Thread: So schickt man niemanden in den Kindergarten
Sicher, für Eltern von Kita- und Schulkindern ist die Vereinbarkeit von einem kranken Kind und ihrem Beruf mitunter sehr herausfordernd. Auch vor Corona waren die üblichen Erkältungs- und Grippewellen schon eine besonders schwierige Zeit für Berufstätige. Laut Gesetz hat ein jedes Elternteil zwar ein Anrecht darauf, für die Betreuung eines kranken Kindes unter zwölf Jahren bezahlt freigestellt zu werden, das gilt allerdings nur für 30 Tage pro Elternteil, bei mehreren Kindern maximal 65. Nur für Alleinerziehende sind es doppelt so viele, also 60 beziehungsweise 130 Tage. Das Kinderkrankengeld beträgt üblicherweise 90 Prozent des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts. Mal abgesehen davon, dass diese Krankengeld-Regelung alles andere als perfekt ist, ganz besonders wenn man mehrere Kinder hat, gibt es natürlich noch die Problematik, dass man seinem Unternehmen fernbleibt und sich deswegen beim Chef oder den Kolleg*innen unbeliebt machen könnte. Nicht wenige Menschen fürchten dabei natürlich auch Konsequenzen.
Aus diesen genannten Gründen werden einige Eltern oft sehr kreativ, wenn es um die Betreuung ihres kranken Kindes geht. Schließlich gibt es jede Menge Medikamente, die die üblichen Krankheitssymptome für ein paar Stunden lindern oder gar unterdrücken. Fieber- und Hustensäfte für Kinder sind so effektiv, dass man den Kids morgens erstmal nichts anmerkt. Trotz der oben genannten Beweggründe sind solche Mogeleien verantwortungslos und unentschuldbar. Über die Ansteckungsgefahr denken da nämlich die wenigsten nach und erst recht nicht diejenigen, die beim Thema Corona auf Durchzug geschaltet haben. Ob es am Ende wirklich der Wirtschaft hilft, wenn alle krank sind? Und was hat das mit Freiheit zu tun, wenn sie zu Lasten der Mitmenschen geht? Fragen über Fragen. Unser Lieblings-Intensivarzt @narkosedoc hat über das Thema kranke Kinder in der Kita den nun folgenden Thread geschrieben:
Im Kindergarten steht ein dauerhustendes Kind in der Puppenküche. Das Kind ist wirklich krank, also krank im Sinne von – so schickt man niemanden in den Kindergarten.
Auf Nachfrage heißt es „Die Oma hat sie heute gebracht, die Mutter hat ja Corona, die kann sich nicht kümmern.“— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
Das kotzt mich alles so dermaßen an. Wie kurzsichtig kann man sein? Es gibt keine Tests mehr für die Kinder, beziehungsweise es wird einfach nicht getestet. Augen zu und durch.
Unter den Eltern eine wilde Gemengelage aus Leugnung der Fakten und Pseudowissen.— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
„Irgendwann muss es jeder kriegen, danach sind wir damit fertig“
Falsch. Man kann sich zig mal infizieren. Teils innerhalb von ein paar Wochen.
Ich ertrage das nicht mehr, diese Dummheit.— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
Da erzählt ein ehemaliger Tierarzt etwas im Fernsehen und alle glauben es.
Und wir wissen nicht, wie wir die Station besetzen sollen, wie wir den OP oder die Notarztstandorte besetzen sollen.— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
Nach fünf Tagen ist man einfach so“ frei“. Die Eltern kommen dann auch ohne Maske, weil „sie sind ja nicht mehr infektiös“ 🤪.
Als ich das kritisiert habe wurde mir gesagt: muss ja, sonst wäre die Regel ja nicht so. 🤡— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
Dabei wissen wir von unseren Mitarbeitern, die sich infiziert haben, dass unbedenkliche CT-Werte bei denen man als nicht mehr infektiös gilt frühestens nach 10-14 Tagen erreicht werden.
Es ist eine Farce.
Die Desinformation hat gesiegt.— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
Alles, weil irgendwelche Wirtschaftsfunktionäre glauben, dass man so Geld sparen könnte. Dabei wird uns genau das kurz-, mittel- und langfristig Milliarden kosten.
Aktuell durch einen massiven Ausfall an Arbeitskräften, langfristig durch LongCovid.
Es ist so hirnrissig. 🤯— Intensivdoc (@narkosedoc) September 8, 2022
Das sagen andere User:
Eigenverantwortung, wir hören dich trapsen! Auch im dritten Jahr der Pandemie schmerzt die bittere Erkenntnis, dass die meisten Menschen eher nur an sich selbst als an andere denken und noch nicht einmal davor zurückschrecken, Kinder in Gefahr zu bringen. Ihr wollt noch ein paar Kommentare und Reaktionen der Leserinnen und Leser? Hier, bitte:
„Wishful thinking“ hat mit thinking einfach so gar nichts zu tun. Leider mit fatalen, und viel zu oft auch letalen, Folgen.
— voigimpft, aber unzfrieden mit der Gesamtsituation (@pirchner) September 8, 2022
Bei uns im Bekanntenkreis leider auch nur Lernen durch Erfahrung.. „war beim ersten Mal nur bisschen Schnupfen“.. tja.. nach der zweiten Infektion hat eine Person nun Langzeitfolgen 🤦♂️
Alle Beteiligten Wissenschaftler, übrigens. Schockierend und ermüdend.
— komaspieler (@komaspieler) September 8, 2022
Es ist nicht mehr auszuhalten. Man kann nur versuchen, sich so gut es geht, mit Vernünftigen zu umgeben und hoffen, dass es gut geht.
— SilkeNRW 😷- kämpft für #Risikogruppen (@Queen_Of_Light) September 8, 2022
Nachbarin erzählt, die 2 Kleinen sind positiv. Ich hab’s aber nicht gemeldet, damit sie in den Kiga gehen. Selber testen ich nicht, weil, ich setz mich nicht mit Maske in meine Weiterbildung zur KINDERGARTENHELFERIN.
🤬🤬🤬🤬🤬— ReneeKe 4x+😷 (@Reneke88100556) September 8, 2022
Klassenfahrt. Keine Tests mehr. Keine Masken. Fazit: 35% Infizierte. Ich mittendrin. Zum ersten Mal. Eine Person stieg wissentlich infiziert ein, wie sich herausstellte. Obwohl wir drum baten (!), sich zu testen. Ich bin raus. Keine Klassenfahrten mehr.
— Elfriede aus dem Artland (@AusArtland) September 8, 2022
Ich kann das auch nicht mehr ertragen. Frage mich ob man nicht doch irgendwie gegen Einrichtungen vorgehen kann, die sowas mitmachen. Das ist doch wirklich Körperverletzung wenn sich ein anderes Kind ansteckt (+ Inf. zu Hause weitergibt), Stichw. Fürsorgepflicht/Garantenstellung?
— SichereBildung (@sichereschule81) September 8, 2022
Ich habs 2x innerhalb von 2 Monaten gekriegt
— Tercres (@Tercres) September 8, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu haben wir noch das: