Thread: Menschen würdig behandeln

Die einst so allgegenwärtige Höflichkeit scheint aus der Mode gekommen zu sein, wie ein vergessener Trend der Vergangenheit. Die Werte, die einst das Miteinander in unserer Gesellschaft auszeichneten, verblassen zunehmend und es scheint, dass Respekt und Würde ihren Platz verlieren. Wir quittieren dies oft mit einem Schulterzucken, weil es längst normalisiert zu sein scheint, dass wir in einer Ellenbogen- und Leistungsgesellschaft leben. In einer Welt, in der Vielfalt und Toleranz als Grundpfeiler einer modernen Gesellschaft gelten, müssen wir uns aber fragen, woher dieser beunruhigende Niedergang der Höflichkeit rührt. Haben wir uns so sehr auf unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche konzentriert, dass wir die Empathie für unsere Mitmenschen verloren haben? Oder hat der unaufhörliche Strom von Nachrichten und Informationen, der uns täglich umgibt, dazu geführt, dass wir den Respekt für andere vernachlässigen?

Es scheint, dass wir uns allzu oft von Vorurteilen leiten lassen. Anstatt unsere Mitmenschen mit Offenheit und Verständnis zu betrachten, beurteilen wir sie aufgrund äußerlicher Merkmale oder vorgefasster Meinungen. Und das führt zu einer traurigen Realität: In einer Gesellschaft, in der Vorurteile gedeihen, schwindet die Menschlichkeit. Was uns noch mehr bedrückt, ist die Tatsache, dass mediale Vorbilder oft genau das Gegenteil von dem verkörpern, was wir dringend brauchen. Die Schlagzeilen sind mit Geschichten von Missbrauch, Mobbing, Korruption, Betrug und Diskriminierung gefüllt. Wir sehnen uns nach inspirierenden Persönlichkeiten, die die Bedeutung von Respekt und Würde verkörpern, und doch scheinen sie in der Masse der negativen Beispiele verloren zu gehen.

Respekt und Höflichkeit sind nicht nur leere Floskeln, sondern sie sind der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Wenn wir uns gegenseitig mit Würde behandeln, schaffen wir eine Atmosphäre des Vertrauens und der Solidarität. Beispiel gefällig? Der Twitteruser @arnebanani hat das Wort!

Als ich als Schüler bei McDonald’s gearbeitet habe, hatten wir eine sehr genaue und manchmal etwas anstrengende Chefin. Alles musste 100% den Richtlinien entsprechen. Ein Kumpel von mir, der dort auch arbeitete, machte sich zur Pause einmal einen Mc Rib mit zwei Stück Fleisch
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— What would Hopper do?📯 🇺🇦 (@arnebanani) May 21, 2023

und vier Scheiben Käse. Die Chefin stand leider direkt hinter seinem Rücken und sagte nur:„Herr Günter, das entspricht aber nicht der regulären Zubereitung! Das habe ich zum letzten Mal gesehen.“ Es kam nicht wieder vor. Trotz eines strengen Regiments, hatte sie auch sehr
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menschliche Seiten. Als ein Kollege am Grill völlig betrunken zur Arbeit erschien, ging sie ohne großes Tamtam nach hinten, wo ich auch gerade beim Frittieren war und sagte leise aber deutlich:„Sie packen jetzt bitte ihre Sachen zusammen, gehen nach Hause und schlafen sich
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aus. Kommen sie morgen wieder und seien sie arbeitsfähig, dann ist das für mich vergessen!“
Da ich schnell alles konnte, durfte ich auch ab und zu an der Kasse vertreten. Sie hatte wohl gemerkt, dass ich mit schwierigen Kunden gut zurecht kam und mir ohne Probleme
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5-6 Bestellungen merken konnte, wenn mal was fehlte. Eines Tages stand ein alter, sehr ungepflegter Mann vor mir, den ich kaum verstehen konnte. Er hatte kaputte Hände mit Verätzungen und Löchern darin. Zudem stank er ziemlich heftig. Noch bevor ich richtig verstand, was er
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wollte, stuppste mich die Chefin zur Seite und sagte nur kurz „Mein Kunde“. Sie plauderte nett mit dem Mann, nahm sich Zeit und war super nett und zuvorkommend, brachte ihm das Essen an den Tisch. Das war damals noch eher unüblich. Dann nahm sie mich zur Seite und erklärte mir,
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dass der Mann regelmäßig hier her komme. Er habe früher in einer Chemiefabrik gearbeitet und sei durch einen Unfall arbeitsunfähig geworden. Sie lege großen Wert darauf, dass ausnahmslos alle Gäste gut behandelt würden. Nun, sie behandelte ihn sogar besser als andere.
Ich muss
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auch heute noch oft an meine Chefin von damals denken und was es ausmachen kann, Menschen würdig zu behandeln und sich von Vorurteilen zu befreien. In Sachen Vorbildcharakter und Menschlichkeit eine winzige aber wichtige Episode für einen 19-Jährigen Hosenscheißer wie mich.
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Das sagen andere User:

Wir sollten uns stets daran erinnern, dass jeder Mensch eine einzigartige Geschichte hat, die es wert ist, gehört und respektiert zu werden. Vorurteile schaden nicht nur den Menschen, die wir damit überziehen. Sie verwehren uns selbst auch das gesellschaftliche Miteinander, das wir in dieser schnelllebigen Zeit bräuchten. Und seien wir doch mal ehrlich, ein bisschen Respekt und Höflichkeit tun niemandem weh, oder? Aber hören wir doch mal, was die Leserinnen und Leser dazu zu sagen hatten. Wir haben ein paar der treffendsten Reaktionen und Antworten für euch gesammelt.

Habe es nie verstanden, wie man sich bei Kindern/Jugendlichen nur auf gute Noten versteifen kann. Meinem 12 Jahre jüngeren Bruder erzähle ich, dass es wichtiger ist, ein vernünftiger Mensch mit einem guten Herzen zu sein.
Noch besser ist es: wenn es Erwachsene selbst vorleben.

— Javelina Bayraktarivna (@Ljoliik) May 21, 2023

Das ist echt sehr schön! Meine Chefin war damals auch streng. Aber Patienten standen immer an erster Stelle. Mobbing wurde nicht geduldet. Weiterbildung war wichtig. Bis sie starb.

— Fjordi (@FjordiNorge) May 21, 2023

Aber als schlechtes Beispiel war er gut geeignet. Ich habe bei ihm die hässliche Seite von Kapitalismus und Menschsein gut studieren können – und bemühe mich sehr, es täglich besser zu machen. (2/2)

— Mastodon: [email protected] (@Miyamoto_72) May 21, 2023

Danke fürs Teilen. Man kann Menschen nur vor den Kopf schauen und nicht wissen, was alles dahintersteckt. Mit Respekt behandelt zu werden, möchten wir doch alle.

— jbridge1 (@BrcknerJ) May 21, 2023

Danke für den Bericht. Im Meer an schlechten News, Trends und Dingen in Social Media vielleicht für uns alle auch ein Wink mit dem Zaunpfahl, uns an positiven Vorbildcharakteren zu orientieren.

— ᗐULTURE (@spectraloverse1) May 21, 2023

Ich habe auch meinen Werdegang bei diesem Unternehmen gestartet und habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Kasse, Küche, Fortbildungen. Hilft mir noch heute sehr in meinem Beruf als Ingenieur, aber auch Zuhause. 😉

— Stefan Schulz (@stepperstep94) May 21, 2023

Meine Eltern haben mir beigebracht, sei höflich und freundlich zu jedem, egal ob er der Chef oder die Bedienung oder Reinigungskraft ist. Leider haben wenige heute diesen Anstand.

— Slowfinga📯 (@Slowfinga1) May 21, 2023

Wow, solche Menschen sind es, die einem helfen, die Hoffnung für die Menschheit doch nicht aufzugeben!

— Sofia – no DM (@sofialost1) May 21, 2023

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das:

Thread: Jeder Mensch hat seine Biografie