Thread: BILD vs. Drosten – Ein medialer Angriff auf den Wissenschaftsbetrieb
Wir schreiben den dritten Tag in Folge, an dem die BILD-Zeitung Christian Drosten “fragwürdige Methoden” vorwirft. Nachdem sich an Tag eins bereits alle deutschen Wissenschaftler von der „Berichterstattung“ distanziert hatten, in denen sie zusammenhangslos zitiert wurden, schwenkte das Boulevardblatt auf Zitate internationaler Wissenschaftler um.
Doch das Ziel, den Virologen zu Fall zu bringen, ging abermals nach hinten los, denn diese zitierten Personen distanzierten sich ebenfalls und stärkten sogar Christian Drosten den Rücken. Eigentor Nummer zwei also für den Chefredakteur Julian Reichelt, der sich davon steigende Leserzahlen erhoffte, im Moment jedoch allenfalls Attila Hildmann und seine Anhänger für sich gewinnen kann. Der AOK Bundesverband stoppte sogar seine Werbung aufgrund der haltlosen Drosten-Kritik. Nun könnte man meinen, es wäre an der Zeit, dass die BILD ihre Haltung überdenkt. Aber nein, auch heute hat das Blatt mit den vier Buchstaben nachgelegt und zieht die Berichterstattung einer belgischen Zeitung heran, um Drosten erneut in Misskredit zu bringen. Weil der ohnehin schon problematische Ansatz der BILD aber den wissenschaftlichen Ablauf komplett unterschlägt, schadet sie nicht nur dem Virologen, sondern auch dem gesamten Wissenschaftsbetrieb an sich. @DerGraslutscher hat darüber diesen sehr treffenden Thread geschrieben.
Auch wenn die Hetze sich gerade auf @c_drosten fokussiert, sollten wir nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen medialen Angriff auf den Wissenschaftsbetrieb als solchen handelt – was um so infamer wirkt, dass wir uns gerade in einer Pandemie befinden – Thread(chen)
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Wer diese „Zeitung“ liest und ihr glaubt, bekommt gerade den Eindruck vermittelt, Virologie und Epidemiologie seien so was eine Partie Sackhüpfen unter ForscherInnen und am Ende gewinnt der/die beste einen Preis, ohne überhaupt das Wohl der Allgemeinheit im Blick zu haben.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Als seien Drosten und seine KollegInnen primär daran interessiert, ihren persönlichen Meinungen zur Allgemeingültigkeit zu verhelfen und als bedürfe es ausgerechnet der Bild, zwischen den verschiedenen Fachmeinungen zu vermitteln.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Ja, auch Prof. Drosten kann sich irren. Eine Person, die das immer wieder artikuliert, ist er höchstselbst. Sein Podcast ist geprägt von konsequenter Eigenkorrektur, dem Aufzeigen der eigenen Grenzen und unzähligen Verweisen auf Ergebnisse anderer WissenschaftlerInnen.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Und das liegt nicht daran, dass er so ein bescheidener Typ ist, sondern weil nur so wissenschaftliches Arbeiten funktioniert. Weil schlaue Menschen Studien anfertigen, sich aber dennoch der eigenen Limitation bewusst sind und sich deswegen von FachkollegInnen kontrollieren lassen
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Das nennt sich Peer-Review. Diese Qualitätssicherung ist es, wodurch Studien erst ihre finale Relevanz erlangen und es ist vollkommen üblich und Sinn der Sache, dass dabei konstruktive Kritik geübt wird und Fehler entdeckt werden. Diese Kritik ist ein Feature, kein bug.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Sie ist eine der größten Stärken des wissenschaftlichen Prinzips und damit eine der Grundlagen unseres gesamten Wohlstandes. Die Bild versucht, daraus eine Art Virologen-Krieg zu erfinden, in der „Star-Virologen“ von anderen scheinbar als inkompetent entlarvt werden.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Bei allem, was dieses Blatt schon für schlimme Aktionen zu verantworten hat, könnte das dennoch die Schlimmste sein. Wir sind mitten in einer globalen Krise, die unsere komplette Gesellschaft bedroht. Um sie durchzustehen, sind eine Menge offener Fragen zu klären:
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Wie stecken Menschen sich an? Sind sie danach immun und wenn ja wie lange? Welche Medikamente können den Krankheitsverlauf verbessern (tbc)? Je mehr wir darüber herausfinden, desto besser für unsere Gesundheit, unsere Wirtschaft, unser Zusammenleben.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Wenn Boulevardblätter in dieser entscheidenden Phase unsere führenden ForscherInnen bei ihrer Arbeit sabotieren, indem sie sie zu Hauptfiguren in einem medialen Scheinkonflikt machen, tragen wir am Ende alle den Schaden.#TeamScience
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 26, 2020
Nachtrag: Ich würde gerade die Drosten-Kritiker dringend bitten, in die aktuelle Folge wenigstens mal kurz reinzuhören. Das Trugbild des hochnäsigen, Akademiker-Fatzkes, der allen seine persönliche Weltsicht aufdrücken will, verfängt da einfach gar nicht
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 27, 2020
Nachtrag II: Ich arbeite spendenbasiert und leider reicht es noch nicht ganz für den Lebensunterhalt mit drei Kindern. Wenn ihr diesen Text cremig fandet und denkt, ich sollte davon mehr machen, könnt ihr mich hier unterstützen: https://t.co/PxWylSCZOn
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) May 27, 2020