Thread: Respektiert euer Partner oder eure Partnerin euren Beruf?
Immer wieder machen wir mit unseren Beiträgen auf Ungerechtigkeiten in der sozialen Wertschätzung von Berufen aufmerksam. Oft sind es gerade jene Jobs, die einen unverzichtbaren Eckpfeiler unserer Gesellschaft darstellen, die am wenigsten Respekt bekommen. Im finanziellen Sinne, aber selbstverständlich auch was die Arbeitsbedingungen und den öffentlichen Rückhalt angeht. Die seit Wochen streikenden Beschäftigten der Uniklinken NRW können ein Lied davon singen. Mediale Beachtung? Fehlanzeige. Prominente Unterstützer*innen? Wir haben jedenfalls keine gefunden.
Fast noch schlimmer als die Ignoranz der breiten Masse muss es sich jedoch anfühlen, wenn man im privaten Umfeld das Gefühl vermittelt bekommt, der gewählte Beruf sei aus kaum nachvollziehbaren Gründen weniger wertvoll als ein anderer. Im Falle von @AnnaHebamme sind es die Familie und sogar der eigene Partner, die ihr genau diesen verletzenden Eindruck vermitteln. Ein Thread, der uns sehr nachdenklich macht.
Respektiert euer Partner/ eure Partnerin euren Beruf?
Ich bin nämlich „nur die Hebamme“ für meinen Mann, seine und meine Verwandtschaft. Er ist der *hier respektvoller Ton* „Herr Pfarrer“ PS: habe ebenfalls ein Theologiestudium in der Anamnese— Trannaxamsäure (@AnnaHebamme) June 6, 2022
Ich kämpfe ständig um Anerkennung, schreibe Texte für Eltern und Fachpersonal, habe eine Kongresseinladung und die Reaktion ist ein grummelndes „dann brauchen wir da ja auch noch einen Babysitter“. Dass ich Hebamme studiert habe zählt nicht weil nur FH
— Trannaxamsäure (@AnnaHebamme) June 6, 2022
Ihr lieben, es geht mir weder darum seinen Beruf (er ist wahrscheinlich der beste Pfarrer, den sich eine Gemeinde vorstellen kann) zu bashen noch ihn grundsätzlich in ein schlechtes Licht zu rücken. Nur in unserer Beziehung ist der Wurm .
— Trannaxamsäure (@AnnaHebamme) June 6, 2022
So reagieren andere User*innen:
Partnerschaften sind kompliziert und von außen kaum zu beurteilen. Wahrscheinlich steht jede Beziehung hin und wieder vor Herausforderungen oder zeigt im Lauf der Zeit Reibungspunkte, über die man zu Beginn der Liebe keine Gedanken verloren hat. Aber was macht es mit einer Partnerschaft, wenn ein Teil davon dem anderen vermittelt, der eigene Beruf stünde über dem des Gegenübers? Wie kann man Wertschätzung für sich selbst einfordern, wenn man nicht bereit ist, der Person, mit der man das Leben teilt, auch dasselbe Maß an Anerkennung zurückzugeben? Kann eine solche Beziehung, in der ein künstliches Machtgefälle konstruiert und gelebt wird, eine Zukunft haben? Viele User*innen haben ihre Gedanken zu diesen Themen geäußert und @AnnaHebamme das geschenkt, was ihr in ihrem familiären Umfeld offenbar verwehrt bleibt: Wertschätzung, Anerkennung und Zuspruch. Wir haben die wichtigsten Kommentare festgehalten:
Das ist schlichtweg traurig und falsch
Mein Partner (Informatiker) ist einerseits offenkundig stolz, dass seine Frau Ingenieurin ist. Aber im Alltag wird leider deutlich, dass meine Arbeit dann doch nicht ganz so wichtig oder interessant ist wie seine…findet er.
— Anadeda (@Anadeda5) June 6, 2022
Bei unserer Verwandtschaft bin ich leider “nur Tierarzt” und die 11 Semester + Promotion etc. spielen keine Rolle weil ich kein “echter Arzt” bin. Mein Partner sieht und respektiert meine Arbeit, der Rest seiner Verwandtschaft eher nicht.
— Schlaftier (@narkosetierarzt) June 6, 2022
Warum ist das nicht selbstverständlich?
Ich werde sowas nie verstehen. Job ist Job (auch als Hausfrau) – ob mit oder ohne Studium.
— Katharina Desery (@kdesery) June 6, 2022
Was läuft hier verkehrt?
Abwertung vom eigenen Mann könnte ich nicht tolerieren.
Zumindest die weibliche Verwandtschaft sollte wissen, was eine Hebamme tut.
Tut mir leid für Dich!— 🐾 Frollein Cortarex ® 🐾 (@Frollein_Cortex) June 6, 2022
Die Frauen sind die krassesten. Vor allem die Frauen meiner Seite. Ja holla. Hallo, ich eröffne eine Praxis- ja was sagt da dein Mann dazu? Stört ihn das nicht ? 🥺
— Trannaxamsäure (@AnnaHebamme) June 6, 2022
Kann man Menschen, die sich so verhalten, überhaupt zufriedenstellen?
Das ist sehr traurig. Welchen Beruf solltest du denn haben, damit er und seine Familie dich respektieren?
— Katharina Desery (@kdesery) June 6, 2022
Ich glaube es wäre alles besser wäre ich Pfarrerin. Dann könnte ich die Gemeinde wuppen, er promovieren und so. Oder im Idealfall Hausfrau. Dr.theol.Hausfrau. Das würde mich über alles heben 😫
— Trannaxamsäure (@AnnaHebamme) June 6, 2022
Falls sich jemand abschauen möchte, wie Wertschätzung funktioniert: Eine Seite dieser Beziehung macht das vorbildlich
Sorry, aber dein Mann verdient seine Brötchen damit, Leuten erfundene Geschichten zu erzählen, die ein patriarchales, misogynes System stützen und spricht dir ab, was Sinnvolles zu machen?
[hier hysterisches Lachen einfügen]— Wortgewitter (@EnaAusDemSueden) June 6, 2022
Er ist wirklich super in seinem Job und kann dort eben genau das was er daheim nicht macht. so einfach ist es leider nicht
— Trannaxamsäure (@AnnaHebamme) June 6, 2022
Alle Menschen, die schon einmal in einem Kreißsaal waren, können das bestätigen!
Und ich finde übrigens, dass Hebammen wirklich mit die anspruchvollste und wunderbarste und belastendste und grossartigste Tätigkeit ever haben und auf Sänften getragen werden sollten,
Grüsse an zu Haus!!— Gyns n’Talk (@GynsNTalk) June 6, 2022
„Nur die Hebamme“? Hebamme ist einer der ältesten und wichtigsten Berufe der Welt. Frauengesundheit würde noch immer auf Steinzeitniveau sein, wenn es keine Hebammen gegeben hätte seit tausenden von Jahren weltweit.
Schin im alten Testament haben fachkundige Frauen das getan,
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) June 6, 2022
was Du heute tust und damit mehr Frauen und Babies das Leben gerettet, als es die Theologie wohl jemals tun kann.
Ich finde es echt traurig, dass Deine Familie so denkt. Du kannst sehr stolz auf Dich sein und auf die Geschichte Deines so wichtigen Berufs ❤️
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱😷💉💉💉💉 (@BentsCristin) June 6, 2022
Deswegen nennt sich das Partnerschaft
Puh, das klingt für mich sehr verletzend, was du erzählst. Das wäre ganz schlimm für mich. Mein Mann hat eine riesige Wertschätzung für mich und meinen Beruf und null Toleranz dafür, wenn jemand meinen Job als Hobby abtut. Umgekehrt genauso natürlich.
— Nora Imlau (@NoraImlau) June 6, 2022
Ja, das tut er. Manchmal wertschätzt er meine Lebensaufgabe mehr als ich selber.
Ich bin Mutter, Hausfrau und alles, was ich darüber hinaus täglich tue, mache ich ohne finanzielle Gegenleistung.
Er spricht immer und zu jeder Zeit nur hochachtungsvoll von meiner Arbeit.— jadekompendium (@jadekompendium) June 6, 2022
Wir möchten uns kein Urteil über den Zustand dieser Beziehung anmaßen. In jedem Fall schließen wir uns den vielen User*innen an, die der Userin Anerkennung und Wertschätzung für ihren tollen und unersetzbaren Beruf zusprechen. Alles Gute, @AnnaHebamme!
Wenn euch das Thema „Respekt im Berufsleben“ auch beschäftigt, möchten wir euch diesen Thread ans Herz legen: