwierigen Lebenssituationen.
Leider ist es in der Realität oft so, dass Pflegekräfte aufgrund von knapp bemessenen Personalschlüsseln und Personalmangel nicht die Zeit und Möglichkeit haben, um sich ausreichend um die Bedürfnisse ihrer Patienten zu kümmern. Dabei wäre es so wichtig, dass sie regelmäßig auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Patienten eingehen und für sie da sind. Denn nur so können sie ihnen die nötige Sicherheit und Geborgenheit geben, die sie in dieser schwierigen Zeit brauchen. Menschen sind nun mal keine Maschinen.
Auch für die Pflegekräfte selbst ist es wichtig, dass sie ausreichend Zeit für die Bedürfnisse ihrer Patienten haben. Denn nur so können sie ihre Arbeit mit der notwendigen Sorgfalt und Achtsamkeit ausführen und ihre Patienten wirklich unterstützen. Zudem ist es in höchstem Maße frustrierend in einem sozialen Beruf, bei dem es primär um den Dienst am Menschen geht, keine Menschlichkeit zeigen zu können. Am Ende sind es oft nur ein paar Minuten, die einen Unterschied machen. Ein nettes Gespräch, eine kleine Geste oder einfach nur zuhören. Auch das gehört zur Qualität in der Pflege dazu. Der Pfleger und Twitteruser @Medicouscous hat da ein wunderbares Beispiel für uns aufgeschrieben.
Patientin, eine liebevolle ältere Dame fragte mich heute, ob ich bei ihr bleibe, warte, bis sie tot ist. „Eine Runde Mau-Mau?“ fragte ich sie darauf. Ihre Augen strahlten, ich holte die Karten, und los ging’s. Sie gewann 4 Runden, ich verlor 4 Runden, vom Sterben kein Wort mehr.
— ᗰEᗪIᑕOᑌᔕᑕOᑌᔕ (@Medicouscous) March 23, 2023
Dass sie Mau-Mau liebt, weiß ich von ihrer Tochter. Und auf die Frage eines Kollegen, der rein kam, ob ich „nichts besseres zu tun hätte“ konnte ich ehrlich und ruhigen Gewissens sagen: Nein! In diesem Moment war es das Beste, was ich tun konnte. Bevor ich ihr Zimmer verlassen
— ᗰEᗪIᑕOᑌᔕᑕOᑌᔕ (@Medicouscous) March 23, 2023
habe, sagte ich zu ihr, dass wir noch ganz viel Mau-Mau spielen werden. Dann zwinkerten wir uns noch einmal zu, und nach dem Abendessen gab es dann Revanche. Karten raus, und los. Sie gewann 3 Runden, ich verlor 3 Runden. Aber, war es nicht mehr ein Gewinn? Ja. Für uns beide. ♥
— ᗰEᗪIᑕOᑌᔕᑕOᑌᔕ (@Medicouscous) March 23, 2023
Das sagen andere User:
Es kann so einfach sein und doch so schwierig umzusetzen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass man Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen nicht wie Fabriken führen darf. Sozialberufe brauchen viel bessere Rahmenbedingungen, die den dort arbeitenden Menschen Spielräume gewähren, genau das zu tun, wofür sie ursprünglich mal gedacht waren. Das zeigt sich auch in den Kommentaren und Reaktionen der Leserinnen und Leser. Ein paar der treffendsten haben wir hier für euch gesammelt.
Nicht selbstverständlich
Ach nee, ich mag nur niemandem beim Sterben zusehen. 🙈
— ᗰEᗪIᑕOᑌᔕᑕOᑌᔕ (@Medicouscous) March 23, 2023
Bitter nötig in diesen kühlen Zeiten
Danke. Danke. Danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast, obwohl ach d sicher nter extremem Stress nd Zeitnot leidest.
Du hast diesen Tag gleich ein paar Grad wärmer und sonniger gemacht. ❤️😊— blaubeerblue86 @ troet. cafe (@blaubeerblue86) March 24, 2023
Wäre schön, wenn das auch entsprechend vergütet würde
Ich hab verdammt viel Respekt für Euch. Jeder von uns macht irgendwann die Augen zu und ich hab eine Hoffnung, am Ende jemand zu finden, der dieses letzte Stück den Weges ein bißchen erträglicher macht…
— Jörg Propach 🏳️🌈🌹🇺🇦 (@Ecterion) March 23, 2023
Traurig, dieser Personalmangel
Als ich noch Zivi war, haben mich in den entscheidenden Momenten examiniertes Personal oder Ärzte für irgendwas abberufen und ich durfte sie dann erst wieder in den Keller bringen.
— @diaeter (@diaeter) March 24, 2023
Auf den Punkt
Dass hier so viele Leute aus Mitgefühl weinen, obwohl du nur etwas vollkommen selbstverständliches und ganz normal menschliches getan hast, lässt mich an unserer Gesellschaft zweifeln und macht mir Angst vor Krankheit
— Rocking on heavens floor (@PascalPlus1) March 24, 2023
Genau darum geht es
Die Tante meiner Mutter, hatte mit über 90 Jahren genug von ihrem Leben.
Also lud sie meine Mutter zu einem letzten Schluck Sekt ein und beide konnten ihn genießen.
In der folgenden Nacht verließ sie uns, aber konnte sich mit einer schönen Erinnerung verabschieden.— tobeLIX (@tobe_lix) March 24, 2023
Wir alle werden eines Tages Hilfe benötigen
Lebensqualität am Ende des Lebens zu spenden und zu erhalten ist sooo wichtig! Ich hoffe jeder von uns lernt jemanden wie dich am Ende des Lebens kennen für solche schönen Momente!
— Tanja 🇺🇦 (@Tanja49481488) March 24, 2023
Und es macht auch den Job so viel erfüllender
Kenne das in abgewandelter Form aus unserem psychiatrischen Wohnheim: Zeit mit den Beteiligten verbringen hat schon manche akute Krise in Luft aufgelöst. ♥️
— Fishtowncloud (@fishtowncloud) March 24, 2023
Der Mensch ist eben nicht nur ein Körper
Das ist gelebte Menschlichkeit. Danke! ❤️ Gegen alle Tendenzen zu rein funktionaler „Satt-und-sauber-Pflege“. 👍
— Crìsdean 🏴🇩🇪🇮🇱 (@hcg2000) March 25, 2023
Man bekommt auch etwas zurück
Vor vielen Jahren habe ich als Wahlhelfer geholfen. War in einem Altenheim. Eine der alten Damen hat gefragt was Sie denn für die Wahl als Dankeschön bekommt. Hab ich ihr ein Küßchen auf die Wange gegeben.
An die strahlenden Augen erinnere ich mich immer noch gerne.— Bill Miller (@Bill_Miller_666) March 24, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Da wir gerade beim Thema sind, schaut doch hier noch rein: