Thread: Mobbing im Klassenzimmer

Unsere treuen Leserinnen und Lesern kennen Twitteruserin @MelsGedanken bereits aus wichtigen und informativen Threads: Mal schreibt sie über Meinungen und Meinungsfreiheit, mal über Erfahrungen aus dem Alltag einer (tollen!) Lehrerin. Oder sie berichtet offen und erfrischend darüber, was Schule für sie bedeutet. Im folgenden Thread geht es auch um Schule. Und um das heikle Thema Mobbing. Vielen Dank an Halbblutlehrerin für soviel Einsatz!

Das ist übrigens der Grund, warum ich hier anonym schreibe.
Damit ich sowas schreiben kann, wie jetzt kommt: ein Thread über Mobbing und warum Lehrer manchmal eine Mitschuld tragen.

Auslöser war mein Tweet über den Nachbarsbub. Mir fällt auf, wie leicht es ist, zu verurteilen.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Mobbingfälle in der eigenen Klasse machen Arbeit.
Man hat plötzlich die Sozialarbeiterin im Klassenzimmer sitzen, die Eltern laufen (im besten Fall) Amok.
Der Schulleiter ist genervt.
Und wir sind mittendrin.
Wir fragen uns natürlich, ob wir was falsch gemacht haben.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Und kommen sehr gern zu dem Schluss, dass es am Kind liegt. Immerhin ist das Kind doch anders, oder?

Es macht Probleme.
Bei 33 Schülern in der Klasse sind Probleme das Letzte, das du als Lehrkraft brauchen kannst. Oft genug fehlt dafür auch die Ausbildung.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Reden wir uns das ein? Manche bestimmt. Weil es einfacher ist. Weil es das Problem weg von einem selbst verlagert. Wir sind Einzelkämpfer. Oft gilt es als „Versagen“, wenn wir Kollegen um Hilfe bitten. Dabei wäre genau das wichtig.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Wir werden betriebsblind, weil unser System darauf ausgelegt ist, mit dem Durchschnitt zurecht zu kommen. Alles außerhalb der selbst definierten Norm wird als Störfaktor wahrgenommen.

Mit Mobbing umzugehen, ist extrem schwierig. Es ist sach- und grundlos. Das macht es schwer.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Gerade da braucht es aber Lehrkräfte, die ausgleichen, nachhaken, Zeit in den Klassenrat, in Tage der Orientierung investieren.
Und sich vorallem völlig absurde Erklärungen von den Mobbern anhören, fair bleiben, schützen, die Schüler als Ganzes sehen, differenziert betrachten.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Lehrkräfte, die Unverständliches in Worte packen, die richtigen Worte finden und nicht entwerten. Wieviel leichter scheint es da, lieber das eine Kind zu überfahren als die anderen 32 Schüler? Wieder Ruhe im Karton.

Ich wünsche das keinem Kollegen.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Aber wenn es soweit ist, wünsche ich jedem Kollegen die Kraft, kein Einzelkämpfer sein zu müssen. Und zu verstehen, dass die Schüler Probleme machen, die Probleme haben, denen Probleme gemacht werden.

Dass Opfer eben Opfer und Täter eben Täter ist.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Einfach ist es nicht. Ich ecke oft genug an, weil ich als Vertrauenslehrkraft den Kollegen Arbeit bereite. Niemand legt gern den Finger in die Wunde.
Aber ich glaub, nur so kann man dem Herr werden und dabei eine Lehrkraft sein, wie man sie eigentlich sein möchte.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Und ich bin sicher, dass jede Lehrkraft so sein möchte.
Manche haben es vielleicht irgendwann aufgegeben. Schwarze Schafe gibt es immer und überall.

Aber manchmal glaub ich, viele Lehrkräfte verzweifeln am System. Dann ist man schnell verurteilt.
Das bringt aber nicht weiter.

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

Das erklärt ziemlich alles:https://t.co/qgSvMKBtqm

— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) January 20, 2020

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