Anschlag in Halle: Horst Seehofer wärmt Killerspieldebatte auf
Die Killerspiel-Debatte ist wieder da. Nach dem rechtsradikalen Terroranschlag in Halle will Innenminister Horst Seehofer die Gameszene stärker beobachten lassen. Tatsächlich inszenierte der Terrorist seine Tat wie in einem Computerspiel und streamte das Ganze auf Twitch. Die Gamerszene dafür unter Generalverdacht stellen zu wollen, ist eine Farce und eine Scheindebatte mit symbolpolitischer Wirkung.
Das BKA warnte bereits vor Monaten vor rechtsterroristischen Anschlägen, allerdings fehlen dem Verfassungsschutz Mittel und Mitarbeiter, um allen Verdachtsfällen nachzugehen. Revolution Chemnitz, Nordkreuz, NSU 2.0 bereiteten heimlich Tag X vor. Sie bestellten Leichensäcke, Ätzkalk, beschaffen sich unbemerkt Waffen und bedrohen Politiker. Keine Reaktion aus dem Innenministerium. Laut Verfassungsschutzbericht sind rechtsextreme Straftäter immer häufiger bewaffnet. Keine Reaktion aus dem Innenministerium. Walter Lübcke wird ermordet, die Tat gilt als rechtsextrem motiviert. Keine Reaktion aus dem Innenministerium.
Jetzt, nach dem Anschlag in Halle, spricht die Unionsvorsitzende AKK von einem „Alarmzeichen“. Horst Seehofer möchte nun aktiv werden. Das ist natürlich prinzipiell gut, kommt aber erstens zu spät und setzt zweitens an einem völlig falschen Punkt an. Müsste man nicht jetzt verstärkt Razzien in der rechten Szene durchführen und intensiv nach den 400 gesuchten Neonazis fahnden, die als untergetaucht gelten? Die Antwort kann nur lauten: JA! Muss man.
Gibt es Rechtsextreme in der Gamerszene? Wahrscheinlich. So wie in jeder anderen Szene und auf jeder anderen Online-Plattform auch. Ca. 40% aller Deutschen spielen Onlinespiele auf Plattformen wie Steam & Co. Diese aber als Ursache für die Radikalisierung von Neonazis zu benennen und gleichzeitig eher salopp mit dem Thema Rechtsterrorismus umzugehen, wirkt nicht sehr souverän und zeugt doch eher von Unkenntnis und Machtlosigkeit. Oder wie Rezo Musik so treffend über Horst Seehofer sagte: „Wie kann man seinen Job so sehr verkacken?“
Hoffentlich überdenkt Horst Seehofer seine Strategie nochmal. Wir haben uns auf Twitter umgesehen und die treffendsten Tweets zum Thema zusammengetragen
#1:
Wie kann man seinen Job immer und immer wieder so sehr verkacken? Er und seine Crew sind echt so krass inkompetent.
Das wichtigste: Klärt eure Eltern und Großeltern auf, dass niemand mehr diese Partei wählt. Sonst geht es immer weiter mit solchen Doofies in Machtpositionen. https://t.co/qcbhCJLrtN— Rezo (@rezomusik) October 12, 2019
#2:
Schrecklicher Verdacht: War Hitler ein Gamer? #Seehofer
— Der Gazetteur (@dergazetteur) October 12, 2019
#3:
Wen oder was man nach dem Nazi-Anschlag in Halle stärker beobachten sollte:
🚫 Gamer
🚫 Die politische Korrektheit
🚫 Frau Merkel
🚫 Die Artikel des @Der_Postillon
🚫 Purpur-Tentakel
🚫 Brotesser
🚫 Geflüchtete
🚫 BILD-Kritiker✅ Geisteszustand von Horst #Seehofer
✅ Nazis— Postillleaks (@postillleaks) October 12, 2019
#4:
🇫🇷: Naziterrorist!
🇱🇹: Naziterrorist!
🇵🇹: Naziterrorist!
🇸🇪: Naziterrorist!
🇭🇰: Naziterrorist!
🇩🇰: Naziterrorist!
🇬🇧: Naziterrorist!
🇩🇪: Die Gamer-Szene ist schuld!#Seehofer— Nasir Ahmad (@_nasir_ahmad_) October 12, 2019
#5:
Am 1. September 1939 überfiel die "Gamer-Szene" Polen.
— Christian Helms (@ChristianHelms) October 13, 2019
#6:
https://twitter.com/needfull_1/status/1183290121820528640
#7:
Innenminister Horst #Seehofer Seehofer will nach dem Anschlag in #Halle Halle die Gamer-Szene "stärker beobachten".
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) October 13, 2019
#8:
Schluss mit sinnlosen Debatten über #Computerspiele und anlasslose #Chatüberwachung. Es wird Zeit, dass Horst Seehofer und das @bmi_bund den #Rechtsextremismus in diesem Land ernsthaft bekämpfen und keine Strohfeuerdebatten anzünden, um vom eigenen Totalversagen abzulenken.
— Saskia Esken (@EskenSaskia) October 13, 2019
#9:
So macht übrigens das Verteidigungsministerium bei der #Gamerszene Werbung für echten Reallife Krieg.#Seehofer
— Liban.Fa🇪🇺 (@LibanFa) October 13, 2019
#10:
Ein Tag der Schande, als damals am 30. Januar 1933 die ganzen Gamer mit ihren Joysticks auf ihrem Siegeszug durch das Brandenburger Tor marschiert sind.
Zum Glück gibt es heute Horst Seehofer. Er wird verhindern, dass so etwas erneut passieren kann.
— Marie von den Benken (@Regendelfin) October 13, 2019
#11:
Erinnert Ihr euch noch an die legendären Stars der Gamer-Szene, Hitler, Himmler und Goebbels?
— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) October 12, 2019
#12:
Nach #Halle stellte ich mir vor:
Bundesweite Razzien in der Neonazi-Szene, Vollstreckung ausstehender Haftbefehle, konsequente Verfolgung von Hate-Speech, usw., also Realisierung des Rechtsstaates.
In Realität: Wir reden über die #Gamerszene . #Seehofer
— Giorgina Kazungu-Haß, MdL (@KazunguHass) October 13, 2019
#13:
Das Problem heißt #Rechtsextremismus, nicht #Gaming. Wer sich jedoch systematisch mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus auseinandersetzt, kann vor Radikalisierungstendenzen & Frauenverachtung in speziellen Räumen der #Gamerszene nicht die Augen verschließen.
— Katharina Schulze (@KathaSchulze) October 13, 2019
#14:
game-Verband kritisiert Generalverdacht gegen #Gamerszene: "Die Games-Community unter einen Generalverdacht zu stellen, zeugt vor allem von Unkenntnis und Hilflosigkeit." #Seehofer https://t.co/Q8UuvHPQcT
— game_eV (@game_verband) October 13, 2019
#15:
— André (@Leitung296) October 12, 2019