
Auf die Gefahr hin, dass die Kommentarspalte brennen wird, wollen wir einmal über die wirklich größten Verlierer der Pandemie sprechen. Nein, es geht hierbei nicht um die liebe Wirtschaft oder um Künstler und Kulturschaffende, wobei Letztere durchaus auch zu den extrem Leidgeplagten gehören. Heute reden wir über Kinder und Jugendliche. Die vergangenen eineinhalb Jahre Corona-Pandemie haben in keiner anderen Bevölkerungsgruppe so deutliche Spuren hinterlassen, die uns zudem noch über Jahre beschäftigen werden. Die Ursachen dafür sind unter anderem Unterrichtsausfall, holpriges Homeschooling, fehlende Sozialkontakte und über einen längeren Zeitraum keine feste Alltagsstruktur. Dazu kommen die Angst vor Ansteckung, eine fehlende Zukunftsperspektive, Existenzängste und die Probleme ihrer Eltern in der Pandemie. Vorbelastete Kinder hatten es besonders schwer. Die medizinischen Folgen der Pandemie bzw. der Corona-Politik des Bundes sind vielfältig. Von Angststörungen, über Depressionen, ADHS, bis hin zu einem gestörten Sozialverhalten ist leider alles dabei. Beratungsstellen, Vereine und Psychologenverbände in allen Bundesländern schlagen deswegen seit dem Frühjahr Alarm. Das vergangene Jahr hat allen Kindern und Jugendlichen extrem viel abverlangt und mit Blick auf den kommenden Herbst kann man sagen, dass die allgemeine Belastung noch lange sehr hoch sein wird. Umso schlimmer ist es, dass die Politik sich gerade um die nachfolgenden Generation aktuell weniger zu kümmern scheint, wahrscheinlich weil sie für die kommende Bundestagswahl eher unwichtige Zielgruppen darstellen” oder “eine eher unwichtige Zielgruppe darstellt. Und hier kommt der nun folgende Thread ins Spiel. Bent Freiwald ist Bildungsjournalist und versucht ich seit Beginn der Pandemie den Fokus auf Kinder und Jugendliche zu richten. Nach einem Besuch im Sport-Zeltlager hat er diesen bewegenden Thread geschrieben und darin zusammengefasst, was unsere Kinder jetzt und auch in Zukunft ganz dringend brauchen werden. Aber am besten lest ihr selbst.
Ich war gerade mit 92 Kindern im Alter von 7 bis 16 im Sport-Zeltlager. Es gab diesen einen Moment, an dem es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat und ich mehr über Corona gelernt habe als in 1,5 Jahren als Bildungsjournalist. Ein Thread.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Ich war gerade mit 92 Kindern im Alter von 7 bis 16 im Sport-Zeltlager. Es gab diesen einen Moment, an dem es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat und ich mehr über Corona gelernt habe als in 1,5 Jahren als Bildungsjournalist. Ein Thread.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
An einem Ende des Platzes haben gerade 30 Kinder in einem großen Kreis Yoga in der Abendsonne gemacht. Keins davon hatte davor je Yoga gemacht. Alle folgten den Anweisungen präzise und ruhig.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
An einem Ende des Platzes haben gerade 30 Kinder in einem großen Kreis Yoga in der Abendsonne gemacht. Keins davon hatte davor je Yoga gemacht. Alle folgten den Anweisungen präzise und ruhig.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Ein Zelt weiter hörten 20 Kinder gerade einem Jungen zu, der Gitarre gespielt und gesungen hat. Der Junge trägt Hörgeräte und hat ADHS. Die vielen Menschen überfordern ihn sonst. Mit der Gitarre war er plötzlich selbstbewusst und gehörte dazu.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Ein Zelt weiter hörten 20 Kinder gerade einem Jungen zu, der Gitarre gespielt und gesungen hat. Der Junge trägt Hörgeräte und hat ADHS. Die vielen Menschen überfordern ihn sonst. Mit der Gitarre war er plötzlich selbstbewusst und gehörte dazu.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Vor mir tippelten gerade 10 Kids mit Schwimmweste zum Kanufahren. Zwei Jungs erzählten sich aufgeregt, was sie machen, wenn sie kentern.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Vor mir tippelten gerade 10 Kids mit Schwimmweste zum Kanufahren. Zwei Jungs erzählten sich aufgeregt, was sie machen, wenn sie kentern.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Ich stand vor meinem Zelt, schaute über den Platz, all das passierte gleichzeitig. All das brauchen Kinder. All das haben wir unseren Kindern eineinhalb Jahre lang genommen. Zu einem kleinen Teil wegen eines Virus.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Ich stand vor meinem Zelt, schaute über den Platz, all das passierte gleichzeitig. All das brauchen Kinder. All das haben wir unseren Kindern eineinhalb Jahre lang genommen. Zu einem kleinen Teil wegen eines Virus.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Aber zu einem viel, viel größeren Teil, weil wir Erwachsenen – und damit meine ich in erster Linie Politiker:innen – so egoistisch waren, unsere eigenen Verlangen und den Willen wiedergewählt zu werden vor die Wünsche und Träume von Kindern zu stellen.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Aber zu einem viel, viel größeren Teil, weil wir Erwachsenen – und damit meine ich in erster Linie Politiker:innen – so egoistisch waren, unsere eigenen Verlangen und den Willen wiedergewählt zu werden vor die Wünsche und Träume von Kindern zu stellen.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Was die Kinder jetzt noch an Bildung und Freizeit verpassen, verpassen sie nicht wegen des Virus, sondern weil wir die falschen Prioritäten setzen.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Was die Kinder jetzt noch an Bildung und Freizeit verpassen, verpassen sie nicht wegen des Virus, sondern weil wir die falschen Prioritäten setzen.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Weil uns Einkaufen ohne Maske wichtiger als Präsenzunterricht ist. Weil uns ein volles Fußballstation wichtiger als das Flötenkonzert in der Grundschule ist. Und weil uns Luftfilter in Schulen zu viel kosten.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Weil uns Einkaufen ohne Maske wichtiger als Präsenzunterricht ist. Weil uns ein volles Fußballstation wichtiger als das Flötenkonzert in der Grundschule ist. Und weil uns Luftfilter in Schulen zu viel kosten.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Dass uns das alles nicht um die Ohren fliegt, liegt nur daran, dass Kinder 1.000 Mal tapferer sind als Erwachsene. Die halten das aus. Die testen sich die ersten drei Tage des Zeltlagers selbst und sprinten danach wieder zum Tischkicker.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Dass uns das alles nicht um die Ohren fliegt, liegt nur daran, dass Kinder 1.000 Mal tapferer sind als Erwachsene. Die halten das aus. Die testen sich die ersten drei Tage des Zeltlagers selbst und sprinten danach wieder zum Tischkicker.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Das mag pathetisch klingen, aber als ich da so stand, war ich ehrlich angewidert davon, was für eine Nebenrolle Kinder und Jugendliche in der Corona-Politik gespielt haben.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Das mag pathetisch klingen, aber als ich da so stand, war ich ehrlich angewidert davon, was für eine Nebenrolle Kinder und Jugendliche in der Corona-Politik gespielt haben.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Eine Mutter schrieb uns einen Tag nach Rückkehr: „Wir sind so dankbar. Gerade in der schweren Zeit war es für die Kinder endlich mal etwas Normalität, sie konnten ohne Einschränkungen wieder Kind sein. Dieses Stück Freiheit kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen.“
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Eine Mutter schrieb uns einen Tag nach Rückkehr: „Wir sind so dankbar. Gerade in der schweren Zeit war es für die Kinder endlich mal etwas Normalität, sie konnten ohne Einschränkungen wieder Kind sein. Dieses Stück Freiheit kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen.“
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Am ersten Tag fragte mich ein Kind, was es machen soll, wenn es draußen ein anderes Kind trifft. Ich war ein bisschen baff.
Ich: „Wenn du es magst, umarm es.“
Kind: „Cool!“
Und weg war es.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Am ersten Tag fragte mich ein Kind, was es machen soll, wenn es draußen ein anderes Kind trifft. Ich war ein bisschen baff.
Ich: „Wenn du es magst, umarm es.“
Kind: „Cool!“
Und weg war es.— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Für mich ist ab jetzt jedes einzelne Gespräch oder Statement über Corona, das nicht bei Kindern und Jugendlichen beginnt, ein verlorenes. Wenn es dann im Herbst wieder richtig losgeht, werd ich mich immer daran erinnern, wie ich da stand und über den Platz schaute.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Für mich ist ab jetzt jedes einzelne Gespräch oder Statement über Corona, das nicht bei Kindern und Jugendlichen beginnt, ein verlorenes. Wenn es dann im Herbst wieder richtig losgeht, werd ich mich immer daran erinnern, wie ich da stand und über den Platz schaute.
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
//
Als Bildungsjournalist versuche ich seit 1,5 Jahren den Blick in der Pandemie auf Kinder und Jugendliche zu richten. Wer mir bei diesem Versuch über die Schultern gucken will, kann hier meinen kostenlosen Bildungsnewsletter abonnieren: https://t.co/yBHq0mXdvy
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
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Als Bildungsjournalist versuche ich seit 1,5 Jahren den Blick in der Pandemie auf Kinder und Jugendliche zu richten. Wer mir bei diesem Versuch über die Schultern gucken will, kann hier meinen kostenlosen Bildungsnewsletter abonnieren: https://t.co/yBHq0mXdvy
— Bent Freiwald (@BentFreiwald) August 2, 2021
Das sagen andere User:
Der Thread ist eingeschlagen wie eine Bombe und das mit Recht. In den vielen hundert Kommentaren findet sich neben viel Zuspruch auch Verständnis und ein paar Ergänzungen. Ein paar Leser warfen dem Autor jedoch auch vor, er würde die Situation überzeichnen. Wir haben ein paar Kommentar hier für euch gesammelt.
Mega cool wäre es jetzt, wenn wir nach der Pandemie dann nochmal schauen, dass alle Kinder solche Angebote nutzen können.
Die privilegierten Kinder konnten oft sogar während der Pandemie viel mehr nutzen als andere Kinder schon vor der Pandemie nicht.
Ansonsten absolut ja.
— Liv in Chaos (@chaosimkittel) August 2, 2021
Mega cool wäre es jetzt, wenn wir nach der Pandemie dann nochmal schauen, dass alle Kinder solche Angebote nutzen können.
Die privilegierten Kinder konnten oft sogar während der Pandemie viel mehr nutzen als andere Kinder schon vor der Pandemie nicht.
Ansonsten absolut ja.— Liv in Chaos (@chaosimkittel) August 2, 2021
Wenn Jugendliche keine angemessene Abschlussfeier haben dürfen, wenn sie nach 1,5 Jahren schwierigster Bedingungen ihren Abschluss machen, während gleichzeitig Zehntausende in Fußballstadien feiern, dann haben sie eigentlich das Recht etwas anzuzünden.
— Giliell 🔴 (@Giliell) August 2, 2021
Wenn Jugendliche keine angemessene Abschlussfeier haben dürfen, wenn sie nach 1,5 Jahren schwierigster Bedingungen ihren Abschluss machen, während gleichzeitig Zehntausende in Fußballstadien feiern, dann haben sie eigentlich das Recht etwas anzuzünden.
— Giliell 🔴 (@Giliell) August 2, 2021
Bin auch gerade mit Kindern im Bogenschützen Camp. Es sind Schützen und Nicht Schützen gemischt. Statt einer Woche machen wir zwei weil so viele anmeldungen kamen da den Kindern sowas im letzten Jahr gefehlt hat.
— Prof. Dr. Sir Snackosaurus of Eatalot (@SirEdwinBaer) August 2, 2021
Bin auch gerade mit Kindern im Bogenschützen Camp. Es sind Schützen und Nicht Schützen gemischt. Statt einer Woche machen wir zwei weil so viele anmeldungen kamen da den Kindern sowas im letzten Jahr gefehlt hat.
— Prof. Dr. Sir Snackosaurus of Eatalot (@SirEdwinBaer) August 2, 2021
Wir haben die Schulen geschlossen ohne es vorher mit einer Home-Office-Pflicht zu versuchen.
Wären 40% der Arbeitnehmer:innen die HO können Zuhause geblieben, hätten die Schulen länger offen bleiben können.
— Tobi | BLM (@trunn17) August 2, 2021
Wir haben die Schulen geschlossen ohne es vorher mit einer Home-Office-Pflicht zu versuchen.
Wären 40% der Arbeitnehmer:innen die HO können Zuhause geblieben, hätten die Schulen länger offen bleiben können.
— Tobi | BLM (@trunn17) August 2, 2021
Ein ganz toller Post. Und einer, bei dem die Kinder und Jugendl. in der Pandemie in den Fokus gerückt werden. Ich habe auch immer wieder das Gefühl, dass unsere jüngste Generation nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie bekommen sollte! Vielen Dank für das gr. Engagement 👍🤩
— Tunnelblume (•‿•)🌷🥀🌻 (@kidssindwichtig) August 2, 2021
Ein ganz toller Post. Und einer, bei dem die Kinder und Jugendl. in der Pandemie in den Fokus gerückt werden. Ich habe auch immer wieder das Gefühl, dass unsere jüngste Generation nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie bekommen sollte! Vielen Dank für das gr. Engagement 👍🤩
— Tunnelblume (•‿•)🌷🥀🌻 (@kidssindwichtig) August 2, 2021
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Wir haben noch das hier für euch verlinkt: