Thread: Mädchen in Shorts
Menschen werden nicht per se mit Eigenschaften und Verhaltensweisen geboren. Sie entwickeln sich. Ein großer Punkt dabei ist, dass es in unserer Gesellschaft Geschlechterrollen gibt, die wir erfüllen sollen, weil wir andernfalls mit Diskriminierung oder Ausgrenzung rechnen müssen. Dass Jungen Männlichkeitsanforderungen und Mädchen Weiblichkeitsanforderungen gerecht werden sollen, kennt ihr sicher schon als Rosa-Hellblau-Falle. Kleidervorschriften (zum Beispiel an Schulen oder Universitäten) für Mädchen und junge Frauen hieven diese Problematik auf ein ganz anderes Level. Die Erwartungshaltung „Bloß nicht zu freizügig!“ vermittelt, dass Frauen ihre Kleidung mit Hinblick auf das Wohlbefinden des anderen Geschlechtes wählen sollen. Dadurch wird impliziert, dass sie die Verantwortung dafür tragen, ob sie von Männern sexualisiert werden oder nicht. Und dass die Reaktionen der Männer unveränderlich, ja sogar unschuldig sind. Klingt bekannt? Ist es auch! Denn das ist eigentlich schon eine Täter-Opfer-Umkehr, wie sie nach sexuellen Übergriffen vorkommt, wenngleich es auch nur die Vorstufe davon ist. Die Twitteruserin @ALavoyer hat über diese Problematik den nun folgenden sehr informativen Thread geschrieben. Solltet ihr gelesen haben!
Da sich wieder zeigt, wie stark Mädchen in kurzen Shorts und Kleidervorschriften die Gemüter erhitzen und wie selbstverständlich es hingenommen wird, Mädchen- und Frauenkörper aufgrund ihrer Kleider zu sexualisieren, möchte ich das Wichtigste dazu zusammenfassen. Ein 🧵.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Diese in unserer Gesellschaft internalisierte Objektifizierung von Mädchen- und Frauenkörpern ist weder gottgegeben, noch hat sie mit dem vermeintlich unbändigen unveränderbaren Sexualtrieb von Männern zu tun. Sondern: mit internalisierten patriarchalen misogynen Haltungen.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Wenn man gewisse Kleider verbietet, geht es nicht um den vermeintlichen Schutz der Mädchen, sondern um ein konservatives Geschlechterrollenverständnis und ein verinnerlichtes Ressentiment gegenüber Mädchen, die sich sogenannt „billig“ kleiden und von denen man sich abgrenzen will
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Das eigentliche Problem sind nie die Kleider von Mädchen und Frauen. Sondern die Täter-Opfer-Umkehr, indem von den Mädchen erwartet wird, dass sie ihre Kleidung ändern sollen, statt die Buben und Männer ihr belästigendes Verhalten.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Was wir tun, ist den Mädchen den sogenannten ‚male gaze‘ zu vermitteln. Aus dieser rein männlichen Sichtweise heraus ist es ok, dass die Männer die Definitionsmacht darüber haben, welche Kleidung adäquat ist – und welche nicht. Was auch von vielen Frauen übernommen wird.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Es darf nicht sein, dass Mädchen heute immer noch vermittelt wird, dass sie ihre Kleidung mit Hinblick auf das Wohlbefinden der Männer wählen sollen. Es darf nicht sein, dass Mädchen gelehrt wird, dass sie die Verantwortung dafür tragen, ob sie sexualisiert werden oder nicht.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Und es darf nicht sein, dass die «Männer sind halt so» Haltung hochgehalten wird. Eine Haltung, die besagt, dass männliches Verhalten unveränderbar ist und die Frauen diejenigen sind, die sich anpassen müssen, wenn sich was ändern soll.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Wenn Vorschriften, dann aufs absolut Nötigste reduzieren: Genitalien, Gesäss und Brustwarzen mit undurchsichtigen Kleidungsstück bedecken./Oberteil und Unterteil plus Schuhe sind Muss./Keine diskriminierenden, rassistischen, sexistischen, gewaltverherrlichenden Texte oder Bilder.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Viel wichtiger als Kleidervorschriften finde ich, dass mit den Schüler:innen über Bodyshaming, Geschlechterstereotype, Marginalisierung, Ungleichbehandlung und Sexismus gesprochen wird. Denn Sexismus und Ungleichbehandlung sind der beste Nährboden für sexualisierte Gewalt.
— Agota Lavoyer (@ALavoyer) April 27, 2022
Das sagen andere User:
Auf den Punkt! Besser kann man es nicht ausführen. Falls ihr neugierig seid, was die Leserinnen und Leser zu sagen hatten: Wir haben ein paar der treffendsten Kommentare und Reaktionen für euch zusammengetragen.
Möchte ergänzen: mein Vater hat das erst 20 Jahre später von mir erfahren und war erschüttert. Hat sie gefragt, weshalb sie das gesagt hat. Schulterzucken.
— Zuckerwaffe 🤷🏻♀️ (@Zuckerwaffe1) April 27, 2022
Das wird sich auch ändern müssen, bei 39 Grad werden auch Männer kurze Hosen tragen müssen auf die Dauer. Die Zeiten mit wenigen einzelnen Tagen über 30 Grad sind vorbei.
— Lissys Rolfchen 💙💛 (@LissysFrauchen) April 27, 2022
Ich bin stolz darauf, so was in der Schul- und Hausordnung verhindert zu haben. 🙂
— Stefan Sasse 🇪🇺 (@StefanSasse) April 27, 2022
Bei deutlich über 30 Grad sollte das niemandem zugemutet werden, Shorts und ärmellos ist da absolut notwendig.
— Lissys Rolfchen 💙💛 (@LissysFrauchen) April 27, 2022
Vielen Dank für diesen Thread. Ich sehe es genauso.Als ich in der Schule meines Kindes einen „Schulvertrag“ unterschreiben sollte, dass Mädchen immer bedeckt zu kleiden sind (Grundschule), bin ich ausgeflippt. Die Jungs könnten sonst nicht mehr lernen. Das System lebt weiter.
WTF— Regenbogen für Eulen 🌈🦉🌈 (@EuleGlitzer) April 27, 2022
Frauen in „knappen“ Klamotten erleben keine Übergriffe von lesbischen Frauen – an den Klamotten kann es also nicht liegen!!!
Danke für diesen wichtigen Thread 🙏🏽— Johanna Pxyz (sie/ihr) (@johanna_pxyz) April 27, 2022
Wir arbeiten in einem großen Schwimm/Freizeitpark. Kann es nicht verstehen, das Frauen sich verhüllen/verkleiden sollen, während Männer ihre TiTten frei zeigen dürfen. Mache der Männer und Jungs haben bestimmt C Körbchen.🤢
— Habuko (@SteveBeckmann4) April 28, 2022
Vielen Dank für euere Aufmerksamkeit! Vielleicht interessiert euch ja noch dieser Beitrag über Geschlechterrollen: