Thread: Über Mobbing an der Schule
Eine PISA-Studie aus dem Jahr 2017 hat herausgefunden, dass jeder sechste Schüler im Alter von 15 Jahren von Mobbing in der Schule betroffen ist. Die PISA-Studie von 2018 fand sogar heraus, dass fast jedes vierte Kind mehrmals im Monat gemobbt wird. Immer wieder werden Kinder und Jugendliche aufgrund ihres Aussehens oder Verhaltens von Gleichaltrigen gequält. Man unterscheidet dabei zwischen zwei Arten. Bei physischem Mobbing werden Betroffene von Mitschüler*innen wiederholt geschlagen, getreten oder geschubst. Bei verbalem Mobbing versuchen Täter*innen, die Opfer durch Beschimpfungen, Bloßstellungen und Drohungen zu demütigen.
Neu ist, dass in Zeiten von Social Media und Co. das verbale Mobbing digital stattfindet. Aber egal, um welche Art es sich handelt, durch Mobbing in der Schule steigt das Risiko für psychische Erkrankungen. Zudem werden die Schüler beim Lernen gehemmt und in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Die Opfer flüchten oft in Einsamkeit und Isolation. Sie versuchen Gründe für die Ablehnung der anderen zu konstruieren und geben sich selbst die Schuld dafür. Einige entwickeln in Folge des Mobbings psychische Störungen und Krankheiten. Natürlich sind Eltern und Lehrer in der Pflicht, konsequent dagegen vorzugehen. Allerdings ist dies nicht immer von Erfolg gekrönt, geschweige denn, dass es überhaupt bemerkt wird. Falls ihr einmal Opfer von Mobbing geworden seid, dann hat @martingommel ein paar sehr wichtige Sätze für euch. Aber lest am besten selbst.
Wenn du in deiner Kindheit von Mitschüler:innen gemobbt wurdest, lies das:
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
1. Es war nicht deine Schuld. Auch, wenn du abgespeichert hast, dass du zu dick, dünn, braun, anders, dumm, langsam, schwarz, (you name it) warst:
Das war eine Lüge.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
2. Schuld waren die, die dich gemobbt haben. Die nichts gesagt haben. Die mitgelacht haben. Die nicht eingegriffen haben. Du weggesehen haben.
Nicht: du
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
3. Mitschuld waren deine Lehrer:innen, die vom Mobbing gewusst haben – und nichts unternahmen. Sie hätten die Klasse konfrontieren müssen. Sie hätten das Mobbing unterbinden müssen.
Nicht: du.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
4. Mitschuld hatten auch alle anderen Erwachsenen, die wussten, dass du gemobbt wurdest. Die es abgetan haben. Die gesagt haben, dass du „die anderen einfach ignorieren sollst“.
Nicht: du.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
5. Wenn du heute immer noch unter den Folgen des Mobbings leidest, suche dir professionelle Hilfe. Suche dir Leute, mit denen du darüber reden kannst und denen zu vertraust.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
6. Wenn es nicht besser wird, empfehle ich dir ein Erstgespräch bei einer ausgebildeten Psychotherapeut:in (nicht: Heilpraktiker) zu machen. Hier eine Hilfestellung, um gut durch das Therapieplatz-Labyrinth zu kommen: https://t.co/JxKBt7AouS
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
7. Du hattest damals keine Chance. Im Klassenverband entstehen Dynamiken, die dich als Betroffene:n machtlos machten, weil die Täter:innen ihre Macht missbrauchten.
Du warst nicht komisch, schräg oder weird. Sie waren es.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
8. Ich wurde in meiner Kindheit jahrelang gemobbt. Deshalb habe ich mit Forscher:innen gesprochen und in meinem Text aufgeschrieben, was die Folgen davon sind. Und: wie Mobbing verhindert werden kann.https://t.co/MYZG7w0uRh
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
9. Ich wünsche dir, dass du die Hilfe bekommst, die du brauchst. Ich wünsche dir das Beste.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
Wenn dir dieser Thread gefallen hat, folge mir gerne hier unter @martingommel.
Ich bin Reporter für psychische Gesundheit und schreibe über Mobbbing, die Schattenseiten des Schulsports, Männlichkeit und Übergewicht. Und meine Krankheit: Depressionen.
— Martin Gommel (@martingommel) June 29, 2022
Das sagen andere User:
Wir hoffen, dass euch dieser Thread ein bisschen geholfen oder zumindest Trost gespendet hat. Was die Leserinnen und Leser zu dem Thema zu sagen hatten, wollen wir euch natürlich auch noch zeigen. Ein paar der treffendsten Kommentare und Reaktionen haben wir hier für euch gesammelt:
Ich wurde auch gemobbt, ich werde es nie vergessen. Einer meiner Mobber war die letzten Jahre sehr krank+dadurch schrieben wir viel ü FB.Ich konnte mich 1 Tag vor seinem Tod noch von ihm verabschieden.Ich hab ihm verziehen, er ist als Erwachsener ein Anderer geworden.
— Innova. (@Innova1983) June 29, 2022
Für gewöhnlich lassen sich keine „Gründe“ festmachen. Die liegen eher in der Sicht der Täter. Das kann alles mögliche sein,ohne dass du etwas dafür kannst.
— Suse We (@SuseWe4) June 29, 2022
und leider nach 35 auch noch!
— me&mypigs&dogs (@SchweinchenLove) June 29, 2022
5. bis 8. Klasse war es bei mir und ich sitze jetzt hier, lese Deine Worte und weine 😢
Die Erfahrung mit Mobbing brennt sich tief ein, ich bin in Therapie und meine Erkrankung hat mehrere Ursachen. Die Erfahrung von 10 bis 14 Jahren ist aber eine Ursache davon.
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) June 29, 2022
„Hast du dich wieder ärgern lassen?“ – Sogar meine Eltern haben die Schuld bei mir gesucht. Wenn ich mich mal normal verhalten würde, würde ich ja auch nicht gemobbt.
— [email protected] (@MissyTopia) June 29, 2022
Ich habe früh erkannt, dass Schüler gegeneinander aufbringen ein Machtinstrument mancher Lehrer war. Mobbing ging häufig direkt von Lehrern aus. Bloßstellen im Unterricht, beleidigende Spitznamen erfinden etc
— Stormursson (@Stormchild3) June 29, 2022
Das Gefühl der Schuld ist schrecklich, aber vertraut…🥺
— Tinti (@DocTinti) June 29, 2022
Es gibt Gründe warum Ich zum „Klassenverband“ bereits wenige Tage nach dem Abschluss keinen Kontakt mehr hatte.
— maobezw (@maobezw) June 29, 2022
Meine Eltern sagten: ,,Du darfst dich nicht wehren und zurückschlagen, sonst haben sie was gegen dich in der Hand!“
— Kalorin_Pöw (@Kladdis91) June 29, 2022
Danke für deine Worte. Wurde als Kind gemobbt und im letzten Job auch. Verhalten aller Beteiligten damals wie heute – wegschauen. Meine Mobberin sitzt immer noch an ihrem Arbeitsplatz, ich wurde gekündigt. Fühle mich wie damals.
— Bea Mi 🇺🇦 (@BeatrixBeaMi) June 29, 2022
„Zum Streiten gehörn immer zwei“.
Nein verdammt, für Aggression und Provokation reicht einer.
— Michael Praschl (@MichaelPraschl) June 29, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Das Thema beschäftigt uns auch hier: