Thread: Ich verrate euch was
Triggerwarnung: In diesem Beitrag werden Schwangerschaftsabbrüche thematisiert
Wahrscheinlich werden die Diskussionen um Abtreibungen niemals enden, solange es Frauen gibt. Denn dass es bei dem Thema trotz aller Beteuerungen weniger um das ungeborene Leben als um die Hoheit über den weiblichen Körper geht, das zeigt ein einfacher Blick auf die Lage der Kinder in diesem Land recht deutlich. Welche Einrichtungen hatten zuerst Luftfilter – Landtage oder Schulen? Welche Weichen werden gestellt, um Kinder finanziell schwacher Familien aus der Armutsspirale zu holen? Welchen gesellschaftlichen Stellenwert haben Erzieherinnen und Erzieher? Wie groß sind die Schulklassen und welche Ausstattung haben Klassenzimmer? Wie werden Beratungs- oder Unterstützungsstellen für Kinder und Familien finanziert? Und warum werden Mineralölkonzerne in Anbetracht der aktuellen Preissteigerungen stärker geschützt als die vielen Alleinerziehenden? Die Abtreibungsdebatte ist und bleibt eine Machtdebatte. Und den Gegnern ist kaum ein Argument zu schäbig, um Frauen, die sich zu einer Abtreibung entscheiden, mittels Angst, Bedrohung oder Demütigung zu manipulieren, anstatt ihnen gesellschaftliche Unterstützung zuzusichern und die Entscheidungsgewalt über ihren eigenen Körper zu verteidigen. Ein vielgehörtes Argument der Abtreibungsgegner in diesem Kontext ist, dass die Abtreibung Frauen emotional überfordern würde. @Holyprinzessin hat dazu ihre eigenen Erfahrungen gemacht, die wir gerne mit euch teilen möchten.
Ich verrate euch was:
Ich habe abgetrieben. Nicht wegen irgendwelchen Umständen. Weil ich kein Kind WOLLTE. Egal welche Hilfen und finanziellen Mittel man mir geboten hätte. Es war mein WILLE. Und es war richtig so. Also hört auf zu behaupten, dass Frauen daran zerbrechen.— Prinzessin der Finsternis (@Holyprinzessin) May 13, 2022
Tun wir nämlich meistens nicht. Die Mehrheit ist fein damit, hält nur den Mund weil andere Menschen glauben, das man lügt oder sich das schön redet. Aber ihr lügt🤷🏼♀️
— Prinzessin der Finsternis (@Holyprinzessin) May 13, 2022
Wo ein Wille ist, sollte eben auch ein Weg sein
Ich glaube, in der Formulierung, „Weil es mein Wille war“, liegt der Schlüssel.
Ich sehe, wenn ich meinen Freundeskreis sehe, dass die, die sich wirklich dafür entschieden haben und für die es klar die richtige Entscheidung war, keine Schwierigkeiten haben.
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) May 14, 2022
Die, die sich haben überreden lassen oder die aus Not diese Entscheidung treffen müßten, weil es keinen anderen Ausweg gab, obwohl sie das Kind lieber gehabt hätten, haben öfter damit Probleme.
Deswegen ist es so wichtig, dass Frau wirklich selbst entscheiden kann.
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) May 14, 2022
Das man ihrer Entscheidung vertraut und man Frauen, die unsicher sind, in der Entscheidungsfindung ergebnisoffen unterstützt, so dass sie klar ja oder nein sagen kann.
Das bedeutet aber auch, dass die Frauen, die sich wirklich sicher sind, nicht in Zwangsberatungen sollten,
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) May 14, 2022
sondern dass man ihnen vertraut, dass sie wissen, was für sie persönlich das Beste ist und das komplett so akzeptiert und zwar wertfrei.
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) May 14, 2022
Komisch, was als „selbstverständlich“ betrachtet wird
Ich kenne eine ganze Menge Frauen, die nach der Geburt in tiefe Depressionen gestürzt sind, am Schlafmangel und dem Druck fast zerbrochen wären, seit Jahren keinen wirklich freien Tag mehr hatten, weil alle drei Minuten „Maaaaaamaaaaa!“. Darüber spricht niemand.
— Lissys Rolfchen 💙💛 (@LissysFrauchen) May 14, 2022
So viel Diskussion, so wenig Unterstützung
Ich wünschte, die Gesellschafft würde damit aufhören, Frauen Gründe für ihre psychischen Belastungen zu unterstellen und anfangen, ihnen zuzuhören und Gegebenheiten schaffen, in denen Frauen sicher leben können.
— Sozialhexe (@Amyrlin_) May 14, 2022
Immer wenn über einen Menschen Macht ausgeübt werden soll, werden endlose Debatten über vorgeschobene Gründe geführt, warum es gut für diesen Menschen wäre, über ihn zu bestimmen.
— Sozialhexe (@Amyrlin_) May 14, 2022
Ginge es wirklich um die psych. Gesundheit von Frauen, gäbe es genug Behandlungsplätze für psych. kranke Frauen. Ginge es darum, Belastungen von uns fernzuhalten, gäbe es gratis Verhütung,gratis Kinderbetreuung, tatsächlich ausreichende Grundsicherung für nichtarbeitende Mütter.
— Sozialhexe (@Amyrlin_) May 14, 2022
Ginge es um uns, würde sich um uns gekümmert.
Es geht nicht um uns. Es geht darum, Frauen zu zwingen, ihren Körper als Brutkasten benutzen zu lassen UND ihnen einzureden, es sei gut für sie.— Sozialhexe (@Amyrlin_) May 14, 2022
Es sollte normal sein, darüber sprechen zu können
ich war im jahr 2000 ungewollt schwanger und habe es verloren. bis heute bin ich dankbar darüber und bis heute habe ich es kaum jemanden erzählt, weil ich diese „es tut mir so leid für dich“ blicke nicht ertragen wollte. ich denke immer noch, dass ich glück hatte.
— the used banana 🏥 (@theusedbanana) May 14, 2022
Macht es wie Andreas
Als Außenstehender einer Frau die Strapazen einer Schwangerschaft aufdrücken zu wollen, wenn sie diese nicht will, ist übergriffig. Meine Frau hat sehr unter Übelkeit und Rückenbeschwerden gelitten, die Geburt unserer Tochter (4,5 kg) war extrem anstrengend. Frau entscheidet.
— Andreas Makowsky (@AndreasMakowsky) May 14, 2022
Eigentlich ist die Sache sehr einfach: Schwangeren Frauen sollte dasselbe Recht zugestanden werden, das andere Erwachsene bereits genießen, nämlich die Bestimmungsgewalt über ihren eigenen Körper. Die geplante Abschaffung des Paragrafen 219a – dem sogenannten Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche – führt uns in jedem Fall in eine richtige Richtung, die hoffentlich mit der Entkriminalisierung von Abtreibungen fortgeführt wird. Mit dieser begrüßenswerten (und überfälligen) rechtlichen Entwicklungen einher geht hoffentlich die Veränderung des gesellschaftliche Fokus – weg von Tabuisierung und hin zu echter Unterstützung.
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