Thread: Lasst uns über Kuhmilch sprechen
Wisst ihr, was das Tolle daran ist, im 21. Jahrhundert zu leben? Es gibt für alle Lebensbereiche plötzlich Alternativen, bei denen man bis vor ein paar Jahren noch dachte, da würde sich niemals etwas ändern. Die Zahl der Raucher geht stetig zurück, immer mehr Menschen verzichten aufs Auto und ernähren sich überwiegend vegetarisch oder sogar vegan. Auf die Gefahr hin, in ein Wespennest zu stoßen, möchten wir mal ausführlich über den Konsum von Milchprodukten reden. Um die CO2-Fußabdrücke für die Herstellung von Milch und ihren Produkten soll es dabei aber gar nicht so sehr gehen. Vielmehr um die Verträglichkeit für den menschlichen Körper.
Der Genuss von tierischen Produkten hat den Menschen in Zeiten latenter Unterversorgung einen evolutionären Vorteil verschafft. Die eiweißhaltige Ernährung förderte nachweislich unsere Entwicklung. Dabei waren unsere Körper anfänglich gar nicht für den Verzehr von tierischen Produkten ausgelegt und sind es teilweise immer noch nicht so ganz. So konnte unser Verdauungsapparat zum Beispiel relativ wenig mit rohem Fleisch anfangen. Erst als der Mensch lernte, es zu kochen bzw. zu braten, konnte er mehr davon zu sich nehmen. Bei der Milch ist es ein bisschen anders gelaufen, hier passte der Mensch durch den Konsum seinen Verdauungsapparat an. Und da kommt der nun folgende Thread ins Spiel. Der Twitteruser @realMaskedDoc hat nämlich sehr genau beschrieben, warum einige von uns sich in puncto Milchkonsum oft etwas vormachen oder gar nicht richtig informiert sind. Aber lest am besten selbst.
#Kuhmilch ist das beste, gesündeste und vollwertigste Lebensmittel, das es gibt. Es enthält alles, was der Körper braucht.
Vorausgesetzt, Du bist ein Kalb.
Thread ⬇️
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Ich habe immer wieder Patienten mit hohem Leidensdruck, die über ihre #Lactoseintoleranz klagen.
Sie würden zwar Lactasekapseln oder Minus-L Produkte nehmen, hätten aber trotzdem immer wieder Beschwerden.
Es ist mir deshalb ein Bedürfnis, etwas klarzustellen:
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
#Lactoseintoleranz ist KEINE Krankheit, sondern der Normalzustand!
Die Abweichung von der Norm nennt sich Lactasepersistenz.
Menschen, die im Erwachsenenalter noch Lactose verstoffwechseln können, sind, wenn man so will, „Mutanten“.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
In weiten Teilen Asiens vertragen Erwachsene standardmäßig keine Milchprodukte.
Spannenderweise ist Osteoporose dort viel seltener, als in unseren nord-westlichen Industrienationen.
(Wovor soll Milch uns nochmal schützen?)
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Ein weiterer „Klassiker“ in meiner Sprechstunde ist auch der folgende Dialog zum Thema #Cholesterin:
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
„Ich weiß gar nicht, woher meine hohen Cholesterinwerte kommen, ich esse fast gar kein Fleisch.“
„Und wie ist es mit Milchprodukten?“
„Ja, viel Käse, Butter, Joghurt, Quark…“
Jeder dieser Patienten, der sich auf ein paar Wochen „milchfreie“ Ernährung eingelassen hat…
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
…hatte hinterher signifikant niedrigere Cholesterinwerte (im Schnitt ca. 20%).
Der Effekt war vergleichbar mit einer niedrigen Statindosis und deutlich höher als bei Verzicht auf Fleisch alleine.
Auch bei anderen Erkrankungen (Diabetes/Rheuma) ist Milchverzicht oft hilfreich.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Es gibt in der Natur, im Gegensatz zu jeder anderen Ernährungsform, auch kein Korrelat für Milchkonsum.
So ist es bei Tieren zwar weit verbreitet, Fleisch, Fisch, Honig oder Eier zu essen. Auch Aas, Blut oder Exkremente sind „übliche“ Nahrungsmittel im Tierreich.
(Sorry)
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Aber KEIN anderes Lebewesen konsumiert im Erwachsenenalter noch Milch. Und schon gar nicht von einem artfremden Lebewesen.
Wäre der Mensch auf diese Nahrungsquelle angewiesen, wäre er eine totale evolutionäre Fehlkonstruktion.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
„Aber woher soll ich denn sonst genug Eiweiß bekommen?“
Gegenfrage: Woher bekommen Asiaten ihr Eiweiß?
Es muss aber auch nicht immer Soja/Tofu sein:
Ganz regional und traditionell sind z.B. Linsen, Bohnen und Erbsen hervorragende Eiweißquellen, genauso wie viele Nüsse.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Neben den gesundheitlichen Gründen, auf Milchprodukte zu verzichten, gibt es darüber hinaus ethische (#Massentierhaltung) und ökologische (Flächenverbrauch, Wasserverbrauch, #Nitratbelastung, #Klimaschutz).
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Also Leute, lasst die Milch den Kälbchen, und esst pflanzenbasiert.
Es gibt heute so viele Milchalternativen (Hafer, Mandel, Soja, Reis…), genauso wie leckeren Pflanzenkäse – ganz ohne Chemie.
Und je mehr diese Produkte nachgefragt werden desto schneller wächst das Angebot.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 24, 2021
Ergänzung (weil die Antwort nun schon mehrfach kam):#Mangelernährung kommt bei jeder Ernährungsform vor. Egal ob omnivor, vegetarisch, vegan: JEDER sollte sich mit seiner Ernährung auseinandersetzen.
Currywurst und Chickennuggets sind keine Vitaminbomben, …
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 25, 2021
… die alles enthalten, was der Körper braucht. Im Gegenteil stelle ich Eisen-/B12-/Folsäuremangel sogar fast nie bei Veganern fest – weil diese sich meist intensiv mit ihrer Ernährung befasst haben.
Nun noch zu den bösen „Vitamin B12 Kapseln“:
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 25, 2021
Wer sich vegan ernährt, muss Vitamin B12 supplementieren. Das stimmt. Alles andere kann man aus pflanzlichen Quellen beziehen.
Allerdings wird Vitamin B12 heute auch in großem Stil in der Massentierhaltung supplementiert.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 25, 2021
Das heißt, ich kann entweder selbst eine B12 Kapsel nehmen, oder ich esse eine Kuh (ein Schwein etc.) das eine B12 Kapsel genommen hat.
Letzteres finde ich persönlich ja etwas ineffizient.
— ‚The masked Doctor‘ (@realMaskedDoc) July 25, 2021
Fazit und User-Kommentare:
Eins vorneweg, wir wollen hier niemanden missionieren oder bestimmte Ernährungsentscheidungen dämonisieren. Wer gerne Milchprodukte zu sich nimmt und das kann, soll das natürlich gerne weiter tun. Zu behaupten, der menschliche Körper bräuchte diese zwingend, entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, Milch von ihrem Speiseplan zu streichen. Positive Aspekte dabei gibt es genug, sei es für die Tiere, für die Umwelt oder die Gesundheit. Und es ist auch gar nicht schwer, sich umzustellen, wenn man sich einmal dafür entschieden hat. Für die Milch in eurem Kakao, Kaffee oder zum Kochen und Backen gibt es mittlerweile unzählige wohlschmeckende und preislich ähnliche Alternativen, die noch dazu die Möglichkeit bieten, geschmackliche Abwechslung in euren Speiseplan zu bringen und die sogar einen höheren Nährwertgehalt als klassische Kuhmilch bieten. Bei Joghurt, Eis und Käse sieht die Sache – das müssen wir leider zugeben – noch nicht ganz so gut aus. Die Alternativen sind momentan noch etwas teurer und die Auswahl ist noch lange nicht ganz so groß. Doch verglichen mit dem Angebot der Vorjahre sind vegane Ersatzprodukte längst keine Randerscheinung mehr und werden immer günstiger. Wer keine Angst vor Veränderungen hat, wird keine Probleme haben, sich ohne Milchprodukte zu ernähren, und auch nichts vermissen. Es spricht auch nichts dagegen, ab und zu zum Original zurückzukehren, wenn man denn will. Man muss nicht unbedingt eine Grundsatzentscheidung treffen. Es reicht schon, offen zu sein, die Alternativen zumindest einmal zu probieren, bevor man sich ein Urteil erlaubt. Wer weiß, vielleicht schmecken sie euch am Ende ja sogar besser. Zum Abschluss haben wir noch ein paar User-Kommentare für euch zusammengetragen.
Ich bin laktoseint. Habe jahrelang, wie du schilderst, Milchprodukte konsumiert und dazu Laktase genommen. Meine Bauchbeschwerden wurden besser – aber ganz weg gingen sie nicht. Mein Hausarzt sagte mir irgendwann „Kein Tier würde etwas essen, das es nicht verträgt!“.
— Boudicca (@Boudicca281) July 24, 2021
Das hat mich ins Grübeln gebracht. Er sagte mir auch, fermentierte Milchprodukte werden besser vertragen. Hier gibt es nur noch Hafermilch, selten mal fermentiertes wie Joghurt oder Quark. Hab nur noch sehr selten Beschwerden, kein Vergleich zu früher!
— Boudicca (@Boudicca281) July 24, 2021
Also das mit dem leckeren Pflanzenkäse würde ich bestreiten aber beim Rest bin ich dabei
— Amir (@germanpharmaco) July 24, 2021
Habe lange gesucht. Der vom SimplyV ist genießbar zum Überbacken und als Scheibenkäse.
Aber eine richtige Käseplatte🤷🏼♀️ gibts nicht vegan😔— JacyJu🔴🔴🔴 (@JacyLu76) July 24, 2021
Mein Partner und ich sind auf Hafermilch umgestiegen.
Nur Käse, Quark, Ei, Eis und Butter sind noch mit Kuhmilch.
Allerdings achten wir beim Käse auch auf das Lab, da mein Partner Vegetarier ist.
Persönlich meine ich auch, dass es einen Vorteil für das Hautbild hatte zu wechseln— SchneeMotte (@MotteSchnee) July 24, 2021
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, wer bereits nach Fleischersatzprodukten sucht, kann sich ja mal in diesen Beitrag reinklicken: