Thread: Warum ich Pauschaltouristen nicht mag
Es gibt wohl kaum ein Klischee, das so hartnäckig an uns Deutschen haftet wie das des typisch kartoffeligen und arroganten Urlaubers. Dieser ist nicht gerade bekannt für sein Modebewusstsein. Die Sandalen-Socken-Kombination scheint dabei ein unverrückbares Markenzeichen zu sein, ebenso wie der beliebte Anglerhut und Polohemden aus der Camp-David-Kollektion. Doch damit nicht genug. Das Verhalten des reisenden Almans ist ebenfalls legendär. Manchmal scheint es, als würde er den Urlaub mehr als Projekt denn als Erholung betrachten. Jeder Moment wird bis ins kleinste Detail geplant. Das Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit, das vielen Deutschen innewohnt, ist in ihrem Reiseverhalten deutlich erkennbar, nicht zuletzt wenn sie morgens pünktlich zur Eröffnung des Poolbereiches ihre Handtücher werfen, um sich die besten Plätze zu reservieren.
Ein weitere bemerkenswerte Eigenschaft, die dem Klischee des deutschen Touristen oft zugeschrieben wird, ist seine Neigung, sich über jede noch so kleine Kleinigkeit lauthals beschweren. Als Pauschaltourist, der gewohnt ist, alles bis ins kleinste Detail geplant und organisiert zu haben, neigt er dazu, auch im Urlaub eine gewisse Kontrolle ausüben zu wollen. Wenn etwas nicht den eigenen Erwartungen entspricht oder auch nur minimal von der gewohnten deutschen Ordnung abweicht, wird gerne die Beschwerde- und Reklamationskarte gezogen. Natürlich ist es wichtig, als Tourist seine Rechte wahrzunehmen, allerdings sollte dies stets mit Respekt und Empathie gegenüber den Gastgebern erfolgen. Es ist ein Balanceakt zwischen dem Wunsch nach Qualität und dem Verständnis dafür, dass nicht überall auf der Welt die gleichen Standards gelten.
Wir wollen hier natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, weil es eben nur ein Klischee ist und man dieses zweifelsohne auch auf Reisende aus anderen Ländern anwenden könnte. Nichtsdestotrotz wollen wir in dem nun folgenden Thread der Twitteruserin @mommyisanerd2 mal einen Blick auf einen unangenehmen Zeitgenossen unseres Landes werfen, für den man sich (zu Recht) im Ausland schämt. Aber lest selbst.
Ich hasse deutsche Urlauber. Genauer gesagt den Klischee-Pauschaltourist. Sehr sogar.
Die Beschwerdekultur sucht wirklich ihresgleichen. Und dieses Selbstverständnis von ,ich bin was Besseres‘. Furchtbar.
Gerade hat ein maximal unangenehmer Typ die sehr freundliche— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
Hotelangestellte beim Abendessen angeschnauzt, weil er keine Lust hatte in der Schlange zu warten, sondern drauf bestanden hat, dass er ja nur einen Platz brauche (gibt trotzdem nur Vierertische) und ,das ja nicht so schwer sein könne‘. Natürlich auf deutsch, was die arme Frau
— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
nicht sprach, das auch mehrfach sagte und er auf deutsch dann entgegnete ‚Kein Deutsch? Kann doch nicht sein.‘
Beinahe wäre es eskaliert, als ich hingegangen bin und freundlich fragte ob ich ihr mit einer Übersetzung helfen könne, er daraufhin vor— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
Wut schnaubend zu mir sagte ‚die will mich nicht reinlassen!‘ und ich dann sagte: ,weil dort eine Schlange ist, in die Sie sich genauso einreihen müssen wie alle Anderen.‘
Bevor ich zugucken konnte, wie er platzt, kam leider der F&B Manager und hat ihn tatsächlich reingelassen,— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
Was ich zwar aus Gründen der Deeskalation verstehen kann, aber trotzdem als falsch empfinde.
Die arme Frau tat mir unglaublich leid und ich zergehe gerade schon wieder vor Fremdscham.
Ich bin einfach nicht für Pauschaltourismus gebaut.— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
Ach und bevor einer mosert, dass ich ja nur eine von den ,Ich war vor Ihnen dran.‘ Tanten bin: mich hat das gar nicht betroffen, ich bin nämlich raus- und nicht reingegangen. Ich habe nur den verzweifelten Blick der Frau bemerkt.
— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
Das sagen andere User:
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle deutschen Touristen diesem Verhaltensmuster folgen. Bitte bedenkt, dass es sich hierbei eben um ein Klischee handelt. Viele Reisende sind auch respektvoll, offen, üben Rücksicht und sind interessiert an den Menschen und Kulturen, die sie während ihres Urlaubs kennenlernen. Auch gibt es aus anderen Ländern ebenfalls jede Menge negative Beispiele, die man als Gegenargument anführen könnte. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, das manche Reisende häufiger unangenehm auffallen als andere. Aber hören wir doch am besten mal, wie die Leserinnen und Leser dieses Threads das sehen:
Das ist der Grund, warum wir immer, wenn wir deutsche Touristen sehen, auf englisch oder spanisch wechseln, um ja nicht als auch Deutsche erkannt zu werden 🙈
In Spanien weigert sich der Mann bei solchen Touristen auch konsequent, auch nur einen Pieps deutsch zu verstehen 🤭
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱 (@BentsCristin) June 28, 2023
Ich arbeite bei einem Anwaltszusammenschluss, der u.a. über ein Tochterunternehmen auch Urlaubsbeschwerden beantwortet.
Unsere Highlights
„Die Steine am Steinstrand waren zu spitz, das hätte man angeben müssen.“
„Der Sand war zu heiß, wir haben uns die Füße verbrannt.“— T 👸🏻 (@voirenrosex) June 28, 2023
Ich hasse das immer so, wenn andere dann Ausnahmen machen, damit es nicht eskaliert. Das zeigt den Leuten ja auch nur, dass es sich lohnt, auf seine Extrawurst zu bestehen.
Und ist auch so ein „in den Rücken fallen“ den Kollegen gegenüber, die vorher diskutiert haben.— Bordsteinprinz (@LeWeinhorn) June 29, 2023
Ich dachte ja immer, dass man sich im Urlaub dafür schämen müsste Deutscher zu sein.
Zum ersten Mal bin ich an einem Urlaubsort mit sehr sehr sehr vielen Engländern. Was soll ich euch sagen……Scham hat ein neues LVL in meinem Leben freigeschaltet.— Promillepeter (@Promillepeter) June 24, 2023
So wie vor 25 Jahren in Lissabon in der Straßenbahn die meinten dass es ja alles ganz nett sei in ihrem Hotel aber Lissabon ja schon dreckig sei. Und alles nicht zu vergleichen mit zuhause!!
— Wilms tale – 🇪🇺🇩🇪🇬🇧 – 🇺🇦 (@b_wilm) June 29, 2023
Ich bin seit 47 Jahren in der Tourismusbranche tätig und habe festgestellt, dass die Urlauber von Jahr zu Jahr dümmer, überheblicher und fordender werden
— Italiadauerschleife (@maremonte60) June 29, 2023
Mein Highlight war die deutsche Dame, die der thailändischen der thailändischen Köchin im kleinen Dschungelrestaurant das Chefkoch-Rezept zu gelbem Thaicurry gezeigt hat und ihr erklären wollte wie man das Gericht wirklich kocht. Bin vor Fremdscham im Erdboden versunken.
— schlaflosINoberbayern (@ISchlaflos) June 29, 2023
Das ist richtig und es war auch für den Lerneffekt für den Proll nicht gerade förderlich. Ich kenne viele Hotels und einige Bereichs-ManagerInnen und von denen hätte das wahrscheinlich keine/r so gelöst.
— nerd mommy (🏥🤱) (@mommyisanerd2) June 28, 2023
Darum mögen wir lieber Individualurlaub. ZB Gepäcktour mit Seekajak, Zelten im Nirgendwo, FeWo statt Hotel, BBH etc.
— ☕️ Schrödingers Kaffee ☕️ 📯 (@HexeAlexe) June 28, 2023
Das geht ja teilweise sogar so, wenn man mit deutschen Freunden in anderen Ländern unterwegs ist. Einmal erlebt! Plötzlich lassen die eine Art raushängen, die sie sich in Deutschland überhaupt nicht erlauben würden. 🤯
Und vor allem LAUT sind viele Deutsche!!!
— 🦉 BaumbergOwl 📯 @ mstdn.social (@BaumbergOwl) June 28, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Kopfschüttelnd geht es auch hier weiter: