Thread: Meine Vierjährige weiß, dass ich Covid-Patienten betreue. So sehr belastet sie das Thema…
Die Corona-Krise durchdringt längst jeden Bereich unseres Alltags. Arbeiten, Freizeit, Besorgungen, Urlaub – Corona ist überall. Auch in unseren Gesprächen. Krankheit und Sterblichkeit sind seit Monaten alltägliche Themen. Selbst wenn morgen ein Impfstoff gefunden und alle Toten betrauert wären – das Virus hat Spuren hinterlassen. Wie viel Kinder von unseren Sorgen mitbekommen, ist natürlich völlig unterschiedlich, aber auch ihr Alltag hat sich dramatisch verändert. Unsere Kinder sind die erste Generation, für die es völlig normal ist, maskierten Menschen zu begegnen und über Abstandhalten nachzudenken. Das Virus begleitet sie in den Kindergarten und die Klassenzimmer. Twitteruserin SchwesterUnbequem arbeitet im Krankenhaus. Bei ihr ist das Thema Krankheit besonders präsent. Sie beschreibt in einem Thread, welche Erfahrung sie mit ihrer vierjährigen Tochter gemacht hat.
Mal was in eigener Sache.
Als Mutter einer Vierjährigen
Als Pflegekraft auf einer Intensivstation
Als Pflegekraft die mit Covid Patienten zu tun hat und wie das gerade zum Problem wird.THREAD
Ich war immer transparent und habe meine Tochter damit aufwachsen lassen…
— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
wo ich arbeite und warum ich nachts auch arbeiten muss.
Nicht ahnend, dass das Mal Probleme macht.
Neurdings ist das Thema „Tod“ omnipräsent.
Sie spricht es oft alleine an und fragt ob Oma und Opa bald sterben, ob wir sterben, die nachbarn, Freunde . Ob Kinder sterben— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Auch da halte ich nichts von Lügerei und versuche ihr das so kindgerecht wie es geht zu erklären.
Dann drehte sich das ganze und sie fixierte sich darauf ob und wann ich sterben würde.
Auch hier : Erklärungen und eine gewisse Ruhe beim Nachwuchs.— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Vorgestern dann, als ich sie in die Kita brachte, sagte ein anderes Kind völlig unbedarft:
„Meine Mama hat gehustet und gesagt sie hat sicherlich corona. Dann stirbt die bald “
Ich konnte die ganzen Emotionen meiner Tochter gar nicht abfangen in dem Moment .— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Schock, Trauer , Angst, Verzweiflung, Panik , Verlustangst .
Alles in einem Augenblick.
Ihre Hilflosigkeit war unbeschreiblich.
Für sie war es in dem Moment so als würde meine Arbeit unweigerlich auch zu meinem Tod führen.
Wenn sie mich also gehen lassen würde, ..— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Würde ich nicht wieder kommen.
Und plötzlich ergab es Sinn, dass das Thema bei ihr so präsent war und es neurdings wirklich viele Tränen und Angst bei ihr gab, wenn ich zur Arbeit fuhr.
Natürlich ist das in individuelles Problem.
Dennoch..— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Bitte seid vorsichtig mit dem was ihr zu Hause sagt gegenüber Kindern.
Sie kriegen unfassbar viel mit. Und ja, es gibt Eltern die mit Covid Pat arbeiten und Kleinkinder haben.
Was ein Witz für euch ist („höhö ich habe Corona und wir werden alle sterben“) …— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Kann bei anderen zu Panik und Angst führen.
Sie ist vier und kann weder äußern weswegen sie Angst hat, noch genau in Worte fassen was passiert ist. Dafür fehlen in diesem Alter noch die sprachlichen Fähigkeiten und die Selbstreflexion.
Also bitte…— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
Denkt kurz darüber nach was ihr äußert.
Für manche ist Covid eben nicht nur eine Zahl, sondern etwas was realer ist als das.
Danke fürs lesen !— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) October 30, 2020
So kommentieren andere Twitteruser:innen:
Bei uns K1 11 J, nach Aussage seines Allergologen durchaus ein Risikopatient.
Der Vater und auch die Großeltern extrem genervt durch meine Vorsicht.
Daraufhin hat K2 9 J, eine Stunde unter Tränen erklärt dass sie ihren Bruder ganz oft blöd findet aber nicht will dass er stirbt— MamaDiamond (@MamaDiamond4) October 30, 2020
Ein ganz großes DANKE. Leider erlebe ich in meinem Umfeld ähnliches, leider sind die Menschen mit dem von dir beschriebenen Verhaltensmuster nicht gesprächsbereit. Es ist anstrengend 😒
— DirkKi (@dirk_ki45739) October 30, 2020
Manche Themen machen Kindern Sorgen. Nicht so dramatisch mit Angst vor dem Tod, aber: ich hab als Kind immer weniger gegessen, wenn meine Eltern im Gespräch drüber waren, „dass es diesen Monat mal wieder knapper ist“ 🤷♀️
— Julia (@mupfelia) October 30, 2020
Es ist so schwierig dieses Thema kindgerecht zu vermitteln. Ich habe einen zwei- und einen zehnjährigen mit Asthma, ADHS und wirklich sehr sensibel und arbeite im KH, es ist ein Tanz mit dem Teufel.
— 🍁Azina🍂🍁 (@AzinamagKaffee) October 30, 2020