Thread: Ich ging in die Apotheke und fragte nach einer Salbe
Um es gleich vorweg zu sagen: Homöopathie ist keine Medizin. Statistisch ist seit 25 Jahren BEWIESEN, dass „es keine Hinweise für die Wirksamkeit von Homöopathie bei körperlichen Beschwerden gibt.“ Punkt. Das ist nur logisch, weil homöopathische Mittel in der Regel keinerlei nachweisbare Mengen an Wirkstoff beinhalten. Wer das nicht glaubt, sollte sich unbedingt über die Herstellung von Globuli informieren. Viel Spaß und liebe Grüße an das „Wassergedächtnis“!
Die Tatsache, dass dennoch große Verwirrung und Unsicherheit herrschen, zeigt nur, wie schlecht das wissenschaftliche Grundverständnis in Deutschland verbreitet und wie mächtig die Zuckerkugel-Lobby ist. Fakt ist: Die „Wirkung“ von Homöopathie ist wissenschaftlich genauso wenig umstritten wie die Existenz von Monstern unter dem Bett. Es gibt sie nicht, man kann sie nicht messen. Und doch funktionieren sie bei einigen Wenigen (!!!) – indirekt! Das ist der Placeboeffekt. Wer aus der Tatsache, dass es manchen Menschen mit Globuli besser geht als ohne, eine „Heilwirkung“ als bewiesen ansieht, leitet aus Angst im Dunkeln auch die Existenz von Monstern ab.
Zur Erinnerung: Wenn man 100 Erkrankten eine wirkungslose Tablette (eben einen Placebo) gibt und 100 Erkrankten eine mit dem medizinisch nachgewiesenen Wirkstoff, ohne zu verraten, wer sich in welcher Gruppe befindet, dann wird es in der Placebogruppe Menschen geben, die sich besser fühlen und dies der Wirksamkeit der Tablette zuschreiben. Das Problem ist, dass der Placeboeffekt keine zuverlässige Größe ist und es niemals mit nachweisbar funktionierenden Arzneien aufnehmen kann. Dass man diese Dinge nicht miteinander verwechseln sollte und was passiert, wenn man es doch tut, zeigt der Thread von Twitteruser Erik Flügge.
So passiert:
Ich hatte die letzten Tage einen leichten Hautausschlag und wusste genau, was das ist. Ich ging in die Apotheke und fragte nach einer Salbe dagegen. Ich bekam eine für 16 Euro.
Nach einer Woche noch immer keine Wirkung. Ich googelte die Salbe: homöopathisch. 1/3— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 2, 2022
Ich googelte bei Stiftung Warentest, was wirklich hilft. Ging in die nächste Apotheke. Kaufte den Testsieger für 18 Euro und nach zwei Tagen war das Problem weg.
Dafür gehe ich in eine Apotheke und nicht für Hokuspokus. 2/3
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 2, 2022
Homöopathie gehört nicht in Apotheken und wenn sie schon in Apotheken verkauft wird, dann bitte nur mit Vorwarnung und eigentlich gehört ein Warnhinweis dick wie auf Zigarettenschachteln drauf: “Wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus”. 3/3
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 2, 2022
Vielen Dank für so viele Likes, retweets und neue follows!
Freue mich immer über Diskussion mit Followern, die auf dem Fundament der Wissenschaft stehen und dann argumentativ um Lösungen ringen.
Welcome!
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 3, 2022
Das sagen andere User*innen:
Wie kann es sein, dass Apotheken Produkte ohne Wirkungsnachweis verkaufen – ohne den Kunden entsprechend in Kenntnis zu setzen? Ist es die Erfahrung, dass viele Menschen sich homöopathische Mittel wünschen? Ist es fehlende Informiertheit? Oder geht es darum, möglichst hohe Gewinne zu erzielen und die fehlende medizinische Wirkung dafür in Kauf zu nehmen? Die Twitteruser*innen haben zu diesem Thema ihre eigenen Meinungen und Erfahrungen. Wir haben die treffendsten Kommentare für euch zusammengefasst.
Hex Hex
Vielleicht aber auch nur die falsche Apotheke erwischt?
— Bärline (@barlinchen) June 2, 2022
Ich habe den Anspruch, dass ich nicht vorher googeln muss, ob eine Apotheke eine Zauberwerkstatt ist oder ein Gesundheitsanbieter!
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 2, 2022
So meinte ich das nicht…sondern, die eine Apotheke ist daran interessiert, dir zu helfen, die andere daran, Dir etwas für viel Geld zu verkaufen.
— Bärline (@barlinchen) June 2, 2022
Eine Apotheke ist dazu da, einen aufzuklären und wirksame Mittel zu geben
— Ralf Schmidt (@ralfschmidt158) June 2, 2022
Das Stichwort lautet Aufklärung!
Nachdem uns die leitende Ärztin einer Abteilung der HSK Wiesbaden etwas homöopathisches empfahl für das Kind (OHNE zu erwähnen, dass es homöopathisch war), hatte ich das Vertrauen in sie komplett verloren und sämtliche weitere Termine umgehend storniert.
— Stefan Bohèmian (@StefanBoheme) June 2, 2022
Ganz tief in der Nachweiskiste gekramt
Selbstverständlich hat da die erste Salbe nach 9 Tagen ihre Wirkung entfaltet und das sogar gegen den Chemie-Mix von der evidenzgläubigen Pharma-Mafia!
1:0 Homöopathie!(Tweet enthält Ironie in nicht-homöopathischen Dosen)
— Bal0kelli (@bal0kelli) June 2, 2022
Leider kein Einzelfall
Hab mal für eine mittlere Mittelohrentzündung in der Apotheke ohne mein Wissen homöopathische Tropfen bekommen. Hab also quasi Wasser in mein entzündetes Ohr geträufelt. War dann bald eine so schwere Entzündung dass ich ins Krankenhaus musste.
— Roman (EBJ) (@balencijugo) June 2, 2022
Faktor Zeit und Faktor Geld
Auch hier zeigt sich, #WieHomöopathieSchadet. Wenn eine wirksame Behandlung verzögert (oder im schlimmsten Fall sogar ganz unterlassen) wird, leiden Patient:innen unnötig. Wie lange tolerieren wir noch diesen „Etikettenschwindel“? Homöopathie-Kritik ist Patient:innen-Schutz.
— Dr. Christian Lübbers (@drluebbers) June 2, 2022
Zumal das Geld ja auch weg ist und bei einigen Menschen, auch wenn es wenig scheint, durchaus wehtun kann.
— Caro Mahn-Barenhoff 💉💉💉 (@688i) June 2, 2022
Wir erwarten von Apothekerinnen und Apothekern, dass man ihrem medizinischen Sachverstand vertrauen kann. Deswegen ist die Weitergabe homöopathischer Produkte ohne Hinweis so problematisch. Wenn Expert*innen nicht wissenschaftlich fundiert informieren und beraten, ist es kein Wunder, dass wirkungslose Produkte dorthin gelangen, wo sie nichts verloren haben und wo nur Platz für effektiv helfende Pharmazeutika sein sollte: in die Hände ernsthaft Erkrankter.
Mehr über den Leidensweg von Menschen, die sich auf Homöopathie verlassen haben, gibt es hier zu lesen: