
Kartoffelbrei auf Monet, Tomatensuppe auf van Gogh: Es geht um den Planeten, um das Klima und um unsere Lebensgrundlagen. Wäre es Performance-Kunst, würden wir applaudieren oder sogar Eintritt dafür zahlen. Weil es hier aber eine Protestform ist, drehen einige Menschen schon mal frei, weil sie sich in ihrem Alltag gestört fühlen, während der Planet mehr und mehr zerstört wird. Viele wollen einfach so weiterleben wie bisher, es läuft doch alles. Und plötzlich kommt die Jugend und möchte auf die Probleme ihrer Zukunft aufmerksam machen. Sollten die nicht in der Schule sein oder was arbeiten? Nein, so eine Aktion geht für den Durchschnittsdeutschen freilich nicht. Da wird im Eifer des Gefechts schon mal von grober Sachbeschädigung gesprochen, obwohl die Gemälde selbst nicht beschädigt wurden, weil sie von Glasscheiben geschützt sind. Die protestierende Jugend wird dann als Straftäter und universelles Feindbild stigmatisiert, deren Anliegen man zwar irgendwie verstehen kann, aber nicht ernst nehmen muss. Auf gar keinen Fall sollte man sich mit den Verursachen des Klimawandels beschäftigen. Wirklich nicht. Das ist ja alles kontraproduktiv! Da müssen sie sich die „Ökoterroristen“ schon etwas Besseres einfallen lassen.
Klingt bekannt? Dann seid ihr mitten drin in der Diskussion des Jahres, wie weit man bei Protesten gehen darf, die unsere Lebensgrundlage betreffen. Anatol Stefanowitsch hat sich sehr intensiv mit der Problematik auseinandergesetzt und auf die häufigsten Kommentare die passenden Antworten gefunden. Diese hat er in den nun folgenden Thread gegossen. Aber lest am besten selbst.
Hier meine Antworten auf typische Reaktionen zu meinem Suppe-auf-Gemälde-Tweet.
1. „Ich finde es nicht gut, Suppe/Kartoffelbrei auf Gemälde zu kippen.“
Ja, NIEMAND findet das „gut“? Das dürfte Sinn der Sache sein.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
Hier meine Antworten auf typische Reaktionen zu meinem Suppe-auf-Gemälde-Tweet.
1. „Ich finde es nicht gut, Suppe/Kartoffelbrei auf Gemälde zu kippen.“
Ja, NIEMAND findet das „gut“? Das dürfte Sinn der Sache sein.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
2. „Die sollen lieber etwas gegen die wirklichen Verursacher der Klimakatastrophe unternehmen.“
a) Als sie sich an der Autobahn festgeklebt haben, wars aber auch nicht recht, oder? und b) WIR ALLE sind die Verursacher der Klimakatastrophe.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
2. „Die sollen lieber etwas gegen die wirklichen Verursacher der Klimakatastrophe unternehmen.“
a) Als sie sich an der Autobahn festgeklebt haben, wars aber auch nicht recht, oder? und b) WIR ALLE sind die Verursacher der Klimakatastrophe.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
3. „Ich würde die da über Nacht festgeklebt lassen und Licht und Heizung ausschalten.“
a) Du würdest gar nichts machen, wofür du vom Sofa aufstehen müsstest. b) Überlass den Umgang mit den Protestierenden vielleicht lieber dem Rechtsstaat, den du doch sonst so liebst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
3. „Ich würde die da über Nacht festgeklebt lassen und Licht und Heizung ausschalten.“
a) Du würdest gar nichts machen, wofür du vom Sofa aufstehen müsstest. b) Überlass den Umgang mit den Protestierenden vielleicht lieber dem Rechtsstaat, den du doch sonst so liebst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
4. „So werden sie niemanden von ihren Zielen überzeugen.“
a) Es sind nicht „ihre“ Ziele, es sind DEINE Ziele, wenn du in 20 Jahren noch halbwegs menschenwürdig auf diesem Planeten leben willst. b) Warum musst du „überzeugt“ werden, die Menschheit nicht zu vernichten.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
4. „So werden sie niemanden von ihren Zielen überzeugen.“
a) Es sind nicht „ihre“ Ziele, es sind DEINE Ziele, wenn du in 20 Jahren noch halbwegs menschenwürdig auf diesem Planeten leben willst. b) Warum musst du „überzeugt“ werden, die Menschheit nicht zu vernichten.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
c) Wie müsste man dich denn überzeugen, wenn dich 50 Jahre Warnungen aus der Wissenschaft nicht überzeugt haben, obwohl bisher jede Warnung eingetroffen oder übertroffen wurde?
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
c) Wie müsste man dich denn überzeugen, wenn dich 50 Jahre Warnungen aus der Wissenschaft nicht überzeugt haben, obwohl bisher jede Warnung eingetroffen oder übertroffen wurde?
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
5. „Sachschaden ist eine Straftat, das darf man nicht!“
Wow, Sherlock. Das war denen bestimmt nicht bewusst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
5. „Sachschaden ist eine Straftat, das darf man nicht!“
Wow, Sherlock. Das war denen bestimmt nicht bewusst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
6. „Protest darf nicht selbstreferenziell sein.“
Das einzige, was hier selbstreferenziell ist, sind die Leute, die darüber diskutieren, ob man Suppe auf Bilder kippen darf (Hint: ist illegal), statt darüber, ob man den Planeten zerstören sollte (Hint: ist legal).
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
6. „Protest darf nicht selbstreferenziell sein.“
Das einzige, was hier selbstreferenziell ist, sind die Leute, die darüber diskutieren, ob man Suppe auf Bilder kippen darf (Hint: ist illegal), statt darüber, ob man den Planeten zerstören sollte (Hint: ist legal).
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
7. „Wir(TM) haben früher noch korrekt(TM) protestiert – uns mit der Polizei geprügelt und so.“
Und alles, wogegen ihr protestiert habt, ist trotzdem eingetreten – vielleicht bist du nicht das Vorbild, das du zu sein glaubst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
7. „Wir(TM) haben früher noch korrekt(TM) protestiert – uns mit der Polizei geprügelt und so.“
Und alles, wogegen ihr protestiert habt, ist trotzdem eingetreten – vielleicht bist du nicht das Vorbild, das du zu sein glaubst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
8. „Wer Suppe auf Bilder kippt, verbrennt auch Bücher.“
Und wer in diesem Zusammenhang „Bücherverbrennung“ schreit, hat im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
8. „Wer Suppe auf Bilder kippt, verbrennt auch Bücher.“
Und wer in diesem Zusammenhang „Bücherverbrennung“ schreit, hat im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
9. „Wieso gehen die nicht lieber im Wald Müll sammeln, da würden sie wirklich was für die Umwelt tun.“
a) Wenn du den Unterschied zwischen Picknickabfall und Treibhausgasen nicht verstehst, hast du hier vielleicht nichts beizutragen. b) Wieso gehst DU nicht im Wald Müll sammeln?
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
9. „Wieso gehen die nicht lieber im Wald Müll sammeln, da würden sie wirklich was für die Umwelt tun.“
a) Wenn du den Unterschied zwischen Picknickabfall und Treibhausgasen nicht verstehst, hast du hier vielleicht nichts beizutragen. b) Wieso gehst DU nicht im Wald Müll sammeln?
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
und 10. „Das sind nur wohlstandsverwahrloste Mittelschichtkinder, die keine Ahnung haben.“
Und trotzdem verstehen sie, dass wir mitten in der Klimakatastrophe sind und JETZT versuchen müssen, sie wenigstens abzumildern. Da müsstest DU Alleschecker das ja erst recht verstehen.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
und 10. „Das sind nur wohlstandsverwahrloste Mittelschichtkinder, die keine Ahnung haben.“
Und trotzdem verstehen sie, dass wir mitten in der Klimakatastrophe sind und JETZT versuchen müssen, sie wenigstens abzumildern. Da müsstest DU Alleschecker das ja erst recht verstehen.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
Ach, und 11. „Das ist Lebensmittelverschwendung!“
In Deutschland landen jährlich 18 Mio Tonnen Lebensmittel im Müll. Und jetzt rechne aus, wieviel 1 Dose Suppe wiegt und wie viel Prozent von 18 Mio Tonnen das ist – das ist dann gleichzeitig der Wert deines Arguments.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
Ach, und 11. „Das ist Lebensmittelverschwendung!“
In Deutschland landen jährlich 18 Mio Tonnen Lebensmittel im Müll. Und jetzt rechne aus, wieviel 1 Dose Suppe wiegt und wie viel Prozent von 18 Mio Tonnen das ist – das ist dann gleichzeitig der Wert deines Arguments.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
Und neu dabei 12: „Mit diesen Argumenten könnte man auch einen Mord rechtfertigen.“
Nehmen wir mal an, es wäre so, dann gäbe es ja trotzdem noch Argumente gegen Mord, die für Suppe-auf-Bilder-Kippen nicht gelten.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
Und neu dabei 12: „Mit diesen Argumenten könnte man auch einen Mord rechtfertigen.“
Nehmen wir mal an, es wäre so, dann gäbe es ja trotzdem noch Argumente gegen Mord, die für Suppe-auf-Bilder-Kippen nicht gelten.
— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) October 25, 2022
Das sagen andere User:
Ja, das Thema ist ein heißes Eisen und seien wir ehrlich, auch unsere Kommentarspalte wird nach diesem Beitrag brennen. Aber vielleicht bringt dieser Thread ja doch den einen oder anderen zum Nachdenken. Die treffendsten Kommentare und Reaktionen der Leserinnen und Leser haben wir hier für euch gesammelt.
Ich finde die Aufregung darüber so albern, offensichtlich haben Leute noch zu wenig Gründe zum Aufregen, dass sie hierfür Energie finden. Ich jedenfalls nicht
— Alice out of Place 🍬🎨🐕🏳️🌈🏳️⚧️ (@AliceOutOfPlace) October 25, 2022
Ich finde die Aufregung darüber so albern, offensichtlich haben Leute noch zu wenig Gründe zum Aufregen, dass sie hierfür Energie finden. Ich jedenfalls nicht
— Alice out of Place 🍬🎨🐕🏳️🌈🏳️⚧️ (@AliceOutOfPlace) October 25, 2022
dass das Thema Klimakatastrophe endlich ankommt
— brabbeltinnbart 🤗 (@HerrTinnbart) October 25, 2022
dass das Thema Klimakatastrophe endlich ankommt
— brabbeltinnbart 🤗 (@HerrTinnbart) October 25, 2022
Klimawandel findet ja auch keiner gut. Kartoffelbrei kann man abwischen.
— Robert Möckel 🌻🇺🇦 (@MckelRobert) October 25, 2022
Klimawandel findet ja auch keiner gut. Kartoffelbrei kann man abwischen.
— Robert Möckel 🌻🇺🇦 (@MckelRobert) October 25, 2022
Strassenblockaden bringen aber auch nichts. Was kann der Handwerker denn dafür, dass er mit dem Diesel zur Baustelle muss? Der kann ja schlecht mit dem Bus kommen.
— Magnus (@magnus_magnetus) October 25, 2022
Strassenblockaden bringen aber auch nichts. Was kann der Handwerker denn dafür, dass er mit dem Diesel zur Baustelle muss? Der kann ja schlecht mit dem Bus kommen.
— Magnus (@magnus_magnetus) October 25, 2022
Die Politiker, die Umweltschutzmaßnahmen umsetzen, werden dann aber nicht wiedergewählt, da die breite Masse halt ihr Verhalten nicht ändern möchte, da sie es nicht versteht/verstehen will.
— Stefan Hildebrandt – [email protected] (@hildebrandttk) October 26, 2022
Die Politiker, die Umweltschutzmaßnahmen umsetzen, werden dann aber nicht wiedergewählt, da die breite Masse halt ihr Verhalten nicht ändern möchte, da sie es nicht versteht/verstehen will.
— Stefan Hildebrandt – [email protected] (@hildebrandttk) October 26, 2022
Was ist dein Vorschlag als Alternative? Ernst gemeinte Frage.
— Jay Prime of the Blue Ajah 🦝🌲🐋💉 (@BluejayPrime) October 25, 2022
Was ist dein Vorschlag als Alternative? Ernst gemeinte Frage.
— Jay Prime of the Blue Ajah 🦝🌲🐋💉 (@BluejayPrime) October 25, 2022
#LetzteGeneration stört bei der #Normalitätssimulation und dann lebt es sich nicht mehr so bequem in der #Verdrängungsgesellschaft. Im schlimmsten Fall muss Mensch dann selbst aktiv werden und den eigenen #Handabdruck vergrößern. Das schafft nur #Kartoffelbrei.
— HeadSoccer #Klimagerechtigkeit 1,5 Grad (@HeadSoccer_Main) October 25, 2022
#LetzteGeneration stört bei der #Normalitätssimulation und dann lebt es sich nicht mehr so bequem in der #Verdrängungsgesellschaft. Im schlimmsten Fall muss Mensch dann selbst aktiv werden und den eigenen #Handabdruck vergrößern. Das schafft nur #Kartoffelbrei.
— HeadSoccer #Klimagerechtigkeit 1,5 Grad (@HeadSoccer_Main) October 25, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu haben wir noch das: