Ich habe zwei „Querdenker“ auf die für mich völlig unverständliche Frage „Wo sind die überfüllten Krankenhäuser?“ angesprochen…
Nach fast einem Jahr Pandemie, weitreichenden Einschränkungen, permanenter Sorge, Kranken und Toten ist es nur verständlich, dass Menschen, die Corona leugnen oder verharmlosen, die Emotionen hochkochen lassen. Und während wir in der Sache völlig sicher sind, auf der richtigen Seite zu stehen, bleibt dennoch die Frage, wie man mit diesen Menschen umgeht. Es ist einfach, sie als dumm und unbelehrbar abzutun. Doch uns allen sollte bewusst sein, dass ein Gespräch in dem Moment, in dem man eine andere Meinung dämonisiert, vorbei ist. Dabei ist das Thema viel zu wichtig, um die Diskussion schlichtweg zu beenden. Es folgen nur verhärtete Fronten und dazwischen ein tiefer, unüberwindbarer Spalt.
Geschichte sollte uns längst gelehrt haben, dass eine gespaltene Gesellschaft keine Gewinner kennt. Wir müssen nur nach Amerika schauen, um zu sehen, dass dies nach wie vor wahr ist: Die Black Lives Matter-Bewegung, die schwelende Debatte um Waffenrechte – verhärtete Fronten helfen in erster Linie Demagogen wie Donald Trump. Wir können aber auch einfach in unserem Land bleiben. Christian Lüth, der langjährige Pressesprecher der AfD, hat dies leider treffend subsumiert: „Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD.“
Twitter-User Julius Geiler hat es geschafft, im Angesicht von Corona-Leugnern seine Emotionen im Griff zu haben und das Gespräch zu suchen. In seinem Fall hat es gut funktioniert. Ein Thread, der Mut macht!
Folgende Geschichte zu diesem Plakat: ich habe zwei „Querdenker“ auf die für mich völlig unverständliche Frage „Wo sind die überfüllten Krankenhäuser?“ angesprochen. Wir haben uns circa 10 min unterhalten. Kleiner Thread … #b1912
— julius geiler (@glr_berlin) December 19, 2020
Als ich auf die überfüllten Kliniken in Sachsen, im Süden Brandenburgs und die Leichen-Kühlcontainer in Hanau hingewiesen habe, war zunächst das Argument der beiden, dass die Krankenhäuser die Covid-Patienten-Zahlen künstlich nach oben korrigieren würden.
— julius geiler (@glr_berlin) December 19, 2020
Schließlich fragte ich, was sie denken, wie sich mögliche Angehörige von Corona-Intensivpatienten fühlen, wenn sie über den Alex laufen und auf dem Schild diese Frage lesen, mit der die Berichterstattung über überlastete Krankenhäuser in Frage gestellt wird.
— julius geiler (@glr_berlin) December 19, 2020
Darauf wurden die beiden Männer plötzlich sehr ruhig. Der eine sagte zu mir „dass sich das für mögliche Angehörige bestimmt nicht schön anfühlt“. Die zwei diskutierten kurz, dann entfernte einer das Schild.
— julius geiler (@glr_berlin) December 19, 2020
Das sagen andere User:innen:
Coole Aktion. Hätte ich sicher nicht gemacht, weil mir der Nerv fehlt und ich durch die vergangenen Monate so viele schlechte Erfahrungen diesbezüglich gemacht hatte. Hut ab. Ich überdenke meine Resignierung nochmal.
— Benny 💚🇪🇺🏳️🌈🇩🇪 (@_HeadCrash) December 19, 2020
Hab jetzt Feierabend.
Könnten Sie mal kurz für mich Wasser in Wein/Bier verwandeln?Müsste sonst noch zu Netto
— Einfach nicht beachten (@einfach_der) December 19, 2020
Selten, dass diese Leute ihr eigenes Handeln reflektieren. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben. 👍
— Abigail Rook Author (@AbigailRook2) December 19, 2020
Danke, dass du versucht hast, sie zu erreichen und nochmal extra, dass du es geschafft hast! #klasse
— McAl‘Freijd #MASKED 🎄😷🎄✨🌙☀️🌍☃️ (@Alfred996) December 19, 2020