Thread: Wenn jemand das Ruder in diesem Impfdesaster rumreißen kann, dann die Haus- und Fachärzte

Manuela Jungkind 14.03.2021, 12:28 Uhr

Davon zu reden, dass Deutschland den Impfstart verschlafen hat, trifft schon lange nicht mehr den Kern. US-Präsident Joe Biden versprach diese Woche öffentlich, dass jedem erwachsenen Amerikaner bis zum 1. Mai eine (erste) Corona-Impfung zugänglich gemacht wird. Spötter mögen anmerken, dass er das Jahr nicht genannt hat, aber dieser Witz streut gerade in Deutschland ziemlich viel Salz in offene Wunden. Denn während in den USA inzwischen knapp 20% der Gesamtbevölkerung mindestens die erste Impfung erhalten haben und täglich über 2 Millionen Dosen verimpft werden, sind es in Deutschland gerade mal 7,2% der Gesamtbevölkerung und ungefähr 233.000 Impfdosen pro Tag. (Quelle: Bloomberg L.P., Stand: 12.03.2021) In den USA ist man also auf einem guten Weg, hierzulande lautet das bescheidene Ziel dagegen: „Jede und jeder Impfwillige soll bis Ende September eine Erstimpfung erhalten.“ Dabei werden sich die Älteren erinnern: Bis Mitte Januar wurden die Vereinigten Staten von einem orangefarbenen Frettchen regiert, dem man kaum zutraute, den Unterschied zwischen Gummibärensaft und einem Vakzin zu verstehen!

Eins der hausgemachten Probleme: Aktuell werden in Deutschland Impfungen bekanntermaßen vorrangig in Impfzentren erteilt, die durch mobile Impfteams (etwa für Pflegeeinrichtungen) ergänzt werden. In einigen Bundesländern wurde als Modellprojekt auch in Arztpraxen geimpft. Genau dieses System soll nun ausgeweitet werden. Die Gesundheitsminister der Länder haben beschlossen, Hausarztpraxen in größerem Umfang in das Impfgeschehen miteinzubeziehen – wenn auch erst ab Mitte April. Das Thema lautet nämlich mal wieder: Ist genug Impfstoff da?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach in diesem Zusammenhang vom Ketchup-Effekt: Nach den spärlichen Impfstoff-Lieferungen der vergangenen Wochen soll es Ende März nämlich deutlich anziehen. Und genau dieser „Ketchup“ soll dann durch die Hausärzt:innen möglichst schnell und reibungslos verimpft werden. Aber können die das überhaupt? Twitteruserin und Hausärztin @SchwesterFD hat mal ein bisschen Klarheit in der Sache geschaffen!


Sehr viele Twitteruser:innen konnten die Argumente von @SchwesterFD nachvollziehen und sprechen sich ebenfalls für eine Impfung in der Hausarztpraxis aus. Insbesondere die persönliche Beziehung zwischen Patienten und Hausärzten und -ärztinnen darf dabei wohl nicht unterschätzt werden. Darüber hinaus gibt es gute Argumente dafür, dass das Impfen in der vertrauten Praxis nicht nur Zeit und Aufwand spart, sondern auch deutlich weniger Bürokratie erfordert, als es in den Impfzentren der Fall ist.

Apropos, natürlich läuft auch in den USA nicht alles glatt beim Thema Impfen. Wer mehr darüber erfahren möchte, wie Twitteruser:innen den Umgang mit den Corona-Vakzinen in den USA beurteilen, dem empfehlen wir unsere englischsprachige Partnerseite Best of Twitter.

Thread: „Impformationen“ zu mRNA-Impfstoffen

Über den Autor/die Autorin

Manuela Jungkind

Stellv. Redaktionsleitung

Alle Artikel