#Quotenfrau: Die traurige Diskussion um die #Frauenquote

Manuela Jungkind 27.11.2020, 9:39 Uhr

Na, wer hat alles NICHT mitbekommen, dass die Koalition beim Thema „Frauen in Führungspositionen“ Fortschritte gemacht hat? Letzte Woche war die Sache tatsächlich nur eine Randnotiz unter den ewigen Schwurbel-Demos und Corona-Regelungen, wenn auch eine mit Bedeutung. Denn tatsächlich sieht die Einigung über die Gesetzesvorlage unter anderem vor, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern zukünftig eine Frau im Vorstand vertreten sein MUSS, sobald eine Nachbesetzung relevant wird. Genaugenommen ist es also keine Quote, die vereinbart wurde, sondern eine Mindestbeteiligung.

Viel größere Wellen schlug da die Coverstory der neuen Stern-Ausgabe mit dem Titel: „Ich bin eine Quotenfrau – 40 erfolgreiche Frauen sagen, wie die Quote uns allen nützt“. Und wie es in unserer eiligen, Headline-wütigen Zeit nun mal schnell passiert, wurde der Titel prompt umgedeutet in: „40 Frauen gestehen ein, dass sie auf Basis ihrer Kompetenz nie in die Position gelangt wären, die man ihnen aufgrund ihres Geschlechts zugetragen hat.“ So unsinnig diese Deutung ist, fasst sie die Befürchtungen der Quoten-Gegner gut zusammen. Anscheinend gehen sie davon aus, dass eine Quote dazu führt, dass Posten fortan rein willkürlich von irgendwelchen Personen, die zufällig weiblich sind, besetzt werden. Ganz nach dem Motto: Männer müssen sich für die Position qualifizieren, Frauen werden beschenkt.

Eigentlich will niemand eine Quote

Das grundlegende Missverständnis ist dabei, dass Quoten-Gegner und -Befürworter in unterschiedlichen Teams spielen. Tatsächlich ist ihre Schnittmenge riesig, denn den meisten Befürwortern wäre es deutlich lieber, wenn keine gesetzliche Regelung vonnöten wäre, sondern sich ein natürliches Gleichgewicht einstellen würde! Nach allen Gesetzen der Statistik und der Vernunft sollte nämlich der Anteil der Frauen in Führungspositionen ungefähr dem der Frauen in der Gesellschaft entsprechen, also ungefähr fünfzig:fünfzig. Denn dass Männer und Frauen gleichermaßen qualifiziert sind, verrät uns ein Blick an die Hochschulen dieses Landes. Laut Statista liegt der Anteil der weiblichen Studierenden im Wintersemester 2019/20 bei 49,3%. Selbst 2002 lag er bereits bei über 47%. Der Anteil der Vorstandmitglieder in den 160 deutschen börsennotierten Unternehmen derzeit aber nur bei 10,1%. Übrigens mit fallender Tendenz – und zwar trotz 2001 geschlossener freiwilliger Vereinbarung zwischen Wirtschaft und Bundesregierung, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen! Damit spiegelt sich die gleiche Erfahrung wieder, die wir gerade mit der Corona-Krise erleben: Freiwillige Vereinbarungen bleiben Papiertiger. Und bislang stießen viel zu viele qualifizierte und motivierte Frauen auf ihrem Karriereweg nach oben an das, was man eine gläserne Decke nennt: durchschauen ja, durchgehen nein.

Wir haben die besten, nachdenklichsten und ehrlichsten Tweets zu der strittigen Thematik rund um die #Frauenquote für euch gesammelt.

#1: Der Artikel, der so viel Aufsehen erregte

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Thread: Was Frauen am Arbeitsplatz Erschreckendes erleben

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