Thread: Eine Person erzählt dir, dass sie schwanger ist und überlegt, diese Schwangerschaft abzubrechen

Wir können uns als Gesellschaft noch so aufgeklärt nennen, es gibt immer noch viele Themen, mit denen ein völlig unangebrachtes soziales Stigma einhergeht. Schwangerschaftsabbrüche gehören garantiert zu diesen Inhalten, bei denen sehr schnell an der eigentlichen Problematik vorbeidiskutiert wird. Statt Lösungen bestimmen Emotionen und häufig auch Vorurteile das Thema. Weswegen viele Schwangere, die eine Abtreibung in Erwägung ziehen, nicht wagen, jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Der Schaden für die Person ist immens: Sie steht nicht nur vor einer schwerwiegenden Entscheidung, sie hat außerdem keinen emotionalen Rückhalt. Wir als Gesellschaft können uns dabei selbst einen Gefallen tun und Schwangerschaftsabbrüche enttabuisieren, indem wir uns klarmachen, was eine Person, die in einer solchen Konfliktsituation an uns herantritt, von uns braucht. Twitteruserin @MumOfTwo hat diese Situation häufig in der Beratung erlebt, die hierzulande einer Abtreibung zwingend vorausgeht. In einem sehr hilfreichen Thread beschreibt sie, wie man am besten in einem solchen Gespräch reagiert!

Eine Person erzählt dir, dass sie schwanger ist und überlegt, diese Schwangerschaft abzubrechen. Wie reagiert man da?

Ein Thread.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

1. In der Regel gehörst du nun zu einem sehr kleinen Kreis an Menschen, die diese Info bekommen haben. Geh sorgsam damit um. Heißt: diese Information bleibt in diesem Kreis. Das ist kein Gossip und wir sind hier nicht bei RTL Exklusiv.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

2. Du kannst aus Gründen mit diesem Thema nicht umgehen? Das ist ok. Kommuniziere das. „Es tut mir leid, ich kann (gerade) über so etwas nicht sprechen.“

No go: „Also ich könnte das ja nicht.“ Ja ok, aber um dich geht’s hier nicht…?

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

3. Fragen, die du dir sparen solltest:
– Von wem?!
– Wie konnte das passieren?
– Warum habt ihr nicht/falsch verhütet?
– Wie willst du das in Zukunft vermeiden?
– Was sagt xy dazu?

Es geht dich einfach nichts an?! Wenn die Person das von sich aus erzählt, prima.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

4. Falls du gerne im Internet recherchieren möchtest: idR stößt man mit dem Suchbegriff „Schwangerschaftsabbruch“ seltener auf Seiten von selbsternannten „Lebensschützer*innen“ als mit dem Suchbegriff „Abtreibung“.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

5. Es gibt diverse Beratungsstellen, die im Schwangerschaftskonflikt beraten. Nicht alle stellen Beratungsscheine aus, die für einen Abbruch aber zwingend notwendig sind. Wichtig ist der Titel „staatlich anerkannte Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle“.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

6. Du hast irgendwo mal was vom Post Abortion Syndrom gelesen und möchtest deine*n Freund*in gerne warnen?

Bitte informier dich besser. Das Post Abortion Syndrom ist eine Erfindung und ein Instrument sogenannter „Lebensschützer*innen“ um ungewollt Schwangeren Angst zu machen.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

7. „Lebensschützer*innen“ = Selbstbestimmungsgegner*innen

Post Abortion Syndrom =/= wissenschaftlich anerkannt

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

Warum ich das schreibe? Weil ich mit hunderten Menschen gesprochen habe, die einen Schwangerschaftsabbruch erwogen oder geplant haben. Weil sie alle kaum jemanden hatten um darüber zu sprechen. Und weil sie fast alle negative Reaktionen erlebt haben.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

Weil oft ich die erste Person war, mit der sie offen und vorurteilsfrei über alles sprechen konnten. Eine völlig Fremde in einer Beratungsstelle im Rahmen einer Zwangsberatung.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

Auch wenn ihr nicht angesprochen werdet könnt ihr zu einem Klima beitragen, in dem Schwangerschaftsabbrüche ansprechbar werden.
Zeigt Haltung, zeigt Offenheit und informiert euch.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

Ergänzung, weil wichtig:

Nicht nur Frauen können schwanger werden, sondern alle Menschen mit Uterus, also auch trans Männer, nicht binäre Menschen,… Menschen jeden Geschlechts.

— Aina (@Mum0fTwo) February 3, 2021

So kommentieren andere User:innen:

So oder so, es ist ein riesen Vertrauensbeweis, wenn das jemandem mitgeteilt wird, als solchen sollte man es auch sehen. Und da sein, falls man das kann.

— Nickel 🤰👩‍👧 (@Edelnickel) February 3, 2021

Danke für diesen Thread. Das ist so unheimlich wichtig. Ich habe was gelernt und weiß was im Falle des Falles wichtig, richtig und vor allem falsch ist. Danke dafür. RT okay?

— Obi-Wan (@Dotterbart1) February 3, 2021

Was auch immer ich davon halte….ich sage „Okay. Wenn du mich brauchst, ich bin da“
Und bin dankbar, dass mir dieses Vertrauen entgegen gebracht wird.

— Ni Na bleibt zuhause 🏡 (@Ni_Na_Nachtigal) February 4, 2021

Ich hab gesagt: alles was du entscheidest ist richtig und ich bin da.

— Anna Panna (@lila_samt) February 3, 2021

Als Mann würde ich nur sagen:
Egal wie du dich entscheidest, ich stehe an deiner Seite.

— fridolinwirbelwind.com🦒 2xfallen 3xhoch (@PurscheJoachim) February 4, 2021

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