Servicekräfte am Limit: „Verlassen Sie den Laden und benehmen sich woanders daneben“

Chris Schröder 09.04.2024, 14:58 Uhr

Eingeweihte und Mitarbeiter*innen wissen es schon länger: Im Hotel- und im Gastronomiegewerbe zu arbeiten ist oft eine Herausforderung. Und nein, wir meinen hier nicht die üblichen physischen Arbeitsbelastungen dieser Berufszweige, sondern die kräftezehrenden Interaktionen mit speziellen Kundinnen und Kunden, die nicht gerade einfach sind. Es scheint manchmal so, als ob viele Menschen grundlegende Umgangsformen und Manieren vergessen haben, wenn es darum geht, mit Servicekräften umzugehen.

Die Realität ist, dass Kund*innen heutzutage oft anspruchsvoll, unhöflich oder sogar respektlos sein können. Sie erwarten oft eine sofortige Aufmerksamkeit und Lösung für ihre Probleme, ohne die Geduld oder den Anstand aufzubringen, um höflich zu bleiben. Dies kann zu Stress und Frustration bei den Servicekräften führen, die ihr Bestes geben, um den Kunden zu helfen. Dass jede Servicekraft ein Mensch ist, der Respekt und Menschlichkeit verdient, wird dabei leider schnell vergessen. Denn schließlich ist ja der „Kunde König“.

Es ist bedauerlich, dass viele Menschen vergessen, dass hinter dem Namensschild eine echte Person steht, die Gefühle hat und Respekt verdient. Höflichkeit und Freundlichkeit können einen großen Unterschied machen und dazu beitragen, dass unser aller Alltag angenehmer wird, nicht nur für die Servicekräfte. Die Twitteruserin @Catastrophinx erzählt im nun folgenden Beitrag von einer besonderen Begegnung, die man als abschreckendes Beispiel bezeichnen kann. Aber lest selbst.

Kunde kommt rein, ich begrüße ihn und frage was es sein darf.
Er guckt mich verständnislos an und schweigt. Ich frage erneut. Er wirkt ungehalten, schweigt weiter.
Nach einem "gut dann nicht" meinerseits platzt es aus ihm heraus...
— Julia (@Catastrophinx) March 26, 2024

"Ich komme seit Ewigkeiten hier her und trinke immer den selben Kaffee!". Er ist sehr wütend. Ich erkläre ihm, dass ich ihn in 7 Jahren noch nicht einmal gesehen habe und er so oder so wie ein normaler Mensch bestellen darf. Er erklärt mir es sei mein Job das zu wissen...

Ich sage ihm, dass ich dafür nicht bezahlt werde und mir von unfreundlichen Kunden auch nichts freiwillig merke. "Ein mittlerer Kaffee, mach jetzt einfach.", schnauzt er.
"Nein ich möchte Sie nicht mehr bedienen, bitte verlassen Sie den Laden und benehmen sich wo anders daneben."

Er geht fluchend.
Seit ich mir geschworen habe keine Deppen mehr zu bedienen geht es mir besser.
— Julia (@Catastrophinx) March 26, 2024

Kommentare und Reaktionen:

Tja, man muss sich eben nicht alles gefallen lassen. Besonders nicht von Menschen, die denken, sie wären der Mittelpunkt der Welt und könnten mit Servicekräften umgehen, wie es ihnen gerade passt. Aber hören wir doch mal, was die Community zu dem Ganzen sagt.

Wir wundern uns auch

Ich als Einkäuferin muss mich manchmal wundern mit welcher Art Menschen ihr es leider zu tun habt. Dabei ist es ganz einfach, ich gehe zu euch rein und möchte was von euch und bitte und danke sollten normal sein
— Claudi 🇮🇱 (@Ismirnichwurst) March 27, 2024

Ja viele schaffen es leider nichtmal mehr zurück zu grüßen. Ich kann es auch nicht verstehen.
— Julia (@Catastrophinx) March 27, 2024

Treffer, versenkt!

Oha der arme, wie unscheinbar muss ein Mensch sein 7j täglich ins selbe Café zu gehen und immer dasselbe zu bestellen und man weiß nicht wer das ist 😅 da würde ich mir an seiner Stelle aber auch echt scheisse vorkommen
— Maria-Luisa (@MaryLou1312) March 27, 2024

Tatsächlich sagen das viele einfach nur so. Genau wie sie behaupten "ich habe XY immer hier bekommen" obwohl es das noch nie gab.
— Julia (@Catastrophinx) March 27, 2024

Einmal hinter die Ohren schreiben, bitte

Der Kunde ist König, wenn er die Verkäuferin wie eine Prinzessin behandelt.
Ganz einfach.
— Tilhelm Well (@TilhemWell) March 27, 2024

Muss man sich mal vorstellen

Vor vielen Jahren hab ich in einem Café gegenüber eines sehr bekannten, englischen Fußballstadions gearbeitet. An Spieltagen durften wir nur Pappbecher rausgeben. Wir hatten mal einen erwachsenen Mann im Café, der anderthalb Stunden lang den Trotzanfall seines Lebens hatte/
— Malina👨‍👩‍👧‍👦🇬🇧 (@Himbeerlotte) March 27, 2024

Weil wir ihm keine normale Tasse gegeben hatte. Er war auch "Stammkunde" (4/4 Angestellten hatten ihn nich nie gesehen) und wir mussten ihm irgendwann damit drohen, die Polizei zu rufen. Wegen einer Tasse.
— Malina👨‍👩‍👧‍👦🇬🇧 (@Himbeerlotte) March 27, 2024

Er hat’s verstanden

Patient schnauzt mich nachts als Ausländer*chlampe an, u dass ich da hingehen soll wo ich herkommen!
Sage ihm dass das kein Problem sei u er dann bis zum Morgen in seinen Ausscheidungen liegen bleiben kann....weil niemand anderes da ist ausser mir.
Wir wurden dann Freunde.
— MrsR (@CRitinkh) March 27, 2024

Das eine hat nämlich mit dem anderen nichts zu tun

Mein Vater geht ebenfalls mehrfach pro Woche in das gleiche Café und bekommt dort wortlos seinen üblichen Kaffee. Im Gegensatz zu dem Herrn in deinem Café ist er darüber aber so glücklich, dass er es mir sogar erzählt hat. Erwarten würde er das niemals. Er freut sich einfach.
— Ixy Konrad (@Scientist9one1) March 27, 2024

Alle Servicekräfte kennen das

Ja, Kunden die anrufen und mit dem Inhaber telefoniert haben und dann vor dir stehen und erwarten, dass du auswendig weißt, worum es geht....
— Christoph Englert (@lronmcbong) March 27, 2024

Tja, Pech gehabt

Erinnert mich an einen Kunden aus meiner Zeit im Einzelhandel.
Ich begleite ihn zur Kasse.
Er: Und dann bekomme ich noch 10% Rabatt.
Ich bin irritiert über die Forderung.
Er: Ich kriege hier immer Rabatt! Ich bin Stammkunde!
Ich: Ich habe Sie hier aber noch nie gesehen. 🤷🏻‍♂️
— Pflegehirn (@pflegehirn) March 27, 2024

Manchmal hat man vielleicht Glück

Mir war eher unangenehm, dass die Barista bei meinem Anblick strahlend lächelte, meine noch gar nicht abgegebene Bestellung weitergab und direkt kassiert hatte. Unter tausenden Kunden pro Tag hatte sie ausgerechnet meine Bestellung im Kopf. 🫣
— ladameblanche (@la_dame_blanche) March 27, 2024

Lehrgeld bezahlt

In Düsseldorf gab es einen, der im Spaß jeden Abend in seine Stammkneipe kam und "Zwölf Bier, aber zackig" rief...
Bis der neue Kellner es wörtlich nahm... Da hat er das gelassen. :)
— Gamsen Retter 🚦 (@GamsenR) March 26, 2024

Es gibt für alles Ausnahmen

So eine Situation hatte ich bei mir im Floristikladen auch. Ich habe den Kunden gesagt, wir haben so viele Gesichter tattäglich das es schwer ist das immer zu merken. Inzwischen und nach Über 2 Jahren weiß ich aber: Freitags, gebunden, kein grün, gerade abschneiden und Papier. :)
— Kerstin (@Maora117) March 27, 2024

This!

Ich hole mir seit 8 Jahren jeden Tag wenn ich im Büro bin einen Latte Macchiato beim Bäcker, wir verstehen uns mittlerweile ohne Worte, sie sieht mich und macht den Kaffee 😅aber selbst wenn nicht, würde ich ganz normal bestellen, es käme mir gar nicht in den Sinn
— FrvonBoedefeld (@FrvonBoedefeld) March 27, 2024

Berechtigte Frage

Beim Optiker kam mal ein Typ rein, Brille abholen. Als ich nach seinem Namen fragte, wurden meine Kollegen plötzlich still. Kunde glotzte mich an. Geflüster: "Aber das ist doch der Doktor X!" (Arztpraxis über dem Laden)
Ja und, muss ich den Arzt erkennen? Würde der mich erkennen?
— n a t (micronator) (@Shougoney) March 27, 2024
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Schaut doch noch hier rein:

„Aber letztes Mal war das viel günstiger!“: Typische Diskussionen mit Kundinnen und Kunden, die eigentlich komplett sinnlos sind

Mehr lesen über:

Über den Autor/die Autorin