Thread: Warum ist #SARSCoV2 so gefährlich – obwohl die meisten nicht schwer erkranken?
Das Corona-Virus, also SARSCoV2, begleitet uns nun schon so lange, dass wir alle eine gewisse Sachkunde entwickelt haben. R-Wert, Antikörper, Mutationen – viele Vokabeln, die noch vor einem Jahr kaum im Alltag benutzt wurden, sind nun Gegenstand ganz gewöhnlichen Smalltalks. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die meisten von uns inhaltlich gerade mal an der krustigen Oberfläche des Fachbereichs Virologie kratzen. Eine Dauerkarte für die Allianz-Arena macht uns nicht zum Bundestrainer und der Drosten-Podcast macht uns nicht zum Virologen! Folglich fällt es uns Laien nicht immer leicht, spezifische Zusammenhänge richtig zu interpretieren. Ein fatales Missverständnis ergibt sich zum Beispiel aus der Tatsache, dass das Corona-Virus eine vergleichsweise geringe Zahl schwerer Krankheitsverläufe nach sich zieht. Oft wird daraus abgeleitet, dass SARSCoV2 deutlich weniger gefährlich als andere Viren sei – etwa im Vergleich zum Ebolavirus, das in den vergangenen Jahren in West- und Zentralafrika grassierte.
Warum dies ein Trugschluss ist, erklärt Prof. Melanie Brinkmann auf ihrem Twitteraccount in sehr verständlicher Form. Sie ist nicht nur Professorin am Institut für Genetik der Technischen Universität Braunschweig (etc., etc., etc), sondern – wie wir spätestens nach der Bundespressekonferenz vom 3. November wissen – Freundin deutlicher Worte. Wir legen euch diesen Thread ans Herz und verbinden ihn mit einer Bitte: Bezieht eure Informationen von Wissenschaftler:innen, nicht von Querdenkern, YouTube-,Google-,weißderHenker-Schwurblern oder anderen selbsternannten „Experten“.
Warum ist #SARSCoV2 so gefährlich – obwohl die meisten nicht schwer erkranken?
Ein Thread.
Sehr tödliche Viren wie das Ebola Virus zum Beispiel sind meist deutlich leichter einzudämmen als SARS-CoV-2. Warum ist das so?— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Weil sie ihren Wirt so schwer erkranken lassen, dass er sich nicht mehr unter Menschen begibt. Sprich: der Infizierte kann nicht mehr viele Menschen anstecken und das Virus so weiterreichen. Wenn das Virus Pech hat, stirbt die infizierte Person -> Sackgasse für das Virus
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Bei #SARSCoV2 ist das anders. Viele Menschen haben keine Symptome, sind aber trotzdem infektiös, und man ist bereits infektiös, BEVOR man Symptome aufweist.
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Heißt: das Virus kann sich deshalb sehr gut in der Bevölkerung verbreiten, weil die meisten Infizierten (noch) gar nicht wissen, dass sie infiziert sind und sich dementsprechend ganz normal verhalten.
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Die erfolgreichsten Viren sind allgemein die, die den Wirt am Leben lassen und möglichst wenig beeinträchtigen – je länger das Virus seinen Wirt für die Produktion neuer Viruspartikel ausnutzen kann, desto besser die Chancen, an den nächsten Wirt weiter gereicht zu werden.
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Durch die rasche Verbreitung von #SARSCoV2 und den rasanten Anstieg der Infiziertenzahlen haben wir dann in kurzer Zeit sehr viele schwer kranke Menschen, obwohl sie nur einen kleinen Teil der Infizierten ausmachen.
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Das ist gerade weltweit in sehr vielen Ländern zu beobachten. Und wenn die Krankenhäuser mit Covid-Patienten voll sind, dann ist auch die gewohnte medizinische Versorgung nicht mehr gewährleistet mit dramatischen Auswirkungen für alle, die eine Behandlung benötigen.
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
Siehe hierzu auch @TheBinderLab https://t.co/RFbn2gTrjg
— BrinkmannLab (@BrinkmannLab) November 13, 2020
So kommentieren andere User:innen:
Danke für den anschaulichen Thread Frau Professor. 👍
Wenn das medizinische System überlastet ist, steigt die Mortalität von COVID19, wie auch aller anderen Erkrankungen rapide.
— Flow (@Caethan13) November 13, 2020
Das schöne an dieser Erklärung ist ja auch: So formuliert, dass jede:r sie nachvollziehen kann, wenn er oder sie nur will. Danke. #wissenschaftskommunikation
— Anja Mutschler (@An_Mut) November 13, 2020
Und über #Langzeitfolgen, die selbst bei milden Verläufen leider möglich sind, sollte man auch endlich etwas lauter reden. #GenesenIstNichtGesund #WearAMask #StayHome
— ulmerspatz (@_ulmerspatz) November 13, 2020
Und die beste Strategie, wenn man mal einen Abend Plague Inc. spielt. Schön easy unter dem Radar bleiben und nicht zu schnell tödlich werden…
— Leroy Blench ⚒️🇩🇪🇬🇧 (@LeroyBlench) November 13, 2020