Wir haben ein merkwürdiges Verhältnis zu Beruf und dem, was man als „Karriere“ bezeichnet. Oft bekommen Professionen, die sehr wenig für die Gemeinschaft tun, deutlich mehr Anerkennung als solche, ohne die unsere gesamte Gesellschaft binnen kürzester Zeit zusammenbrechen würde. Zumindest wenn man die Anerkennung in Geld misst – und das muss gestattet sein, immerhin kostet das Leben Geld. Und wenn man beispielsweise Pflege- und Servicekräfte durch niedriges Gehalt bei gleichzeitig hohen Lebenshaltungskosten aus den Städten verdrängt und soziale Teilhabe erschwert, dann zeigt dies in erster Linie eins: mangelnde Anerkennung. Zur Wertschätzung gehört natürlich noch mehr als das Gehalt, aber auch damit sieht es oft nicht rosig aus. Ob Supermarkt, Autovermietung, Hotel oder Reinigung – Servicekräfte aller Art können ein Lied davon singen, wie sie regelmäßig von Kunden behandelt werden. Dabei arbeiten gerade diese Menschen oft im Dauerstress und das auf dem Präsentierteller unserer Gesellschaft. Davon kann auch Twitteruserin @serralein ein trauriges Lied singen.
Ich hab in der Promotionsphase nebenbei in nem Café gearbeitet. An einem sehr stressigen Tag wurde ein Gast etwas unfreundlich, weil er etwas länger warten musste. Ich entschuldigte mich, bat um Verständnis, er möge sich doch vielleicht einmal in unsere Situation versetzen, …
— 💙Sarah💛 (@serralein) May 29, 2022
…denn wir gäben hier wirklich unser Bestes.
„Muss ich nicht.“, sagte er. „Ich habe im Gegensatz zu euch etwas Ordentliches gelernt.“
Seid bitte niemals so. Zu niemandem. Danke.
— 💙Sarah💛 (@serralein) May 29, 2022
So reagieren andere User*innen:
Was sagt es über einen Menschen aus, wenn man den Respekt daran knüpft, ob das Gegenüber nach eigener Meinung „etwas Ordentliches“ gelernt hat? Nichts Gutes vermutlich. Dennoch hat sich „nach oben buckeln, nach unten treten“ inzwischen etabliert. Diesen Schluss kann man zumindest ziehen, wenn man einen Blick in die Reaktionen wirft. Wir haben wie üblich die treffendsten Kommentare für euch zusammengetragen. Unser Fazit: Bitte behandelt andere schlichtweg so, wie ihr auch behandelt werden möchtet.
So ist es!
Das ist absolut keine Art. Man sollte zu allen Menschen , egal welchen Beruf sie ausüben, höflich , respektvoll und wertschätzend sein!
Leider gibt es immer ein paar Idioten🙄— S. Lehmann (@seppoberlin) May 30, 2022
Wow!
Eine Gästin hat mir mal gewünscht, dass ich in die Hölle komme, weil ich ihr das steinharte Stück kuchen 45 Minuten nach Ladenschluss, 10 Std Schicht ohne Pause vergessen hab anzubieten, bzw vergessen habe, dass es noch da ist, weil ich mal nach Hause wollte und zu hatte.
— Miez_tweets (@Potato_mortale) May 30, 2022
Manchen Leuten möchte man ihren eigenen Unsinn in einer PowerPoint-Präsentation vorführen
es ist leider sehr verbreitet das Personal in der Dienstleistungsbranche (Gastro, EInzelhandel etc) nicht als Menschen angesehen werden.
Hat man gerade in der CoronaPandemie wieder sehr deutlich gesehen— Moiraley 🏡 (@Moiraley1986) May 30, 2022
wie oft ich gehört habe „Häh wieso soll ich Maske aufsetzen hier ist doch kein Mensch ausser mir?“
obwohl ich DIREKT vor dem Gast stand…
und viele Gäaste benehmen sich als wäre man nicht Mitarbeitende*r sondern persönlicher Diener— Moiraley 🏡 (@Moiraley1986) May 30, 2022
Da hatte ich mir für mein Geld mehr versprochen
Eine Kundin meinte auch, ich hätte ja in der Schule besser aufpassen können. (Abitur,aber kein Studium)
Eine andere war enttäuscht, dass ich bei dem Raubüberfall mit Waffe am Hals nicht auch noch vergewaltigt worden bin. Das war ihr nicht spektakulär genug.— Maja (@strandnixe99) May 30, 2022
Sind das dieselben, die von Kindern erwarten, immer Bitte und Danke zu sagen?
Mir hat ein Gast mal erklärt, dass ich das dümmste bin, was ihm im Leben begegnet ist. Ich habe ihn dann ganz freundlich zur Tür begleitet. Ich bin heute noch froh, dass ich in solchen Situationen absolut abgebrüht war. Das kann leider nicht jeder.
— Gustl (@Gustl04778217) May 30, 2022
Hand -> Stirn
Ich habe beim Klassentreffen erzählt, dass ich an einer Realschule unterrichte. Reaktion: „Fürs Gymnasium hat es wohl nicht gereicht.“
… tatsächlich dürfte ich ans Gymnasium und hatte ein 1er Examen, ich möchte aber nicht 🙄— Die_Klassenmutti (@DKlassenmutti) May 30, 2022
Warum ist das nicht längst Standard?
Mein Ausbilder hat immer gesagt, dass der/die Kund*in König*in ist. Er erwarte aber auch, dass die sich auch dementsprechend benehmen 👍 benahm sich jemand daneben, stand er uns immer bei. Dieses Zeichen war so wichtig für die Aussenwahrnehmung.
— ElMa (@e_l_m_a_) May 30, 2022
Dabei arbeiten die mit dem rudimentären Englisch leidenschaftlich am Mikrofon 😉
Mein täglich Brot im ICE Restaurant. Min 1x die Woche glaubt einer ich wär zu doof mir eine Bestellung zu merken, auch nur rudimentäres Englisch zu sprechen, meist glaubt man ich verstehe überhaupt nicht was man von mir willNunja ich bin genau so dumm wie mein Gegenüber erwartet
— KatjesClaudia💉💉💉🩹 (@ClaudiNangsuu) May 30, 2022
Das wäre natürlich doof
Wenn alle was nach seiner Ansicht vernünftiges gelernt hätten,wo will er dann wohl einkaufen?Oder essen gehen?Oder die Haare schneiden lassen?Würde er dann evtl. in seiner zugemüllten Bude (Müllabfuhr ist ja sicher auch nix vernünftiges) sitzen und sich durch die Begunien grasen?
— sleepless_medic (@MedicSleepless) May 30, 2022
Karma ist was Schönes
Ist meiner Kommilitonin auch passiert. Richtig fies beleidigt („so ne Loserin“). Ein paar Monate später war der Typ in der Notaufnahme und sie Assistenzärztin. Sie ganz frech:„Darf die Loserin ihnen helfen?“😉
— iHedgehog (@iHedgehog) May 30, 2022
Es macht übrigens überhaupt keinen Unterschied, welchen Abschluss ihr habt oder was ihr arbeitet: Jeder Mensch hat Respekt verdient
Ich arbeite für den Staat. Ihr glaubt nicht, wie viele der Beamten hier einen Nebenjob haben: Kino, Wochenmarkt, Café, Pizzaservice,…..
Davon mal abgesehen, dass die Antwort unverschämt ist, sagt der Job nichts über die Ausbildung.— Juli (@Ju_like_me) May 30, 2022
Weil manche Menschen vielleicht ein wenig Nachhilfeunterricht gebrauchen könnten: