Thread: Kinder ertrinken leise
Ist der Sommer nicht was Tolles? Also mal abgesehen von Mückenstichen, Sonnenbrand und dass die meisten von uns arbeiten müssen. Auch wenn die neue Woche heute mit Regenschauern und deutlich kühleren Temperaturen gestartet ist, die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Die erste dieses Jahres hatte unsere schöne Bundesrepublik am Wochenende jedenfalls fest im Griff. Mit bis zu 39,2 Grad war gestern der bislang heißeste Tag des Jahres. Vielerorts lagen die Temperaturen zwischen 36 und tropischen 38 Grad. Da zog es natürlich viele Familien mit ihren Kindern an den See, den Pool, das Freibad oder ans heimische Planschbecken. Abkühlung muss sein! Und weil Ertrinken immer noch zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern zählt, wollen wir an dieser Stelle noch einmal eindringlich vor der Gefahr warnen, die vom kühlen Nass für die Kids ausgeht, wenn man nicht höllisch aufpasst. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen und hat auch garantiert nichts mit „übervorsichtig“ zu tun. Dafür übergeben wir das Wort dem Intensivmediziner und Twitteruser @narkosedoc.
Aus aktuellem Anlass – lasst Kinder bitte niemals unbeaufsichtigt in Pools und Planschbecken – egal wie flach!
Kinder ertrinken leise. Für einen Schrei braucht es Luft, die Kinder „atmen“ aber vor Schreck meist direkt Wasser ein.
„Wir passen schon auf“ reicht nicht!! pic.twitter.com/2TOXt2SFTQ— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) June 15, 2022
Ich erinnere einen Einsatz, da haben die Großeltern daneben gesessen. Sie haben es nicht mitbekommen. Als die Oma Eis holen wollte, trieb das 3-jährige Kind am Grund.
Reanimation war „erfolgreich“, dann zeigte sich ein hypoxischer Hirnschaden, das Kind wird im Wachkoma bleiben.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) June 15, 2022
Wie kann man das verhindern?
Indem man eine Poolaufsicht festlegt.
Die Poolaufsicht hängt sich ein Lanyard um, beschriftet mit Poolaufsicht.
Poolaufsicht heißt – kein Handy, stattdessen Augen auf 👀
Immer.
Nervig? Ja, vielleicht.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) June 15, 2022
Geht die Poolaufsicht weg, muss jemand anders das Lanyard und die Aufsicht übernehmen.
Ist keine Aufsicht da, müssen alle aus dem Pool.
Gerade Kindergeburtstage sind hochriskant weil jede*r von den Erwachsenen denkt, dass schon jemand anders guckt.— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) June 15, 2022
Das Lanyard regelt die Zuständigkeit.
„Brauchen wir nicht, wir passen auch so auf“ funktioniert nicht!
Das endet nämlich damit, dass sich niemand zuständig fühlt und genau da lauert die Gefahr.
Einer der bekanntesten Fälle ist wohl dieser hier:https://t.co/ZI3aeXBXgY— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) June 15, 2022
Und wer denkt „Ach was, uns passiert das nicht“, ist der Katastrophe direkt ein paar Schritte näher.
Nehmt das Ernst. Vor allem wenn mehrere Kinder und mehrere Erwachsene da sind – nein, immer!!
Wasser ist toll, aber auch gefährlich.
Habt einen schönen Sommer! 🍉🏝— Intensivdoc 🇺🇦 (@narkosedoc) June 15, 2022
Das sagen andere User:
Es geht schneller als man denkt! Wie wichtig das Thema ist, zeigt sich auch an den Kommentaren der Userinnen und User. Wir haben ein paar der treffendsten Reaktionen und Antworten hier für euch gesammelt:
Man kann es nicht oft genug verbreiten:
Kleine Kinder können in wenigen cm Wasser ertrinken. pic.twitter.com/ciSOedxqQo— Stefan 💉💉💉 (@scht2008) June 15, 2022
Bitte auch daran denken, dass Kinder auch Stunden nach einem Beinaheertrinken noch plötzlich sterben können! Das ist sogenanntes #TrockenesErtrinken!https://t.co/yRlj44BXYQ
— Claus R. Kullak (@ClausKullak) June 16, 2022
(2) den Pool. Es wird nicht gesprungen & und auch nicht zu extrem herumgetobt. Wenn kein Erwachsener zu Hause ist, bleibt der Pool zugedeckt. Kids (die Jüngsten hier 5 & 2) werden nie auch nur eine Sekunde aus den Augen gelassen im Pool. Seit 16 Jahren bin ich mit diesen Regeln
— Einfach Ich (🇺🇦 🏡 & 😷 🇪🇺) (@Heut_mal_anders) June 15, 2022
und das die eindrücklichen Zahlen für Europa (Quelle: WHO): pic.twitter.com/PmM5q5E9c5
— Jürgen Knapp (@anaesthemergmed) June 16, 2022
Egal wie sehr du dich abgrenzen kannst, egal wie gut die psychosoziale Unterstützung im Nachgang ist: verstorbene Kinder nehmen IMMER ein Stück von dir mit.
— Hiobsbotschaft (Amt 666 /Fachbereich Misanthropie) (@Hiob1972) June 15, 2022
Ja, Horror, ich wär selbst als Kind beinahe im Pool ertrunken, Eltern saßen praktisch daneben und haben sich unterhalten, gerettet hat mich dann ein anderer Hotelgast, hab mich erst mit über 20 wieder auf ne Wasserrutsche getraut, Kopf unter Wasser geht bis heute nicht gut.
— Karen von Theapolis (@KarenSuender) June 15, 2022
das betrifft, unsere Jungs waren nie allein, wenn das Becken voll war. Sie haben sehr früh schwimmen gelernt (und auch weiter geübt, nicht nur den Seepferdchenkurs gemacht), der Große war schon mit 15 Rettungsschwimmer und ist jetzt auch 👮♂️- dieses tote Kind hat viel bewirkt 😔
— Ana Gramm (@TiniRegenbogen) June 16, 2022
Von diesem YouTube Account gibt es eine Reihe von Videos, anhand derer man sich ein Bild davon machen kann, wie (Beinahe-)Ertrinken wirklich aussieht. NICHT WIE IM FERNSEHEN!
Es sind meist die Kids, die gar nicht, oder noch nicht sicher schwimmen können.https://t.co/crSPoOcHXS— Thorsten Rochelmeyer #UprootTheSystem (@myc0d3sucks) June 15, 2022
Bin froh dass die Kinder da vernünftiger sind und verstehen warum
— nina (@Nina_Leddi) June 15, 2022
Bin als Kind im Wellenbad selbst fast ertrunken. Meine ältere Cousine hat es bemerkt und mich rausgezogen. Als wir es den Erwachsenen erzählt haben haben sie uns nicht geglaubt.
— NFR (@NFR82) June 15, 2022
Gerade heute wieder gedacht. Wenn ich am Wasser mit meinen Kindern bin, bin ich permanent am zählen. 1-2-3-4-1-2-3-4.
Letzte Woche hab ich nur 3 gezählt, panisch die Kinder gefragt, wo K4 ist. Sie haben mich irritiert angesehen, K4 hatte ich auf dem Arm.— Pelikan @🏠😷 (@fulltimePelikan) June 15, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend zum Thema: