Die ehrlichsten Reaktionen zum Fall Walter Lübcke
Walter Lübcke, der Kasseler Regierungspräsident, war ein Mann mit klarer Haltung. Ein Mann, der für Werte eingetreten ist. Für eine offene Gesellschaft, für einen humanitären Umgang mit Geflüchteten. Ein Protagonist der Willkommenskultur und schon allein daher ein klares Feindbild für die rechte und rechtsextreme Szene in Deutschland.
Auf einer Bürgerversammlung sprach sich Walter Lübcke einst für die Werte aus, die ein Land wie Deutschland (zurecht!) auszeichnen: „Wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen (…). Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen.“ Neben Buh-Rufen kam es im Nachgang an die Veranstaltung zu massiven Anfeindungen aus der rechten Ecke. Diese gipfelten in Morddrohungen und dem Auftauchen von Walter Lübckes Privatadresse auf sogenannten Todeslisten von Neonazis.
Anfang Juni diesen Jahres wurde Walter Lübcke auf der Terrasse seines Wohnhauses tot aufgefunden. Erschossen, mutmaßlich von einem Rechtsradikalen, politisch motiviert. Als die abscheuliche Tat publik wird, zeigt das Netz seine hässliche Fratze. Zahlreiche widerwärtige Posts, triefend vor Häme, kursieren durch die sozialen Netzwerke. Über die wahren Hintergründe der Tat ist zu diesem Zeitpunkt nichts Genaues bekannt.
Mittlerweile, gut zwei Wochen später, hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen „besonderer Bedeutung“ an sich gezogen. Als dringend tatverdächtig gilt der 45-jährige Stephan E. aus Kassel. Kaum verwunderlich: Der mutmaßliche Mörder von Walter Lübcke, der diesen per Kopfschuss heimtückisch hingerichtet haben soll, entstammt der rechten bzw. rechtsextremen Szene. Nachdem die DNA des Verdächtigen am Tatort gefunden wurde, konnte bei der Durchsuchung seiner Wohnung zudem umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden.
Stephan E. ist vorbestraft und in der Vergangenheit häufiger durch enge Kontakte in die rechtsextreme Szene aufgefallen. Laut Staatsanwaltschaft Wiesbaden wurde der Verdächtige im Sommer 1995 wegen versuchten Totschlags, wegen eines versuchten Anschlags mit Sprengstoff und wegen Körperverletzung zu sechs Jahren Jugendhaft verurteilt. In den 80er und 90er Jahren hatte auch der Verfassungsschutz den Rechtsradikalen auf dem Radar. In der näheren Vergangenheit soll Stephan E. an rechtsextremen Veranstaltungen und Kundgebungen teilgenommen haben. Sein Name taucht zudem im Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses in Hessen auf.
Und während sich die Politik in weiten Teilen schwer tut, eindeutig Stellung zur Gefahr, die durch Rechtsextreme und Rechtsradikale für unsere pluralistische Gesellschaft ausgeht, zu beziehen, finden Twitteruser die richtigen Wort.
#1:
Walter Lübcke war #CDU-Mitglied. Ich bin stolz, in derselben Partei zu sein. Danke für seine Haltung zu Flüchtlingen, deretwegen er von Rechtsradikalen ermordet wurde.Wir sind es ihm und seinen Angehörigen schuldig,uns für Humanität und gegen völkischen Nationalismus einzusetzen.
— Ruprecht Polenz (@polenz_r) June 18, 2019
#2:
Lübcke wurde von einem Rechtsextremen ermordet. Wir leben wieder im Zeitalter politischer Morde. Liebes @LKA_Hessen, braucht Ihr noch etwas, um wegen Anstiftung zum Mord gegen PI-News, @steinbacherika und @AkifPirincci vorzugehen?
— Zentrum für Politische Schönheit (@politicalbeauty) June 16, 2019
#3:
Zur Erinnerung: PI-News haben Lübckes Adresse veröffentlicht, Erika Steinbach hat dieses Jahr einen erneuten Shitstorm gegen ihn entfacht.
Das sind die Rechten, denen man sich annähern sollte. Sie tragen Mitschuld an dem Mord an #Lübcke.— 👻 Chefclub-Network 🎃 (@vero_kracher) June 16, 2019
#4:
Neueste Nachrichten aus dem linksgrün-versiffften Gesinnungsterror-Deutschland:#Gauck: Mehr Toleranz nach rechts#Maaßen: Koalition zwischen CDU & AfD – why not?#Lübcke – Mörder soll aus der rechtsradikalen Szene stammen.
— Florian Schroeder (@Schroeder_Live) June 16, 2019
#5:
Als dringend Tatverdächtiger am Mord des CDU-Politikers #Lübcke wird ein Nazi verhaftet. Was haben die offiziellen Accounts von Lübckes Partei in den letzten 48 Stunden dazu gesagt?@cdu: nichts@akk: nichts@paulziemiak: nichts@cdu_hessen: nichts
Ernstgemeinte Frage: Warum?— Mario Sixtus 🇭🇰 (@sixtus) June 17, 2019
#6:
Wichtiger Debattenbeitrag zum Mordfall #Luebke. #Rechtsterrorismus
— extra3 (@extra3) June 18, 2019
#7:
Wie viele Twitter-Hinweise braucht es wohl damit diese Tage in den Talkshow-Redaktionen entschieden wird mal was richtig ungewöhnliches zu machen, und zwar über realen und tödlichen Rechtsextremismus und die Rolle des Staates zu sprechen? 🤭 #Lübcke
— Luisa Neubauer (@Luisamneubauer) June 18, 2019
#8:
Wenn sich bewahrheitet, was zum Fall #Lübcke berichtet wird, ist das eingetreten, wovor ich seit Jahren Angst habe: Dass durch den Rechtsruck und die Flüchtlingsdebatte seit 2015 immer mehr alte Kameraden aus der militanten Naziszene zu Terroristen werden.
— Hanning Voigts (@hanvoi) June 17, 2019
#9:
Wer bei Mördern aus dem rechtsextremistischen Milieu noch von Einzeltätern spricht, hat die Gefahr des neuen #Rechtsterrorismus nicht verstanden. Und ignoriert die Verantwortung völkisch-nationalistischer Ideologien und ihrer Vertreter für die Taten. #Lübcke #Identitäre
— Georg Restle (@georgrestle) June 17, 2019
#10:
Vor dem Hintergrund der neuesten Erkenntnisse im Fall #Lübcke müssen die für 120 Jahre (!) #geheim eingestuften hessischen #NSU – Akten freigegeben werden. Die lange Einstufung selbst war schon ein Skandal, der jetzt schlicht unerträglich ist. #Kassel https://t.co/S2YjLDdcjB
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) June 17, 2019
#11:
Soll keiner sagen, der Verfassungsschutz würde im Fall #Lübcke schlafen.
— Der Gazetteur (@dergazetteur) June 18, 2019
#12:
@ZDFheute meldete eben: Zum Mord an #Lübcke habe kein #AfD-Abgeordneter vor die Kamera gewollt. Von wegen #Rechtsstaatspartei und #MutzurWahrheit. Feiger Haufen.
— Andreas Püttmann (@Puettmann_Bonn) June 17, 2019
#13:
Das ist Max Otte.
Max Otte ist #CDU Mitglied.
Offenbar stört ihn der Mord an seinem Parteifreund #Lübcke nicht sehr.
Lieber bezeichnet er Kritik an der rechtsextremen Szene als "Hetze".
Sei nicht wie Otte.
Und liebe CDU: werf den Nazi-Verteidiger Otte raus.— Niema Movassat (@NiemaMovassat) June 17, 2019
#14:
mit abstand am gruseligsten finde ich, dass die alle so überrascht tun. oder bin ich sicherheitspolitisch einfach überqualifiziert, weil ich schon mal ins internet geguckt habe und mich an den nsu erinnere? #lübcke
— katja berlin (@katjaberlin) June 17, 2019
#15:
Einmal so sanft gestreichelt werden wie Nazis von deutschen Sicherheitsbehörden.
— Nico Semsrott (@nicosemsrott) June 17, 2019
#16:
Rechtsterrorismus in Deutschland seit 1971:
– 229 Morde
– 123 Sprengstoffanschlägen
– 2.173 Brandanschläge
– 12 Entführungen
– 174 bewaffnete Überfälle
– 92 rechtsterroristische Gruppen und EinzelpersonenQuelle: Daniel Köhler
— Zentrum für Politische Schönheit (@politicalbeauty) June 17, 2019