#Quotenfrau: Die traurige Diskussion um die #Frauenquote
Na, wer hat alles NICHT mitbekommen, dass die Koalition beim Thema „Frauen in Führungspositionen“ Fortschritte gemacht hat? Letzte Woche war die Sache tatsächlich nur eine Randnotiz unter den ewigen Schwurbel-Demos und Corona-Regelungen, wenn auch eine mit Bedeutung. Denn tatsächlich sieht die Einigung über die Gesetzesvorlage unter anderem vor, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern zukünftig eine Frau im Vorstand vertreten sein MUSS, sobald eine Nachbesetzung relevant wird. Genaugenommen ist es also keine Quote, die vereinbart wurde, sondern eine Mindestbeteiligung.
Viel größere Wellen schlug da die Coverstory der neuen Stern-Ausgabe mit dem Titel: „Ich bin eine Quotenfrau – 40 erfolgreiche Frauen sagen, wie die Quote uns allen nützt“. Und wie es in unserer eiligen, Headline-wütigen Zeit nun mal schnell passiert, wurde der Titel prompt umgedeutet in: „40 Frauen gestehen ein, dass sie auf Basis ihrer Kompetenz nie in die Position gelangt wären, die man ihnen aufgrund ihres Geschlechts zugetragen hat.“ So unsinnig diese Deutung ist, fasst sie die Befürchtungen der Quoten-Gegner gut zusammen. Anscheinend gehen sie davon aus, dass eine Quote dazu führt, dass Posten fortan rein willkürlich von irgendwelchen Personen, die zufällig weiblich sind, besetzt werden. Ganz nach dem Motto: Männer müssen sich für die Position qualifizieren, Frauen werden beschenkt.
Eigentlich will niemand eine Quote
Das grundlegende Missverständnis ist dabei, dass Quoten-Gegner und -Befürworter in unterschiedlichen Teams spielen. Tatsächlich ist ihre Schnittmenge riesig, denn den meisten Befürwortern wäre es deutlich lieber, wenn keine gesetzliche Regelung vonnöten wäre, sondern sich ein natürliches Gleichgewicht einstellen würde! Nach allen Gesetzen der Statistik und der Vernunft sollte nämlich der Anteil der Frauen in Führungspositionen ungefähr dem der Frauen in der Gesellschaft entsprechen, also ungefähr fünfzig:fünfzig. Denn dass Männer und Frauen gleichermaßen qualifiziert sind, verrät uns ein Blick an die Hochschulen dieses Landes. Laut Statista liegt der Anteil der weiblichen Studierenden im Wintersemester 2019/20 bei 49,3%. Selbst 2002 lag er bereits bei über 47%. Der Anteil der Vorstandmitglieder in den 160 deutschen börsennotierten Unternehmen derzeit aber nur bei 10,1%. Übrigens mit fallender Tendenz – und zwar trotz 2001 geschlossener freiwilliger Vereinbarung zwischen Wirtschaft und Bundesregierung, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen! Damit spiegelt sich die gleiche Erfahrung wieder, die wir gerade mit der Corona-Krise erleben: Freiwillige Vereinbarungen bleiben Papiertiger. Und bislang stießen viel zu viele qualifizierte und motivierte Frauen auf ihrem Karriereweg nach oben an das, was man eine gläserne Decke nennt: durchschauen ja, durchgehen nein.
Wir haben die besten, nachdenklichsten und ehrlichsten Tweets zu der strittigen Thematik rund um die #Frauenquote für euch gesammelt.
#1: Der Artikel, der so viel Aufsehen erregte
Es ist ein Satz, der vielen Frauen nicht leicht über die Lippen geht: „Ich bin eine Quotenfrau“. Und dennoch: 40 Frauen aus Top-Positionen der Gesellschaft sagen ihn im stern. Sie wollen dem Begriff das Stigma nehmen. #quotenfrau #frauenquotehttps://t.co/YiFlyicGG9
— stern (@sternde) November 25, 2020
#2:
Wie wäre es mal mit Männern, die sich für eine #Frauenquote einsetzen, einfach weil sie sicher wissen wollen, dass sie es aus eigener Leistung heraus geschafft haben?
— Ricarda Lang (@Ricarda_Lang) November 23, 2020
#3:
Eine Frau, die die gleiche Qualifikation wie ein Mann erworben hat und sich so ihre berufliche Position erarbeitet hat, ist keine Quotenfrau.
Sie wird nur gerne #Quotenfrau von Männern genannt, die alleine aufgrund ihres Geschlechts in der Vergangenheit bevorzugt wurden.— Malalay ملالۍ (@MenschmitBrain) November 24, 2020
#4:
Heute mit Studierenden des 1. Semesters über die #Frauenquote diskutiert: Insb. die Studentinnen waren dagegen. Grund: Keine will Quotenfrau sein – wie ich damals. Heute bin ich überzeugt: NICHTS bewegt sich ohne Quote! Zum nachdenken hat sie Folgendes von @katjaberlin gebracht.
— Marisa Leutenecker (@Mary_Leut) November 24, 2020
#5:
Fun fact: Diejenigen in der CDU, die finden, dass nach 15 Jahren Merkel „auch mal wieder ein Mann an die Spitze sollte“, lehnen eine Quote mit der Begründung ab, dass es doch nicht um Geschlecht, sondern Qualifikation gehen sollte. 🤷♀️
— Miriam Hollstein (@HollsteinM) July 8, 2020
#6:
Wenn es so ist, dass es als #Quotenfrau nur Frauen schaffen, die es durch eigene Leistung nicht geschafft hätten, dann gibt es in der Berufswelt schon sehr lange den #Quotenmann.
— 𝗔𝗯𝗱𝗲𝗹𝗸𝗮𝗿𝗶𝗺😊 (@AbdelkarimsLP) November 24, 2020
#7:
Bin übrigens ein „#Quotenmann“,der es in seiner beruflichen Laufbahn relativ einfach hatte,sich auf der Karriereleiter hochzuarbeiten,weil mir kompetente Kolleginnen durch ihre Zeit im Mutterschutz den Weg frei gemacht haben und ich so leichter an Jobs gekommen bin.🙋🏼♀️#Quotenfrau
— Thomas Wüst (@Thomas_Wuest) November 25, 2020
#8:
Es ist sehr einfach:
Wenn Leistung automatisch zu Führungspositionen führen würde, bräuchten wir keine Quote. Das ist aber nicht so. Deshalb brauchen wir eine Quote. #Quotenfrau— Lisa Frerichs (@fraufrerichs) November 25, 2020
#9:
Viel lieber noch als eine Quote wäre mir, dass Frauen mit eigener Meinung nicht mehr das Label „unbequem“ bekommen. Das schadet ihnen ab Berufseinstieg und ist einer der blödsinnigsten doppelten Standards, die das Leben so bietet.
— teresa bücker (@teresabuecker) November 23, 2020
#10:
Das Argument „Ich will aufgrund meiner Leistung und nicht wegen der Quote eingestellt werden“ amüsiert mich immer wieder. Stellen die Leute sich die Quote so vor, dass random Frauen auf der Straße Führungspositionen angeboten werden?
— Carolina Schwarz (@ca_schwarz) November 24, 2020
#11:
In einer meritokratischen Gesellschaft bräuchte es keine einzige #Quotenfrau. Warum es welche geben muss, beweisen täglich die Kollegen Scheuer und co. – zu viele Posten werden von unfähigen Männern besetzt, die fähigen Frauen den Weg versperren. 🤷♀️
— Mutter Courage, the Union Maid ⚒️🌹 (@Fianna_Saoirse) November 24, 2020
#12:
Männer die meinen, jeder Job & jede Beförderung würden ausschließlich nach objektiven & gerechten Kriterien vergeben werden. So naiv wäre ich auch gerne noch einmal in meinem Leben. 😪 #Frauenquote
— Katharina Nocun (@kattascha) November 24, 2020
#13:
Ich bin eine stolze Quotenfrau.
Jahrhundertelang haben Frauen vor mir dafür gekämpft, dass ich heute da sein kann, wo ich bin.
Die Quote ist Ausdruck dieses Kampfes und feministischer Solidarität.
Und wir werden nicht aufhören, bis sie überflüssig geworden ist.#Quotenfrau
— Terry Reintke (@TerryReintke) November 26, 2020
#14:
Ich will keinen Job aufgrund einer Quote, sondern aufgrund meiner Leistung. Ich weiß aber, dass viele saugute Frauen trotz qualitativer Überlegenheit Jobs/Ämter/Positionen nicht bekommen, wenn es keine Quote gibt.
Was will ich also? Eine Unquote? 🧟♀️ #Quotenfrauen
— Mareile Katharina (@OperationHeuss) (@Hoellenaufsicht) November 25, 2020