Thread: Tretet ein in den Indoor-Spielplatz
Ach ja, Kinderspielplätze sind ein Quell des Lächelns und der Freude. Vielfältig hält sich das Gerücht, diese wären langweilige Orte für die Erwachsenen. Aber wer einmal da war, weiß, dass es auch anders geht. Viele Eltern nutzen Spielplätze als Treffpunkt, um sich auszutauschen, um mal in Ruhe ein Buch lesen zu können oder mit anderen Eltern eine Runde Tischtennis zu spielen, während die lieben Kleinen sich richtig auspowern. So manche Erwachsene wurde auch schon selbst beim Schaukeln und Rutschen gesehen oder beim Knutschen hinter der Ritterburg oder dem Piratenschiff erwischt. Klappt natürlich nicht immer, aber selbst im schlimmsten Fall ist man wenigstens an der frischen Luft. Damit das Erlebnis für die Erzeugerfraktion aber nicht allzu positiv ausfällt, erfand Gott die Indoor-Spielplätze, oder war es am Ende gar der Teufel selbst? All die oben genannten positiven Assoziationen zerbröseln wie ein staubtrockener, wochenalter Reiskeks, wenn man schon mal einen Nachmittag auf einem solchen Spielplatz verbracht hat. Und was tut man in seiner Verzweiflung, um damit umzugehen? Richtig! Man schreibt einen humoristischen Thread, in dem man die traumatischen Ereignisse verarbeiten kann. Und an dieser Stelle übergeben wir das Wort unserem Familien- und Threadexperten @doppeldaumen.
Stellt Euch einen Ort vor, am weitesten entfernt von dem, was ein erwachsener Mensch wirklich braucht.
Einen Ort, laut, heiß und qualvoll.
Und jetzt stellt Euch vor, Ihr hättet auch noch Eintritt bezahlt.
Tretet ein in den Indoor-Spielplatz.
Ein Thread.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Jede Zeit hat ihre Errungenschaften. Pioniere der Wissenschaft, Philosophen, Erfinder oder Künstler haben großartige Ideen und leisten Ihren Beitrag zur Fortentwicklung unserer Welt.
Die alle waren definitiv gerade auf dem Klo oder so, als jemand auf die Idee kam, Spielplätze
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
zu überdachen und gegen hohes Eintrittsgeld in unsere Nachbarschaft zu pflanzen.
Mit Spielplätzen habe ich generell ein Problem. Während es andere Eltern schaffen, dass ihre Kinder artig im Sandkasten spielen, musste ich vom ersten Tag an „mitmachen, Papa!“.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Die Elternschaft des Dorfes trinkt also einen Cappuccino auf der Sitzbank während ich der Mitmach-Papa bin. Ich sitze im Sandkasten, klettere, schaukele und wippe wie ein glückliches Kind. Alles nur Fassade. In Wirklichkeit bin ich eine verzweifelte Geisel,
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
die keinen Cappuccino bekommt. Und den Indoor-Spielplatz kann ich nicht leiden, weil ich für meine Geiselschaft auch noch Geld bezahle. Stockholm-Syndrom.
Missmutig betrat ich die große Halle. Allein die Temperatur, gemischt mit dem Geruch von Kindersocken finde ich schlimm.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Offenbar kann man nicht so wenig Klamotten anhaben, um an diesem Ort nicht zu schwitzen. Vielleicht würde es nackt aushaltbar sein, aber dann kommt ja immer gleich die Polizei.
Kind3 liebt das Bällebad. Bällebäder haben aber ein viel zu gutes Image.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Einmal suchte ich dort nach Kind3 und fasste in irgendwas Glitschiges. Und das war nicht Kind3, sondern eine Banane, die schon sehr lange dort lag. Kind3, das zuhause die Erbsen einzeln auf Verzehrbarkeit überprüft, steckte sich die Bananenschmiere auch noch in den Mund. Kotz.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Wer denkt, mit dem Eintritt wäre es getan, der liegt falsch. Im Spielplatz selbst gibt es noch Fahrgeschäfte, die extra Golddublonen kosten, die man wiederum an der Kasse käuflich erwerben kann. Eine Münze nach der anderen musste ich in sinnlos im Kreis fahrende Autos werfen,
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
um Kind2 und das Bananenkind noch glücklicher zu machen. Das Verständnis meiner Kinder von Ordnung im Straßenverkehr reicht natürlich nicht aus, um alleine im Kreis zu fahren. Ich musste also linkisch auf diesen Autos mit den Kindern auf dem Schoß Platz nehmen.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Wie so ein buckeliger Quasimodo saß ich dort und es passierte: Nichts. Zu schwer. Nicht, dass diese Situation, hinter uns wütend hupende Dreikäsehochs, schon schlimm genug wäre, nein. Ich musste nun mit den Kindern mitlaufen, während mir andere Rotzlöffel in die Hacken fuhren.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Aber nach nur 484918 Durchgängen war es Gottseidank vorbei.
In der Mitte der Anlage steht sowas wie ein gigantischer Kletterparcour. Vom Erfinder ist das so gedacht, dass die Kinder an einem Ende reingehen, drinnen eine halbe Stunde irgendwas machen während die Eltern ruhen und
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
am Ende kommen die Kleinen glücklich eine lange Rutsche hinab wieder zurück ins Leben. Aber ich bin ja der Mitmach-Papa. Die Geisel, die durch den Parcours geschleift wird. An einer Stelle gab es eine Art Walze. Kinderkörper gleiten da vergnügt hindurch, mein
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Körper verfing sich indes in dieser Walze und ich hing fest. In Bauchlage eingequetscht sah ich vor mir Kind3 mit Zeichen von Ungeduld in der Gesichtsmimik. Hinter mir meckerte Kind2, dass sicher gleich der „Spielplatzmeister“ kommt und mit mir schimpft, weil ich alles verstopfe.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
„Ich hänge fest“ moserte ich. Kind3 fragte mich, ob ich noch etwas Banane haben wolle, fingerte tatsächlich diesen Bällebadmatsch aus ihrer Tasche und steckte mir die Finger ins Gesicht. Na, danke.
Beim Versuch mich zu befreien, riss ich mir die Hose auf, aber das war mir egal.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Soll der Spielplatzmeister doch sehen, wo er mich mal lecken darf. Todesmutig warf ich mich schließlich die Rutsche herunter und dachte, das Schlimmste läge hinter mir. Ich irrte.
Ich mag eigentlich Trampoline. Oder sagen wir, ich mochte sie, bevor ich Kinder hatte.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Aus helikopterelterlicher Sicht gibt es keinen Ort, der so laut „POLYTRAUMA!!!“ schreit wie ein Trampolin. Meine Kinder können ja auch nicht einfach artig hüpfen, ne!? Sie sehen eher aus wie Hulk Hogan und der Undertaker, die ohne Rücksicht auf irgendwas übereinander herfallen.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Gewonnen hat derjenige mit den wenigsten Wirbelfrakturen… ich kann da gar nicht hingucken.
Kind3 mag es am liebsten, wenn sie sich platt auf das Trampolin legt und ich, der Mitmach-Helikopter, möglichst bescheuert um sie herum springt. Sieht affig aus. Ist es auch.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Ihre Blase hatte freundlicherweise Erbarmen mit mir und entleerte sich vor lauter Lachen spontan auf der Trampolinmatte. Na super. Nichts wie weg, bevor der Spielplatzmeister tatsächlich noch kommt.
Eigentlich war es fast geschafft. Aber eben nur fast. Kind2 und die
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
kleine Banane entdeckten quasi beim Rausgehen so ein kleines Karussell, welches man selbst durch eine Scheibe in der Mitte antreibt. Na, so schlimm kann es ja nicht werden. Von wegen!
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Die kleinen Hände meiner Kinder beschleunigten dieses Höllengerät innerhalb von 5 Sekunden auf Lichtgeschwindigkeit. Zeit und Raum zerflossen ineinander und die Zentrifugalkraft trieb meinen Mageninhalt stetig nach oben.
Kinder haben ja irgendwie Spaß am Schwindel. Ich nicht.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Als ich die Welt nur noch schemenhaft wahrnahm, taumelte ich aus dem Karussell direkt auf die daneben stehenden Hüpfburg und, so leid es mir tat, ich konnte es nicht aufhalten, erbrach mich schwallartig.
Diesmal kam wirklich der Spielplatzmeister. Aus Scham zeigte ich zitternd
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
auf Kind2 und sagte „das Kind hat gekotzt, weil Bananenschleim im Bällebad war!“ Ich weiß gar nicht genau, was dann passierte, ich kam erst draußen wieder langsam zu mir.
Mit graugrünem Teint erschien ich zuhause. Auf die Feststellung, ich sähe „kaputt“ aus, erwiderte
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Kind3, dass Papa zu viel Banane gegessen habe. Kind2 erzählte, dass Papa die Walze verstopft habe und zu schwer und zu langsam für die Rennautos sei.
Ich verzichtete an diesem Tag aufs Abendessen.
Aber was ich Euch eigentlich sagen wollte:
Die Hölle ist ein Indoor-Spielplatz
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) May 1, 2021
Das sagen andere User:
Die Attacke auf das Zwerchfell ist vorüber. Dieser Thread macht natürlich Lust auf mehr, und so fragen die meisten Leser des Textes, wann denn endlich das passende Twitterbuch erscheint. Dem möchten wir uns anschließen und heben schon mal die Hand für ein Exemplar. Weitere Reaktionen haben wir hier für euch zusammengestellt.
Wann kommtn jetzt dein Familienleben-Buch raus? 🤨
— Pfötchen (@fraupfoetchen) May 1, 2021
Als meine Kinder klein waren, gab es noch keine Indoor- Spielplätzen und meine Enkel werden mich hoffentlich damit verschonen. Ich kann mir sowas nun bildlich vorstellen 😅
— biwa 🔴ist 🔴geimpft (@biwa59) May 2, 2021
Es erinnert mich stark an Ephraim Kishon!
😂😂😂😂😂— The Thing 🔴🔴🔴 (@TheThing_314159) May 1, 2021
Bin ich froh, dass ich das hinter mir hab‘!!! 😂
— Julia Krohmer (@JuliaKrohmer) May 1, 2021
NICHT morgens beim Kaffeetrinken lesen… Es hat mich alles gekostet, nicht an der Kombi „Lachen-KaffeeimMund“ zu ersticken… 😂😂😂
— Julia*Krümelmonster (@Julia09736504) May 2, 2021
Schluss, aus, vorbei! Für die ganz Hungrigen unter euch kommt hier noch ein kleiner Nachschlag: